ePub: Der letzte Zauberlehrling
die Zeit, in der sich die Techniker mit dem Zylinder beschäftigten, um kurz hinauszuhuschen und Papillon und Agnetha herbeizurufen. Pathés Leute hatten sich kurz davongemacht, um einen Imbiss zu holen. Dadurch war eine der Türen in den Saal für ein paar Minuten unbewacht. Dorthin führte ich die Freunde des Kleinen, bevor ich wieder nach drinnen zurückkehrte.
Jetzt konnte ich nur noch auf ein Wunder hoffen, wenn ich nicht mein restliches Leben in der Sklaverei verbringen wollte.
Einundzwanzigstes Kapitel
in dem nichts weniger als das Schicksal der Welt entschieden wird
E s war Papillons Wurfball vom Jahrmarkt, der den Erzkanzler zu Fall gebracht hatte. Während ich noch staunte, kamen Agnetha und er zu uns herabgesprungen und begannen, uns die Knebel abzunehmen. Doch Pathé war schneller und lief auf die beiden zu. Dabei zog er eine Pistole aus der Tasche.
Agnetha war gerade dabei, Prometheus’ Knebel zu entfernen, als der Polizeichef ihr die Waffe an die Schläfe drückte. »Zurück!«, schrie er. »Der Junge auch! Oder ich schieße!«
Papillon, der mein Tuch beinahe gelöst hatte, hob langsam die Hände. »Tut mir leid«, flüsterte er mir zu.
»Ruhe!« Pathé dirigierte Agnetha und Papillon mit der Waffe an die Seite. Vor uns hatten sich Pompignac und Ignatius über den Erzkanzler gebeugt und halfen ihm gerade wieder auf die Beine. Meine Hoffnung, die bei dem Erscheinen meiner Freunde kurz aufgeblüht war, fiel in sich zusammen. Es sah so aus, als hätten wir endgültig verloren.
Pompignac warf uns einen hasserfüllten Blick zu. Der Erzkanzler stützte sich auf Ignatius und wankte leicht hin und her. Er hielt sich den schmerzenden Schädel. Mühsam hob er den Arm und zeigte auf den Chef der Sicherheitspolizei. »Das wird ein Nachspiel haben, Pathé«, krächzte er. Dann drehte er sich um. »Machen Sie weiter, Professor.«
Pompignac gab seinen Leuten auf den Stühlen ein Zeichen. Sofort war ein vielstimmiges Summen zu vernehmen. Der Zauberunternehmer legte eine Hand auf den Hebel neben sich und wartete.
Es setzte ein Pfeifen ein, das ununterbrochen lauter wurde. Ich spürte die Energie, die sich im Raum aufstaute. Sie war wie ein unsichtbarer Nebel, der einem den Atem nahm. Dann drückte Pompignac den Hebel nach unten.
Mit einem donnernden Geräusch raste ein Lichtstrahl aus dem Verstärker über dem Glaszylinder nach unten. Für einen Augenblick erstarrte die Bewegung des materialisierten Überzaubers. Dann platzten mit lautem Krachen die Schläuche aus den Verschraubungen oben auf dem Zylinder, und ein greller Strahl schoss in den Verstärker hoch, der sich in zwölf schillernde Lichtbögen aufteilte, die sich über die Gestalten auf den Stühlen ergossen. Pompignacs Männer sackten in sich zusammen. Die Lichtbögen wechselten pausenlos ihre Farbe und begannen, sich in weiten Bögen um ihre Achsen zu drehen, bis der Saal so aussah wie ein Jahrmarktkarussell mit zwölf leuchtenden Toren. Es kam mir vor, als würde sich der ganze Saal immer schneller und schneller drehen, und vor meinen Augen schien alles zu verschwimmen.
Die beiden rot gewandeten Dämonenbotschafter traten zu Pompignac und bauten sich rechts und links von ihm auf. Sie öffneten die Münder, aber der Lärm erstickte jeden ihrer Laute. Lothar, der soeben noch hinter den beiden gehockt hatte, war plötzlich verschwunden. Ich warf einen Blick auf Prometheus. Der Alte verfolgte das Geschehen in starrer Haltung. Lediglich das Funkeln seiner Augen verriet, wie es in ihm tobte. Samirastand wie immer neben ihm. Ich spürte, wie das noch immer lauter werdende Tosen mich betäubte, und schwankte leicht. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ein grauer Schatten huschte von hinten an Pathé heran, dessen Blick zwischen seinen Gefangenen und dem Zylinder hin- und herwechselte. Der Schatten war Lothar.
Mit der ganzen Wucht seines Werhörnchenkörpers warf er sich gegen die Beine des Polizeichefs, der das Gleichgewicht verlor und hinstürzte. Sofort warf sich Papillon auf ihn. Agnetha befreite Prometheus von seinem Knebel, während Lothar zu Moriarty sprang. Der Magier war geistesgegenwärtig in die Knie gegangen, sodass Lothar ihm den Knebel ebenfalls entfernen konnte.
Papillon war zwar kräftig, aber kein ernsthafter Gegner für Pathé. Nach einer kurzen Rangelei gewann der Polizeichef die Oberhand und stieß meinen Freund grob von sich. Wie eine Katze sprang er auf die Füße, die Waffe auf Moriarty gerichtet, der sich ebenfalls
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