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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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gingen als Letzte.
    »Wo fangen wir an?«, fragte ich, während wir die Straße entlangtrabten.
    »Die Tageszeitungen, alter Knabe«, erwiderte er. »Wir finden raus, in welchem Café sich die Journalisten treffen, und versuchen, einen von ihnen auszuhorchen.«
    Das hörte sich ganz einfach an, aber ich hatte das Gefühl, so simpel würde es nicht sein. Wir gingen durch schmale Straßen, die zu beiden Seiten von weiß gekalkten Häusern gesäumt wurden, an denen rote oder grüne Fensterläden oder kleine Balkone Farbtupfer setzten. Gedrungene Pinien versperrten immer wieder die engen Gehwege und zwangen uns zum Ausweichen auf die Fahrbahn.
    Unser Weg führte uns hügelab, und je näher wir dem Stadtzentrum kamen, desto höher wurden die Häuser und desto breiter die Straßen. Menschen saßen in kleinen Restaurants, wo bereits das Mittagessen serviert wurde, und schließlich erreichten wir die Avenue Édouard VII, die parallel zur Küste verlief und wo trotz der Mengen von Soldaten und Polizisten etliche Passanten an den Läden vorbeibummelten, die Luxusartikel aus aller Welt zum Verkauf anboten. Jedes Mal, wenn wir Sicherheitspolizisten entdeckten, drehten wir so unauffällig wie möglich ab, wechselten die Straßenseite oder bogen in eine Nebenstraße ein, um ihnen aus dem Weg zu gehen.
    In der Avenue de la Marne stießen wir schließlich auf die Redaktion einer Tageszeitung. Ich wartete draußen, während Moriarty herauszufinden versuchte, wo in der Stadt der beliebteste Journalistentreff war. Wir mussten nicht weit laufen, bis wir die Brasserie erreichten, die den einfallsreichen Namen Biarritz trug. Sie war voll von Gästen, von denen manche an den Tischen saßen und zu Mittag aßen, während sich andere um die lange Bar drängten.
    Moriarty quetschte sich irgendwie dazwischen, wechselte ein paar Worte mit dem Mann hinter der Theke und steuerte dann zielgerichtet auf einen jungen Rotschopf zu, der am anderen Ende der Bar stand und lauthals mit ein paar Kollegen diskutierte. Ich sah, wie er den Mann zur Seite zog und auf ihn einredete. Der Rotschopf schüttelte den Kopf. Moriarty legte ihm die Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, aber der Mann versuchte, sich ihm zu entziehen. Er warf einen ängstlichen Blick in die Runde und sagte etwas zu dem Magier, der nickte und zu mir zurückkam.
    »Er will hier drin nichts sagen, weil es zu gefährlich ist«, sagte er. »Wir treffen uns in zehn Minuten vor dem Casino.«
    Wir verließen die Brasserie und marschierten zur Avenue Édouard VII zurück. Ein großes Schild wies uns darauf hin, dass das Casino bis auf Weiteres geschlossen war. Wir lehnten uns an die steinerne Brüstung der großen Terrasse vor dem Gebäude, von wo man bis auf den Strand blicken konnte, der von zahlreichen Sonnenschirmen übersät war. Nicht jeder ließ sich also von der allgegenwärtigen Präsenz der Polizei in der Stadt die Urlaubslaune verderben.
    Es dauerte nicht lange, und der Rotschopf tauchte auf. Er blieb etwa einen Meter von uns entfernt stehen und tat so, als genieße er den Ausblick. »Sie bringen mich in Teufels Küche«, zischte er aus dem Mundwinkel. »Was meinen Sie, wie viele Spitzel sich im Biarritz herumtreiben.«
    »Trotzdem sind Sie gekommen«, sagte Moriarty, der seinen Kopf ebenfalls nicht bewegte.
    »Weil ich, so wie meine Kollegen, diesen ganzen Zirkus satthabe. Wir werden auf Schritt und Tritt beobachtet. UnsereArtikel müssen einem Zensor der Sicherheitspolizei vorgelegt werden, bevor sie erscheinen dürfen. Die ganze Stadt ist lahmgelegt, seitdem die halbe Regierung hier eingefallen ist. Wir haben das Gefühl, in einer besetzten Zone zu leben.«
    »Das tut ihr auch, alter Junge. Aber wir haben vor, das zu ändern. Dazu müssen wir aber wissen, wo sich das Zentrum der Besatzer befindet.«
    Der Journalist warf einen schnellen Blick über die Schulter, aber es befand sich niemand in Hörweite. »Es gibt drei Zentren. Die Armee hat ihr Hauptquartier am Stadtrand aufgeschlagen, in Richtung Hendaye. Die Sicherheitspolizei hat das Hotel Metropol übernommen. Und Pompignac und der Erzkanzler sollen sich meistens in einer riesigen Villa etwa einen Kilometer von hier aufhalten. Sie liegt auf einer Klippe direkt über dem Meer.«
    »Und wie kommt man in diese Villa rein, alter Knabe?«
    »Überhaupt nicht.« Der Mann fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare. »Sie wird bewacht wie der Staatsschatz. Soldaten, Wachhunde, das ganze Programm. Ich wäre an Ihrer

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