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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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der sie schlafen konnte, aber die hatte Stockflecken und knisterte und raschelte und rutschte immerzu von ihrem Schlafsack. Wenn Lucy die Plane benutzte, hatte sie immer Albträume, wachte in einem Gewirr aus Schlafsack und Plane auf und fühlte sich, als hätte man versucht, sie zu ersticken.
    Einen anderen Menschen zu sehen und mit Aidan zu sprechen, hatte Lucy völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie war vollkommen einverstanden damit, dass sie allein lebte und niemanden hatte, auf den sie sich verlassen konnte. Deswegen hatte sie fast vergessen, dass es andere Menschen überhaupt noch gab. Es war leichter gewesen, so zu tun, als sei sie die einzige Überlebende. Auf diese Weise hatte sie sich ganz darauf konzentrieren können, Nahrung zu sammeln und zu jagen und sich überhaupt um all die kleinen Probleme zu kümmern, die sie zu lösen hatte. Und am Ende jedes langen Tages war sie ohne verstörende Gedanken in ihren Schlafsack gekrochen. Jetzt aber fiel ihr wieder ein, wie es früher gewesen war, und es kam ihr fast so vor, als sei ein Teil von ihr wieder erwacht: das, was den Menschen ausmacht, das, was – wie sie nur ungern zugab – Gespräche und Gemeinsamkeit suchte.
    Lucy humpelte zu ihrem Rucksack, öffnete die Schnallen und zog ihn auf. Sie schob die Hände bis zum Boden, ertastete dabei mit den Fingern die Dose mit dem Feuerstein und dem Zunder, ihr Tagebuch, eine kaputte Taschenlampe, ihr Transistorradio und ihre letzten kostbaren Streichhölzer. Dann stieß sie auf einen glatten Ledereinband. Sie wusste kaum, warum sie ausgerechnet dieses Ding mitgenommen hatte, wo doch so ungefähr alles aus ihrem früheren Leben in ihrem Zuhause in New Jersey in Haufen auf dem Boden verstreut gelegen hatte. An die letzten Wochen dort erinnerte sie sich nur unscharf, bloß die endlosen Telefonate mit den Ärzten ihrer Eltern und die unzähligen Formulare, die zu unterschreiben waren, stachen noch daraus hervor. Ein ganzer Berg von Entscheidungen war zu fällen gewesen, während Lucy kaum wusste, wie sie hieß. Was nach dem Tod ihrer Eltern zurückgeblieben war, war eine bedrückende, dröhnende Stille in ihren Ohren.
    Lucy hatte das Adressbuch ihrer Mutter durchgeblättert, hatte Frauen angerufen, die sie als nett in Erinnerung hatte. Aber das Telefon klingelte und klingelte und nie hatte jemand abgehoben. Danach hatte sie es in dem Haus kaum noch ausgehalten, und das Viertel, in dem sie aufgewachsen war, war ihr wie eine Geisterstadt vorgekommen, leer und verlassen. Immer nervöser war sie geworden und bei den kleinsten Geräuschen zusammengezuckt. Sie fürchtete sich vor den Lichtern, die mitten in der Nacht aus den angrenzenden Häusern herüberleuchteten, den seltsamen, schweigsamen Leuten in Sicherheitsanzügen, die irgendetwas zu suchen schienen, die weißen Autos, die sie fuhren.
    Lucy hatte sich angewöhnt, in der Abstellkammer zu schlafen, auf dem kalten Linoleumboden. Die Kammer besaß zwar kein Fenster, dafür aber eine Tür mit doppeltem Schloss, die in den von dicken Wacholderhecken umfriedeten Garten hinausführte. Über das kleine Solarenergie-Radio, das ihr Vater für Notfälle auf einem Brett neben der Kellertür deponiert hatte, bei Kerzenschein und mit gefriergetrockneten Camping-Mahlzeiten hatte Lucy die Nachrichten gehört. Ihre üblichen College-Sender waren verstummt, und die großen Nachrichtensender stellten ihre Arbeit nach und nach ein, bis es schließlich nur noch einen Piratensender gab, der verzerrt klang und äußerst mühsam einzustellen war. Anfangs hatte sie auf einer Luftmatratze gelegen, das Radio an ihr Ohr gedrückt und war glücklich gewesen, eine menschliche Stimme zu hören. Der Betreiber, der sich »Typhus Harry« nannte, war der Erste und Einzige gewesen, der die Epidemie in Worten erklärte, die Lucy verstand. Durch ihn wusste sie, dass sich die meisten Leute während der ersten Ansteckungswelle der Epidemie infiziert hatten. Von je einer Million Menschen waren 999.999 gestorben. Und die meisten von denen, die überlebt hatten, waren wenig später durch die zweite Welle dahingerafft worden. Eine Handvoll Leute gab es allerdings, die durch die Routine-Impfungen gegen Pocken, Masern, Kinderlähmung und Vogelgrippe im Kindesalter offenbar geschützt waren. Und dann waren da noch ein paar wenige, die die Krankheit irgendwie überlebt hatten und nun entsetzlich entstellt waren und verrückt – die S’ans.
    An dem Tag, an dem sie ihr Zuhause für immer verlassen hatte, war

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