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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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davon, als sie je besessen hatte, und seltsamer, als ein wilder Traum sie sich hätte ausmalen können.
    Sie lachte auf und schüttelte den Kopf. »Du musst mir morgen von meinen Eltern erzählen«, sagte sie. »Mein Vater ist ‒ war ein Leopard und meine Mutter ein Drache? Was bin ich dann?«
    Tedus seufzte und breitete in einer Geste der Ratlosigkeit die Hände aus. »Du bist einzigartig«, sagte sie mit einem hilflosen Lachen.
    Tedus setzte sich zu ihrer Tochter und Gwasila ans Feuer. Der Mann legte seinen Arm um ihre Schultern und sprach leise mit ihr. Sein scharf geschnittenes Gesicht war besorgt. Lilya sah, dass Tedus abwehrend den Kopf schüttelte und ihre Hand an Gwasilas Wange legte.
    Lilya zögerte, überlegte, ob sie sich dazusetzen sollte. Das war ihre Familie ‒ falls Der Naga sie nicht belogen hatte. Sie kaute auf dem Gedanken herum. Ihre Familie? Oder alles nur Lüge?
    Etwas raschelte im tiefen Schatten, den das Haus warf. Gelbe Augen leuchteten wie Kerzenflammen. Sie roch den scharfen Raubtiergeruch des Leoparden und hörte seine Krallen, die über den Stein klickten. Noch während sie zu ihm hinsah, wuchsen die leuchtenden Augen enger zusammen und in die Höhe ‒ der Rakshasa vollendete die Schritte des Leoparden in Menschengestalt und blieb neben ihr stehen. »Kleine Schwester«, sagte er leise.
    »Großer Bruder«, erwiderte sie mit einem Lächeln. Der Leopardenmann erschien ihr so vertraut, als kenne sie ihn schon ihr Leben lang. Seelenbruder?
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er. »Dein Yuzpalang. Der Pantherprinz. Er kann sich meinem Rudel anschließen, wenn er möchte.«
    Lilya sah ihn aufmerksam an. »Das ist sehr großzügig von dir, Aghilas. Aber Amayyas ist nur den halben Mond lang ein Panther. Die andere Hälfte muss er als Massin, der Zwerg, verbringen. Und er ist in seinem Inneren ein Mensch, kein Panther. Er ist kein Rakshasa.«
    Aghilas zuckte anmutig mit den Schultern. Das Licht des Feuers spielte über die Musterung seiner goldenen Haut und schimmerte rötlich in seinem fleckigen Haar. »Es ist gleich. Er ist willkommen, wenn er dir wichtig ist. Und das ist er doch, Schwester?«
    Lilya nickte zögernd. »Warum?«, fragte sie. »Du kennst mich doch gar nicht.«
    »Du bist die Tochter meines Vaters«, sagte er verblüfft. »Dugehörst zu meinem Rudel. Dein Gefährte ist willkommen, so wie du es bist.«
    »Amayyas ist nicht mein Gefährte«, sagte sie. »Aber ich danke dir für dein Angebot. Wenn es mir nicht gelingt, ihn von seinem Fluch zu erlösen, ist das möglicherweise seine Rettung.« Würde Massinissa, genannt Amayyas, der Kronprinz von Gashtaham, in einem Rakshasa-Rudel leben wollen? Aber wenn es keinen Weg gab, dem Fluch zu entkommen ‒ war das nicht sogar die allerbeste Lösung für ihn? Der Shâya würde den Werpanther nicht für alle Zeit in seinem Serail dulden, das hatten sowohl Amayyas als auch sein Erzieher angedeutet. Und wo konnte der Prinz dann hingehen? Würde er den Rest seines Lebens in einen Käfig gesperrt verbringen wollen? Niemals.
    Lilya nickte nachdenklich. »Ich werde es ihm ausrichten«, sagte sie.
    Aghilas musterte sie eindringlich. Sein ausdrucksloses Gesicht belebte sich. »Du musst mir von dir erzählen«, sagte er. »Ich möchte wissen, woran du dich erinnerst. Was du mir von Agerzam, unserem Vater, erzählen kannst.« Er sah sie fragend an.
    »Es ist nicht viel«, erwiderte sie. »Ich habe fast alles vergessen. Ich war noch klein, als es geschah.« Es. Der Mord an ihren Eltern, den sie miterleben musste. Sie schauderte und schloss die Augen. Dann begann sie flüsternd zu erzählen, was sie vor ihrem inneren Auge sah. Wie ihr Vater sie zu schützen versuchte, wie er getötet wurde, wie der Drache ‒ ihre Mutter Tayri ‒ bei dem Versuch starb, ihren Mann und ihre Tochter zu schützen.
    Sie konnte nicht weitersprechen, weil die Tränen, die ihr schon seit der Rückkehr aus der Drachenburg in der Kehle saßen, nun nicht mehr zurückzuhalten waren. Lilya weinte lautlos, und dieTränen verschleierten ihren Blick und ließen das Feuer auf dem Platz in einem Lichterbogen explodieren.
    »Es tut mir leid«, sagte der Leopardenmann. Er legte ihr unbeholfen eine Hand auf die Schulter. »Ich wollte nicht, dass du traurig wirst.«
    Sie blinzelte die Tränen fort und sah ihn an. Sein Gesicht war so unbewegt wie zuvor. »Du trauerst nicht?«
    Er antwortete nicht. Dann schüttelte er den Kopf. »Agerzam ist getötet worden«, sagte er ruhig. »Viele Mitglieder

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