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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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im Dorf der erste Hahn krähte, befanden wir uns bereits auf der Landstraße. Schon nach zwei Nächten hatte ich Rückenschmerzen und sehnte mich nach einem ordentlichen Bett. Zum Glück wohnten einige der Landzauberer, die Prometheus kannte, auf unserer Route, und so wurde mein Wunsch in der dritten Nacht erfüllt. Danach ließ sich die nächste Nacht im Zelt wieder etwas besser aushalten.
    Einige kleinere Zwischenfälle hätten unsere Tarnung fast auffliegen lassen. So hielten wir am ersten Tag an einem Gasthaus, um zu Mittag zu essen. Ich marschierte sofort auf die Herrentoilette, wo ich mich vor der Rinne aufbaute. Ich fingerte gerade unter meinem Kleid herum, als sich die Tür öffnete und ein junger Mann eintrat.
    »Ups!«, rief er aus und erstarrte, als er mich erblickte. »Bist du sicher, dass du hier richtig bist?«
    Mit knallrotem Kopf ließ ich das Kleid fallen und drängte mich an ihm vorbei in den Gang. »Von mir aus kannst du gern hierbleiben!«, rief er mir lachend hinterher. Ich floh nach draußen und rannte in die Büsche hinter dem Gasthof, wo ich mich erleichterte. Von da an zog ich die Verrichtung meiner Notdurft im Freien solch möglichen Zusammenstößen vor.
    Auch Lothar bekam sein Fett ab. Eines Morgens erschien ein uniformierter Dorfpolizist in unserem kleinen Lager und wandte sich an Prometheus, den er für den Anführer unserer Korbmachersippe hielt.
    Er baute sich wichtigtuerisch vor dem Alten auf. »Haben Sie hier einen Hund?«
    »Unseren Fido, ja«, erwiderte der Alte.
    »Dürfte ich ihn bitte mal sehen?«
    »Aber gerne.« Prometheus drehte sich um und stieß einen Pfiff aus. »Fido, komm, bei Fuß.«
    Ich konnte nur mühsam ein Lachen unterdrücken, als Lothar hinter dem Zelt hervorgetrabt kam und neben dem Alten stehen blieb. Der Polizist beugte sich vor und streckte seine Hand aus, was Lothar mit einem dumpfen Knurren quittierte. Erschrocken zuckte der Mann zurück. Um seine Reaktion zu verschleiern, führte er die Hand in großem Bogen zur Gesäßtasche seiner Hose und zog ein Notizbuch hervor, das er aufschlug.
    »In der letzten Nacht sind im Stall eines Bauern drei Hühner totgebissen worden. Alles deutet darauf hin, dass es ein Hund war. Können Sie mir sagen, ob sich Ihr Fido die ganze Zeit hier bei Ihnen aufgehalten hat?«
    Prometheus beugte sich zur Seite und tätschelte Lothar den Kopf. »Dieses brave Tier würde so etwas nie tun, stimmt’s, Fido?«
    Lothar stieß erneut ein Knurren aus. »Er scheint kein besonders freundlicher Zeitgenosse zu sein«, bemerkte der Polizist. »Und was ist das da an seinem Hals? Das sieht mir aus wie eine Feder.«
    Ich sah genauer hin. Tatsächlich lugte aus Lothars Fell ein weißes Etwas heraus. Prometheus beugte sich erneut herunter und zog die Feder hervor. Mit einer flüssigen Handbewegung präsentierte er sie dem Beamten.
    »Oh«, sagte der. In der Handfläche des Alten lag keine Feder, sondern ein weißes Blütenblatt, Folge eines schnellen Verwandlungszaubers. »Dann habe ich mich wohl getäuscht.«
    Er steckte sein Notizbuch wieder ein. »Es wäre trotzdem besser, Sie würden Ihren Hund an die Leine legen.«
    »Wir reisen sowieso gleich weiter«, sagte Prometheus. Der Polizist stapfte ins Dorf zurück, und kaum war er außer Sichtweite, brachen Papillon, Agnetha und ich in lautes Lachen aus.
    »Ich finde das gar nicht komisch«, knurrte Lothar.
    »Fido, bist du böse gewesen?«, zog ich ihn auf. »Hast du dem braven Bauern sein liebes Huhn gerissen?«
    »Es war mal wieder so weit«, schnappte Lothar. »Hättest du deinen Hamster hier gehabt, dann hätte ich mich damit zufriedengegeben. Aber so …«
    »Und wieso gleich drei Hühner?«, fragte Prometheus streng.
    »Ich wollte nur eins, ganz bestimmt«, entschuldigte sich das Werhörnchen. »Aber dann kamen diese beiden Hähne und gingen auf mich los. Was sollte ich machen?«
    Er hockte da wie ein kleines Häufchen Elend, was einen erneuten Lachanfall bei uns auslöste. Das reichte ihm. »Wie wäre es mit ein wenig Respekt vor einer erniedrigten Kreatur?«, grollte er und verzog sich wieder hinters Zelt.
    Am sechsten Tag nach unserem Aufbruch fuhren wir bei Einbruch der Dunkelheit in einen kleinen Flecken namensAngles ein, der nur wenige Kilometer entfernt vom Meer lag. Unser Plan war, von hier aus die Küste entlang zu reisen, bis wir Biarritz erreichten. Angles bestand lediglich aus einer gewundenen Hauptstraße und einigen Nebengassen, an denen neben Wohnhäusern eine gedrungene Kirche,

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