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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes
Autoren: Jo Treggiari
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von oben bis unten auf. Unsanft landete sie auf nur einem Fuß und knickte sich den Knöchel um.
    Als Lucy endlich die kleine Lichtung mit ihrem Lager erreicht hatte, humpelte sie vornüber gebeugt und hechelte nach Luft. Ihr Knöchel war auf die Größe eines Golfballs angeschwollen und die Haare klebten ihr im Gesicht. JederSchatten, den der Mond warf, jedes Wispern im Gras löste eine Welle der Panik in ihr aus. So viel Adrenalin schoss durch ihren Körper, dass sie sich ganz krank davon fühlte.
    Aber von den Sweepern war nichts zu sehen gewesen und auch nicht von den Hunden – nur ihr Geheul hallte hier und da vom See her über das Watt. Auf einem Stück Ödland, wo sie freien Blick in alle Richtungen hatte, war Lucy stehen geblieben. Sie hatte gelauscht und sich gezwungen, langsamer zu atmen, damit sie sich konzentrieren konnte. Ob sie es hören würde, wenn Aidan von der Meute in Stücke gerissen wurde? Gab es einen Hinweis darauf, dass die Hunde ihn eingeholt hatten? Ein einsames Insekt zirpte vor sich hin, während Lucy sich langsam um sich selbst drehte. Andere Geräusche waren nicht zu hören gewesen.
    Die Nacht umschlang sie, und leise begann wieder Regen zu fallen, der innerhalb von Sekunden von feinem Sprühregen zu wahren Sturzfluten anschwoll. Lucy machte ein paar langsamere Schritte, lief dann aber doch wieder los. Plötzlich konnte sie es nicht mehr erwarten, in den Schutz ihres Lagers zu gelangen. Doch sie hielt wieder inne. Scharf ermahnte sie sich, vorsichtig zu sein, und musterte die Umrisse der Hügel. Sie zählte sie nach und ihr Herzschlag beruhigte sich. Dreiundzwanzig kleine Aufwürfe. Dazu der umgestürzte Baum, der wie der gebogene Rücken eines abtauchenden Wals aussah – alles war wie immer. Lucy lief weiter. Sich lautlos zu bewegen, war unmöglich. Der Boden war mit Pfützen übersät, manche waren unerwartet tief. Mit ausgestreckten Armen, für den Fall, dass sie auf dem rutschigen Gras ausglitt,platschte sie voran. Zu beiden Seiten ihrer Füße verliefen schlammige Rinnsale. Ein Stück vor ihrem Unterschlupf, vielleicht zwanzig Meter von ihrem getarnten Eingang entfernt, waren Dutzende Abdrücke von Pfoten im durchweichten Boden zu erkennen.
    Lucy warf einen letzten raschen Blick um sich, dann schoss sie, ohne Rücksicht auf den Schmerz in ihrem Knöchel, wie der Blitz über die letzten drei Meter bis zu ihrem Eingang. Sie zog den Tarnschild beiseite, machte sich klein und kroch ins Innere. Im Unterschlupf herrschte dichter Rauch und der scharfe Geruch der siedenden Schildkröte. Lucy zog den Ärmel ihres Sweatshirts über ihre Hand, fasste den Topf am kochend heißen Stiel, nahm ihn vom schwelenden Feuer und stellte ihn auf den Boden. Mit einem Stock stocherte sie in der kargen Glut herum und legte ihr letztes Holz hinein. Dann hockte sie sich davor und hielt ihre Hände über die tröstliche Wärme. Sie war vollkommen durchnässt. Ihr klitschnasses Sweatshirt klebte an ihrem Oberkörper, ihre dreckigen Jeans an ihren Beinen und ihre Zehen schmatzten zwei Zentimeter hoch im Wasser, das in ihren Stiefeln stand. Und sogar ohne ihre Schuhe auszuziehen, roch sie den Gestank ihrer vollgesogenen Socken. Ihre Hände zitterten, und schnell begann sich das Zittern ihre Arme hinauf und ihr Rückgrat hinab auszubreiten.
    Ihr war klar, dass es klug wäre, sich auszuziehen, so gut es ging abzutrocknen und andere Klamotten anzuziehen. Aber Lucy war zu erschöpft, um noch etwas anderes zuwege zu bringen, als in die Flammen zu starren und zu zittern. IhreFinger starrten vor Dreck und vor Blut und waren vollkommen zerkratzt. Ihre gesamte linke Seite, die sie sich beim Sturz vom Baum aufgeschrammt hatte, war wund und schmerzte. Sie rollte ihr Sweatshirt und ihr Tanktop nach oben. Ganze Hautfetzen hingen ihr von den Rippen und vom Unterarm. Ihre Schulter hatte auch etwas abbekommen: Über dem Gelenk prangte ein lila Fleck. Lucy inspizierte ihren Oberarm. Er war glatt und unversehrt, abgesehen von vier Pünktchen in einer Reihe, als wenn sie jemand mit einer Gabel gepikt hätte. Aber keine Narben. Sie rollte ihre Kleider wieder hinunter und ächzte, als sich der nasse, kalte Stoff auf ihre Haut legte. Sie schlang die Arme um ihre Brust, kniff gegen den Rauch die Augen zusammen und wiegte sich vor und zurück.
    Der Regen trommelte gegen die Äste über ihrem Kopf. Hier und da suchte sich ein Tropfen den Weg durch die dicht verwobenen Zweige und fiel auf Lucys Kopf. Sie hatte eine Plastikplane, unter
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