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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes
Autoren: Jo Treggiari
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haben.«
    Sie warf ihm einen kurzen Blick zu, aber er war völlig ernst. Er hob die Augenbrauen und fuhr sich erneut mit einer Hand durchs Haar.
    Sie erwog den Sprung auf den Boden. Vielleicht konnte sie sich, bevor sie landete, noch von einem Ast abstoßen und auf diese Weise, ehe sie losrannte, ein Stück Vorsprung vor der Meute gewinnen, die sie auf etwa ein Dutzend Hunde schätzte. Und außerhalb ihrer Sichtweite noch ein paar mehr – im Dunkeln, bei dem Hund, der durch sein Heulen ihre Anwesenheit verkündet hatte. Lucy blinzelte in die zunehmende Finsternis, versuchte, einen Hinweis darauf zu finden, dass die Sweeper kamen. Ob sie in der Lage war, einen Hund zu töten? Wenn es sein musste ... Aber würde das die anderen davon abhalten, sie anzugreifen? Oder würde das Blut eher die Mordgelüste der Meute wecken?
    »Gib mir dein Halstuch«, forderte Aidan und zeigte auf ihre verletzte Hand.
    »Warum?«
    »Mach schon!« Er wedelte ungeduldig mit der Hand, weil sie nicht reagierte. Schließlich streckte Lucy ihm den Arm entgegen und er knotete das Tuch auf. Frisches Blut befleckte das weiß-blaue Paisleymuster. Wo es schon getrocknet war, prangten rostfarbene Flecken. Aidan schob das Tuch in die Gesäßtasche seiner Jeans und zog zwei große, glatte Steine und eine Schleuder aus seiner Sweatshirttasche. »Bleib hier, bis sie weg sind. Sie sind genauso schnell wie du«, riet er.
    »Was hast du vor?«
    Er lächelte. Seine Zähne waren sehr weiß.
    Am Fuß des Baumes drückten sich die Hunde zu einer dichten Menge ruhender Körper zusammen. Aidan legte einen Stein in die Gummilade seiner Schleuder und zog sie mit zwei Fingern nach hinten. Der Stein flog zischend durch die Luft und knallte mit einem scharfen Laut gegen einen Baumstamm am Rand des Wäldchens. Behaarte Schädel schossen in die Höhe, und schon sprangen die Hunde in die Richtung, aus der der Laut gekommen war. Schnell legte Aidan den zweiten Stein in seine Schleuder und schoss ihn gegen einen Baum, der noch ein Stück weiter entfernt stand. Dann schwang er sich mit einer geschmeidigen Bewegung von seinem Ast, ergriff den nächstunteren und kletterte rasch vom Baum, bevor Lucy ein Wort hervorbrachte. Die letzten zwei Meter sprang er und landete sanft auf den Füßen. Das Halstuch hatte er schon gezückt. Er hielt es in der Hand, währender in entgegengesetzter Richtung der Meute davonlief und sich alle paar Schritte bückte, um den Stoff über den Boden zu schleifen. Als er das Wäldchen hinter sich gelassen hatte, blieb er stehen, drehte sich um und hielt auf der Kuppe eines kleinen, mit Gras bewachsenen Hügels einen Augenblick lang inne. Dann stieß er einen wilden, geradezu euphorischen Schrei aus. Er schallte durch den Wald und die Hunde beantworteten ihn.
    Aidan hob das Halstuch, das sich wie eine Flagge vor dem Himmel abzeichnete, und schwang es schreiend und johlend durch die Luft, bevor Lucy ihn in Richtung See verschwinden sah. Ein vielstimmiges Bellen brandete auf, dann raste die Meute in wildem Rausch wieder herbei. Der kleine schwarzweiße Terrier, der Lucy zuvor aufgefallen war, kämpfte sich mit aller Kraft nach vorn. Seine Nase hielt er auf die Erde gedrückt, ein anhaltendes Winseln erklang aus seinem Hals und sein kleiner Schwanz schlug wie wild hin und her. Er stieß ein hektisches Kläffen aus, das im beinahe selben Moment von einem Chor aufgeregten Bellens beantwortet wurde. Dann schoss der kleine Hund davon. Die anderen folgten ihm, Schulter an Schulter, ein einziges Gemenge gesträubten Fells, und rannten an Lucys Baum vorbei in die Richtung, in die Aidan verschwunden war.

3. KAPITEL

    Halb kletterte, halb fiel Lucy vom Baum. Ihre Knie zitterten, ihre Muskeln waren kalt und steif, und ihre Hand schmerzte und klebte vor geronnenem Blut, sodass sie kaum die Finger schließen konnte. Sie tastete sich zurück bis zur Astgabelung, fasste den nächsten Ast und verrenkte sich die Schulter. Ihre Stiefel rutschten auf der feuchten Rinde ab. Während sie sich Zentimeter für Zentimeter nach unten arbeitete, dabei ihre Stiefel im Blick behielt und den Boden nur unscharf aus den Augenwinkeln wahrnahm, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Jegliches Vertrauen in ihre natürliche Körperbeherrschung hatte sie verlassen und die Erinnerung an Aidans Lässigkeit zerrte noch mehr an ihren Nerven. Die letzten zwei Meter ließ sie sich ungeschickt fallen. Sie rutschte den Stamm entlang und schrammte sich an der Rinde ihren linken Arm und ihren Brustkorb
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