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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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Lucys Einschätzungen gründeten auf reiner Hysterie, die zu Beginn der Epidemie gesät worden war? Die Sweeper, die S’ans ... Sie sah zu Sammy. Was die S’ans betraf, hatte sie vollkommen falsch gelegen. Worin täuschte sie sich noch? Stimmte es, dass diese Leute nur versuchten, die gesamte Situation zu verbessern, sicherer zu machen?
    Dr. Lessing kam einen Schritt näher. Simmons folgte ihr, aber sie bedeutete ihm, wieder zurückzutreten. Die Sweeper blieben, wo sie waren. Ein feines Lächeln bog den Mund der Ärztin.
    »Lucy, du bist völlig erschöpft! Du hattest es ja auch lange Zeit sehr schwer«, begann sie. »Aber dieser aufreibende Kampf ums Überleben kann jetzt ein Ende finden. Wir möchten uns gern um dich kümmern. Und um deine Freunde.« Ihr Lächeln wurde breiter. Sie wartete, ihren Blick fest auf Lucy gerichtet.
    Lucy trat von einem Fuß auf den anderen. Ihre Arme schmerzten. Der Griff ihres Messers fühlte sich rutschig an. Wie lange konnte sie dieser Konfrontation noch standhalten? Ob sie die Sweeper einfach angreifen sollten? Lucy hatte nicht den Eindruck, dass sie damit rechneten.
    »Ich biete euch allen ein Bad, ein Bett und am Morgen ein ordentliches Frühstück an.«
    Lucy fühlte, wie ihre Widerstände dahinschmolzen. Ihre Hände sanken ein wenig herab. Dr. Lessing kam noch einen Schritt näher. So nah, dass Lucy eine Spur Gesichtscreme in einer Nasenfalte sehen konnte. Das erinnerte Lucy an ihre Mutter. Sie sah zu Sammy, der immer noch seine Maske trug. Dann zu Aidan. In seiner Miene spiegelte sich die Erschöpfung, die sie selbst erfüllte.
    Sie versuchte sich auf eine Fähigkeit zu besinnen, die sie sich während ihrer Zeit in der Wildnis angeeignet hatte: die Fähigkeit, Gefahren einzuschätzen, Angreifer zu wittern und aus einem Bauchgefühl heraus eine rasche Entscheidung zu treffen. Jetzt aber war ihr Instinkt getrübt. Sie dachte nur, wie wunderbar ein heißes Bad wäre, und an die entwaffnende Freundlichkeit in Dr. Lessings Blick. Und was war mit Aidan? Aidan litt offensichtlich unter Schmerzen. Hier würde mansich um ihn kümmern können. Es war genau das, wozu die Belegschaft ausgebildet war.
    »Aber wir können wieder gehen, wenn es uns passt? Und keine weiteren medizinischen Versuche ohne unser Einverständnis?«
    »Selbstverständlich.«
    Lucy ließ ihr Messer sinken. Dr. Lessing klatschte in die Hände.
    »Ja?«, fragte sie. »Das freut mich.«
    »Einen Augenblick«, schaltete Aidan sich ein. Er fasste Lucy am Arm und zog sie an sich heran. Den Hammer hielt er immer noch bereit. »Ist das dein Ernst?«, fragte er Lucy. »Willst du das wirklich?«
    Lucy entging nicht, dass er das Gesicht verzog, als er seinen Arm bewegte. Er presste den Ellbogen gegen seine Rippen, als wenn sie herunterfallen könnten.
    »Ich weiß es nicht. Ich fühle mich verwirrt, kenne mich nicht mehr aus. Aber ich habe das Gefühl, sie könnte die Wahrheit sagen.«
    Er nickte. »Du bist diejenige, die am längsten mit ihr gesprochen hat. Und mit deinem Instinkt liegst du ja meistens ziemlich richtig.«
    »Meinst du?« Lucy spürte, wie sie rot wurde.
    Er streichelte ihren Arm. »Ja. Allerdings nicht immer«, knurrte er. »Manchmal brauchst du eine ganze Weile, bis der Groschen fällt.«
    Sammy trat herbei und stellte sich Schulter an Schulter mit ihnen. Sein Rücken war kerzengerade, seine Hand hielt dieSichel so fest umklammert, dass seine unterlaufene Haut an den Knöcheln weiß war.
    »Ihr kauft ihr das doch hoffentlich nicht ab?«, fragte er. »Die ist genau wie eine ehemalige Lehrerin von mir: Machte erst auf nett und fair und verständnisvoll – und kaum hatte man nicht aufgepasst, stand man beim Direktor im Büro.«
    »Das war in der zweiten Klasse«, entgegnete Aidan.
    »Mag sein, aber sie ist genau derselbe Typ. Habt ihr Leo vergessen? Und dass sie dir, Lucy, ohne dein Einverständnis Blut abgenommen hat? Und diese Leute da ... so richtig freundlich wirken die auch nicht, oder?«
    Während er das sagte, ließ er die Sweeper nicht aus den Augen. Lucy sah sich um und bemerkte, dass sie zwar locker verteilt im Foyer standen, dabei aber ihre Elektroschocker gezückt und eingeschaltet hatten. Auch wenn Dr. Lessing so tat, als wäre hier alles völlig entspannt und zivilisiert – letzten Endes verließ sie sich doch immer auf die Gewalt.
    »Du hast recht.«
    Sammy schob sich vor Aidan und Lucy.
    »Was ist mit Leo?«, rief er der Ärztin zu. »Als er von hier zurückkam, war er krank. Weil Sie ihn

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