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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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aus denen sie uns böse anfunkelten, zeigten, dass noch Leben in ihnen steckte.
    Moriarty ließ die Hände sinken. »Wir müssen uns beeilen, alter Knabe, die Wirkung hält nur eine Viertelstunde an«, sagte er und zog dem Polizisten vor ihm seinen Pass aus der Hand. Ich folgte seinem Vorbild und konnte es nicht lassen, den Sicherheitspolizisten mir gegenüber dabei anzustupsen. Er stand zwar da wie eine Statue, aber er fühlte sich an wie ein ganz normaler menschlicher Körper. Ich war mir sicher, hätte ich etwas fester gestoßen, wäre er der Länge nach umgekippt.
    »Los, weg«, sagte der Magier. Wir rannten die zum Glück menschenleere Straße entlang, schlugen ein paar Haken und machten uns dann auf den Weg zurück zu Nepomuks Haus.Er öffnete uns beim ersten Klopfen und schien überrascht, uns zu sehen.
    »Oh, ihr ... ihr seid schon wieder zurück«, stotterte er.
    »Es ging alles etwas schneller, als ich erwartet hatte, Neppi«, erwiderte Moriarty. Er schloss die Haustür hinter uns, fuhr mit der rechten Hand darüber und murmelte ein paar leise Worte. »Sind die anderen schon da?«
    »Nein, ihr seid die Ersten.« Wir folgten ihm in das Zimmer, in dem wir heute Morgen gefrühstückt hatten, und ließen uns in die Sessel fallen. Ich fühlte mich auf einmal völlig erschöpft. Dem Magier schien der Vorfall überhaupt nichts ausgemacht zu haben. Jedenfalls strahlte er seinen Großcousin an. »Machst du uns einen leckeren Tee mit Keksen, Neppi?«
    Unser Gastgeber nickte. Er verschwand aus dem Raum. Wir hörten ihn in der Küche herumfuhrwerken, und kurz darauf kehrte er mit zwei dampfenden Teetassen und einer Schale voller Gebäck zurück, die er auf einem kleinen Tisch vor uns abstellte.
    »Du trinkst nicht mit?«, fragte Moriarty.
    »Danke, nein, ich habe schon genug für heute«, erwiderte Nepomuk.
    Ich griff zu einem mit Schokolade gefüllten Keks und wollte ihn mir gerade in den Mund schieben, als Moriarty mein Handgelenk ergriff. »Vielleicht sollten wir warten, bis unsere Freunde wieder zurück sind.«
    Ich blickte ihn fragend an.
    »Sie müssten doch auch gleich kommen, meinst du nicht, Neppi?«
    »Ja, ja, bestimmt«, nickte der.
    »Dann setz dich doch so lange. Es ist unbequem, wenn einer steht. Dann können wir uns auch besser miteinander unterhalten.«
    Mir fiel auf, dass Moriartys Worte, obwohl freundlich im Ton, wie ein Befehl klangen. Er hatte, während er sprach, meine Hand unauffällig zur Gebäckschüssel zurückgeführt und ließ mich erst los, als ich meinen Keks niedergelegt hatte.
    »So«, sagte er und schlug ein Bein über das andere, »und jetzt erklär uns doch mal, warum du uns verraten hast.«
    Ich glaubte meinen Ohren nicht zu trauen. Nepomuk sollte uns verraten haben? Wie kam Moriarty darauf?
    Sein Großcousin fuhr empört hoch. »Was ist das für eine absurde Unterstellung? Warum sollte ich euch denn verraten?«
    Der Magier ließ sich von dem Ausbruch nicht verunsichern. »Ja, warum, genau das habe ich dich gefragt.«
    »Ich habe niemanden verraten! Wie kommst du auf eine so wahnsinnige Vermutung?«
    »Das ist keine Vermutung«, lächelte Moriarty, allerdings nur mit den Lippen. »Vielleicht möchtest du dich erst einmal stärken und ein wenig von meinem oder Humberts Tee trinken?«
    »Ich sagte doch bereits ...«
    »Ich weiß, Neppi. Du hast deinen Tee bereits getrunken. Es reicht ja auch, wenn du einen kleinen Schluck nimmst.«
    Die unterschiedlichsten Gefühle jagten über Nepomuks Gesicht: Angst, Trotz, Verzweiflung, Wut. Dann ließ er die Schultern fallen und sackte in sich zusammen.
    »Du hast recht«, flüsterte er mit zitternder Stimme. »Schlafmittel.«
    »Was für krude Methoden«, tadelte ihn Moriarty, so als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt, anderen etwas in den Tee zu tun. Ich beäugte das Getränk vor mir mit neuen Augen. Jetzt verstand ich auch, warum mich Moriarty nicht hatte in den Keks beißen lassen. Aber warum um alles in der Welt wollte Nepomuk uns betäuben? Hinter meiner Stirn jagten die Gedanken. Und dann begriff ich, was geschehen war.
    »Er hat ...?«
    »Prometheus, Samira und Agnetha an die Polizei verraten«, bestätigte der Magier. »Und uns auch. Wir haben Glück gehabt. Aber sie? Ich bezweifle es.«
    »Aber warum?« Ich konnte es einfach nicht begreifen.
    »Ich habe vor einigen Jahren ein paar Dummheiten gemacht«, erklärte Nepomuk mit leiser Stimme. »Weil die Nachfrage nach bestimmten Antiquitäten so hoch war, der Nachschub aber nur

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