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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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hatte, diesem mächtigen Geschöpf so frech zu antworten. Aber seine, wie sie fand, herablassende Anrede hatte sie wütend gemacht, und deshalb hatte sie geantwortet, ohne nachzudenken.
    Der zweite Feuerstoß blieb aus. Der Drache blinzelte amüsiert und sagte: »Du bist so frech wie eh und je, Lilya Banu.«
    Lilya sah zu Tedus, die steif und reglos dastand wie eine Statue. Auch der Leopardenmensch bewegte keinen Muskel mehr. Sein lachendes Gesicht war starr und unbelebt.
    Lilya blickte zum Drachen auf. »Du hast sie gebannt ‒ warum?«
    Der Drache ließ sich langsam aus seiner aufrecht sitzenden ineine bequeme Kauerstellung sinken, sodass sein Kopf ungefähr mit ihr auf einer Höhe war. »Ich wollte in Ruhe mit dir reden. Du läufst mir sonst wieder davon.« Ein breites, zahnstarrendes Grinsen teilte eine beeindruckend große Schnauze.
    Lilya starrte fasziniert auf die bläuliche Zunge und die weit hinten im Schlund glosende Glut. »... wieder davon«, sagte sie langsam. Sie hob den Kopf, sah in die amüsiert funkelnden Opalaugen des Drachen und rief empört: »Naga!«
    »Nun ja«, erwiderte der Drache. Die massigen Umrisse des geflügelten Drachen wurden undeutlich, bis sie nur noch eine lastende Dunkelheit über dem Thronsitz waren. In der Mitte der Dunkelwolke verfestigte sich die vertraute, menschliche Gestalt des Schlangengottes, der im Schneidersitz auf den Stufen hockte, das Kinn nachdenklich in die Hand gestützt. Lilya sah seinen kahlen Kopf, den lächelnden, lippenlosen Mund und seufzte. »Du verfolgst mich«, beklagte sie sich.
    Der Naga nickte nachdrücklich. »So ist es.« Sein ironisches Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. »Lilya, Tochter meiner Tochter; Tochter meines Freundes«, sagte er. »Ich sehe, dass du deine Drachenhaut mit Stolz trägst.«
    Lilya runzelte die Stirn. »Ich trage sie notgedrungen«, gab sie nicht ohne Schärfe zurück. »Und hör bitte auf, mich als Tochter deiner Tochter zu bezeichnen. Du bist ein Schlangenwesen, meinetwegen ein Drache oder ein Gott ‒ ich bin eine ...« Sie stockte. Was war sie? »Eine Sardari oder eine Freie, ich weiß es nicht«, fuhr sie fort. »Aber ich bin ein Mensch.«
    Der Naga neigte den Kopf und kratzte sich nachdenklich mit einem langen Zeigefinger am Hals. »Ich rede nicht in Rätseln oder Allegorien und meine es ganz und gar nicht im übertragenen Sinn, wenn ich dich meine Enkelin nenne«, sagte er. »Du bist die Tochter meiner Tochter Tayri. Tedus ist deine Tante.«
    Lilya erwiderte seinen Blick. Einige Atemzüge lang herrschte vollkommene Leere in ihrem Kopf. Tayri. Das war der Name ihrer Mutter. Sie hatte ihn vergessen, aber jetzt, wo Der Naga ihn aussprach, sang er wie eine vertraute Melodie durch ihre aufgewühlte Seele. Tayri! Eine Männerstimme schrie diesen Namen in höchster Not, und ein rotgoldener Drache bäumte sich auf, breitete seine Flügel über Lilya und ihren Vater, spuckte Feuer und Vernichtung gegen die Mörder und ergoss sterbend sein Blut über die Tochter, die schreiend in den Armen des toten Vaters lag ...
    Lilya fand sich auf Händen und Knien auf dem Boden kauernd wieder. Ihr Gesicht war nass und das Echo ihres eigenen Schluchzens hallte in ihren Ohren nach.
    Tedus hockte neben ihr, hatte die Arme um sie gelegt und wiegte sie. »Was hast du mit ihr gemacht?«, herrschte sie den Drachen an, der nun wieder auf dem Thron saß und mit scheinbar gleichgültiger Miene auf sie herabblickte.
    »Ich habe ihr gezeigt, wer sie ist«, sagte er. »Lilya, Tochter von Tayri und Agerzam.«
    Der Leopardenmensch Aghilas fauchte verblüfft. »Agerzam?«
    Gleichzeitig schrie Tedus auf. »Tayri!«
    Einige Minuten lang herrschte Totenstille. Lilya richtete sich auf und trocknete ihr Gesicht. »Er lügt«, sagte sie und übertönte die Stimme in ihrem Inneren, die etwas anderes sagte. »Er ist der Vater der Lügen.« Sie rieb sich erneut mit dem Ärmel über die Augen. »Warum verfolgst du mich, Naga?«
    »Er sagt die Wahrheit.« Tedus’ Stimme war noch rauer als gewöhnlich. »Ich erkenne Tayri in deinem Gesicht. Schon bei unserer ersten Begegnung ... Er sagt die Wahrheit. Du bist meine Nichte, Lilya.«
    Der Leopardenmensch griff mit einer heftigen Bewegung nach Lilyas Schulter und drehte sie zu sich. Er starrte sie mit einer ungezügelten Wut in den Augen an, die sie zurückschrecken ließ. »Agerzam«, wiederholte er knurrend den Namen, den der Drache genannt hatte. »Du mickriges Menschending willst eine Tochter meines Vaters sein?«

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