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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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alles besorgt, was wir für unsere Verkleidung benötigten. Samira und Agnetha hatten ihre Haare geopfert und trugen nun Hosen, grobe Jacken und Schiebermützen, in denen sie tatsächlich als Jungen durchgehen konnten. Mich hingegen hatten sie in ein langärmeliges Kleid gesteckt, und Papillon hatte irgendwo eine Perücke aufgetrieben, deren braune Locken mir jetzt bis auf die Schultern fielen. Ich kam mir zwar ziemlich blöd darin vor, aber für eine oberflächliche Täuschung reichte es aus. Zum Glück war mein Bartwuchs noch nicht besonders stark, doch Papillon bestand darauf, meinen zarten Flaum mit einem Rasiermesser abzuschaben.
    Unser Plan, so wie ihn Prometheus entwickelt hatte, hörte sich einfach an, war es aber natürlich nicht. »Gegen denÜberzauber selbst können wir nicht viel unternehmen«, hatte er gesagt. »Aber Pompignac wird darauf bauen, die Energie des Sonnenplasmas in Verbindung mit dem geschwächten Magnetfeld der Erde nutzen zu können. Wenn es uns gelingt, das Magnetfeld zu beeinflussen und mit unserer Energie zu stärken, dann treffen seine Berechnungen nicht mehr zu und wir können die Sache vielleicht verhindern. Dazu müssen wir uns allerdings so nah wie möglich an dem Ort befinden, an dem der Überzauber aktiviert werden soll.«
    Agnetha hatte vorgeschlagen, Kontakt zu ihrem Bruder aufzunehmen. »Er wird uns sicher nicht unterstützen, aber ich kann vielleicht ein paar Details herausbekommen, die uns weiterhelfen.«
    Ich war skeptisch. »Ihr seid so grundverschieden, Ignatius und du«, sagte ich. »Wieso sollte er dir helfen?«
    Agnetha lächelte traurig. »Das war nicht immer so. Als wir klein waren, waren wir ein Herz und eine Seele, und Iggy war der liebenswürdigste Bruder der Welt. Ich weiß noch, wie er mich in der Schule immer verteidigt hat, wenn einer der anderen Jungs seiner Meinung nach gemein zu mir war, was ziemlich häufig passierte. Da hat er sich oft eine blutige Nase geholt.«
    Ich konnte mir Ignatius beim besten Willen nicht als Gentleman vorstellen, der seiner Schwester beisprang. Ein sarkastischer Kommentar hätte eher zu seinem Charakter gepasst.
    »Es begann eigentlich erst, als wir beide zehn Jahre alt waren«, fuhr Agnetha fort. »Mein Vater, der sich bis dahin kaum um unsere Erziehung gekümmert hatte, nahm Iggy auf einmal unter seine Fittiche. Er war ein Zauberer Erster Klasse,und manche sagen, er hätte das Zeug gehabt, es Mirren dem Großen nachzutun. Aber Vater waren das Geldverdienen und die Macht, die ihm die Zauberei verlieh, wichtiger als das Zaubern selbst. Das muss er Iggy vermittelt haben. Jedenfalls war er seitdem nicht mehr der Bruder, wie ich ihn kannte. Und jetzt ...« Sie ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen.
    »Jetzt steht er auf der Seite von Pompignac«, vollendete ich ihn.
    »Aber er ist immer noch mein Bruder, und ich bin mir sicher, das bedeutet ihm noch etwas.«
    Ich hatte nichts weiter gesagt. Unsere Aufgabe war schwierig genug, und wir mussten jeden Strohhalm ergreifen, der sich uns bot. Vielleicht hatte Agnetha ja recht und Ignatius würde uns helfen. Und wenn nicht, dann würden wir eben selbst herausbekommen, wo Pompicnac den Überzauber aktivieren wollte.
    Papillon hatte uns in der Nacht aus unserem Versteck geholt und zu einer verfallenen Hütte geführt, die am Rande eines Wäldchens in der südlichen Vorstadt stand. Am Nachmittag kehrte er in einem dreirädrigen Lieferwagen zurück, so wie auch Pierre einen gefahren hatte. Auf der Ladefläche stapelten sich geflochtene Körbe und Truhen in verschiedensten Größen.
    »Wir reisen als Korbmacher«, erklärte er. »Das dürfte am wenigsten Aufsehen erregen. Ich habe auch ein Zelt aufgeladen, in dem wir übernachten können.«
    »Du kommst also mit uns?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich.« Er grinste. »Was würdet ihr ohne mich denn anfangen?«
    Ich nickte ihm dankbar zu. Mit ihm an unserer Seite fühlte ich mich schon bedeutend besser, auch wenn es immer noch schwer genug werden würde, das Land unerkannt zu durchqueren.
    »Wir haben immerhin einige Freunde«, mischte sich Prometheus ein, der Papillons Bemerkung gehört hatte.
    »So? Welche denn?«, fragte Papillon.
    Prometheus lächelte. Das war so ungewöhnlich, dass ich mir die Augen reiben musste. Vielleicht hatte er vorher in meiner Gegenwart schon einmal gelächelt, aber das war versteckt unter seinem Bart geschehen. Sein Gesicht nahm einen fast lausbübischen Zug an.
    »Nun, es gibt noch ein paar andere, die so

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