ePub: Der letzte Zauberlehrling
irgendeiner besonderen Beachtung bedurft hätte. Nachdem sie mich vor den Dobermännern gerettet hatten, nahmen sie mich mit in ihre Gemächer, wo sie mich ausfragten. Dabei machten sie aus ihren Plänen, sich die Menschen untertan zu machen, keinerlei Hehl, denn schließlich war ich, wenn auch als ihr Sklave, einer von ihnen, und es war immerhin die natürliche Bestimmung von uns Dämonen, alle Welten, zu denen wir Zugang erhielten, zu beherrschen.
Schon die wenigen Minuten reichten, mich davon zu überzeugen, dass ich ihre Pläne unbedingt verhindern musste.Nicht wegen der Menschen, sondern wegen mir . Denn ein Leben als freies Werhörnchen war immer noch besser als eine Sklavenexistenz. Dieses Ziel konnte ich aber nur erreichen, wenn ich den Kleinen an meiner Seite hatte. Allein war ich machtlos. Also spielte ich den willfährigen Diener, und als Nrgstz erwähnte, man habe einen alten Zauberer und seine stumme Assistentin festgenommen, verriet ich die beiden sofort, ebenso wie Moriarty und den Kleinen. Dabei stellte ich sie als die Einzigen dar, die eine Invasion aus unserer Dimension sabotieren könnten und die man deshalb der engsten Kontrolle zu unterstellen hatte.
Czwrts plädierte dafür, sie einfach umzubringen, aber ich konnte ihn davon überzeugen, das auf später zu verschieben, um zunächst ihre besonderen Kräfte zu studieren. Natürlich übertrieb ich dabei maßlos, denn wenn der Kleine zu etwas Außergewöhnlichem imstande war, dann nur dank meiner Hilfe. Aber das brauchte ich meinen beiden neuen Herren ja nicht zu verraten.
Ihre Arroganz und ihr angeborenes Gefühl der Überlegenheit, das ich nur zu gut kannte, ließen sie nicht den geringsten Verdacht schöpfen. Sie gaben die entsprechenden Weisungen weiter und zogen sich dann zu gewissen technischen Besprechungen mit den Ingenieuren Pompignacs zurück. Das gab mir die Gelegenheit, mich ein wenig in der Villa umzuschauen. Es war eine Erleichterung, wieder auf zwei Beinen laufen und die dämliche Hundeverkleidung ablegen zu können, auch wenn sie (da musste ich dem Kleinen recht geben) durchaus ihren Zweck erfüllt hatte.
Der größte Teil des Gebäudes wurde von einem gewaltigenMetallzylinder eingenommen, der tief in die Klippe unterhalb der Villa getrieben worden war und in dem sich, so viel bekam ich heraus, nahezu alle Labore und technischen Vorrichtungen befanden, die mit der Erschaffung und Aktivierung des Überzaubers zu tun hatten.
Ich spazierte auf den Innenhof, der zur Meerseite hin lag. Eine Handvoll Techniker in blauen Arbeitsanzügen war damit beschäftigt, zwei dicke Feuerwehrschläuche über die Brüstung heraufzuziehen und zu einer großen Pumpe zu zerren, auf der eine drehbare Wasserspritze montiert war. Vor der Pumpe befand sich eine Stelle ohne Kies, wo man den nackten Stein sehen konnte, der an einigen Stellen durchsichtig war. Hier hatten sie wahrscheinlich den ersten experimentellen Dimensionskorridor aufgebaut, durch den die beiden Delegierten auf die Erde gelangt waren. Die ungeheure Energie, die dafür notwendig war, hatte den Felsen so erhitzt, dass er teilweise zu Glas geschmolzen war.
Ich schlenderte zur Brüstung und sah hinunter. Am Fuß der Klippe schlichen zwei Gestalten um die Schläuche herum, die dort im Wasser verschwanden. Offenbar suchten sie, so wie ich heute Morgen, einen Zugang zur Villa. Dann richteten sie ihren Blick nach oben und ich erkannte sie. Es waren der Kumpel des Kleinen, Papillon, und seine Freundin Agnetha.
Warum die beiden allein hier auftauchten, wusste ich nicht, aber wenn sie in der Nähe waren, dann konnte auch der Kleine nicht weit weg sein. Ich sah mich kurz um, ob mich auch niemand beobachtete, aber die Techniker waren nach wie vor mit den Schläuchen und der Pumpe beschäftigt. Also beugte ich mich über die Brüstung und winkte ihnen zu. Nachdemsie mich bemerkt hatten, gab ich ihnen das Zeichen zu warten und hoffte, dass sie mich verstanden hatten.
Ich verschwand im Gebäude, wo ich vorhin am Umkleideraum der Techniker vorbeigekommen war. Zum Glück war das gesamte Personal im Einsatz. In einem Schrank in der Ecke fand ich einen Stapel frisch gewaschener blauer Monturen, von denen ich zwei herausnahm. Dann machte ich mich daran, die Privatsachen der Monteure zu durchsuchen. Wie ich es mir gedacht hatte, hatten einige von ihnen ihren Ausweis, den sie fürs Passieren des Haupttors benötigten, in ihren Jacken stecken lassen. Ich nahm zwei davon an mich, wickelte sie in die Monturen
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