ePub: Drachenhaut (German Edition)
hindurch. Ohne zu zögern, drängte sie sich zu Lilya vor und zog sie in eine feste Umarmung. Tränen liefen über ihr Gesicht. »Du bist zurückgekommen. Du lebst«, sagte sie.
Lilya erwiderte die Umarmung gerührt. »Ich lebe ‒ und ich habe meine Familie mitgebracht«, sagte sie. »Darf ich ihnen sagen, dass sie kommen können?«
Tedus benötigte nur ein paar Momente, um Lilyas Worte zu begreifen. »Aghilas?«
Lilya nickte. Tedus wandte sich um und rief: »Gwasila! Hol Aghilas und seine Leute her!«
Aber das war nicht nötig, wie Lilya sah, denn die drei Leopardenmenschen kamen gerade herangetrottet. Wahrscheinlich hatten sie Lilyas Annäherung und ihren Empfang durch die Dorfleute aus der Entfernung beobachten können.
Ein Murmeln ging durch die Menge der Dorfbewohner. Lilya konnte sehen, dass nicht alle von ihnen schon Kontakt mit Rakshasa gehabt hatten, denn hier und da wurde eine beschwörende Geste gemacht, ein Zeichen des Schutzes geschlagen, war Angst in einem Blick zu erkennen. Aber die Mehrzahl der Dorfbewohner machte freundliche Gesichter, lächelte und grüßte und ließ die drei großen Leoparden ungehindert passieren.
Dann standen sie neben Lilya und nahmen sie in ihre Mitte. Sie legte ihre Hand auf Udads Kopf. »Dürfen wir eure Gastfreundschaft beanspruchen, bevor wir weiterreisen?«, fragte sie.
Einer der Alten war herangehumpelt und stand neben Tedus. »Ich begrüße euch im Namen des Dorfes«, sagte er förmlich. »Was sagt unsere Drachenfrau?«
Tedus lachte und breitete die Hände aus. »Seid willkommen, Freunde der Freien«, rief sie. »Aghilas, was können wir für dich und deine Leute tun?«
Der Leopardenmann wechselte die Gestalt und griff begrüßend nach Tedus’ Arm. »Vier Schlafplätze und etwas von dem, was ihr zu essen pflegt«, sagte er.
»Und für mich ein Bad«, rief Lilya und rümpfte die Nase.
»Ich sorge dafür, dass ihr alles bekommt, was ihr wünscht«, sagte Tedus. »Gwasila, lass bitte die Gästehütte zurechtmachen und sorge für das Bad.«
Der falkengesichtige Wüstenmann, der sich im Hintergrund gehalten hatte, begrüßte Lilya mit einer schnellen Umarmung und eilte davon, um den Auftrag auszuführen.
Tedus nahm Lilyas Hand und zog sie mit sich. Aghilas und die beiden Leoparden folgten ihnen schweigend. Lilya sah, wie Udad schnelle Blicke nach rechts und links warf. Er schien angespannt, seine Ohren spielten nervös und sein Schwanz klemmte fast zwischen den Hinterbeinen.
»Einen Augenblick«, sagte Lilya leise zu Tedus, die nickte und sich Aghilas zuwandte.
Lilya wartete, bis Udad an ihrer Seite war, und legte wieder die Hand auf seinen Kopf. »Verwandle dich«, sagte sie. »Dann ist es nicht so erschreckend.«
Der Leopard blickte mit seinen klaren, bernsteinfarbenen Augen zu ihr auf und sie sah die Furcht darin. Sie erinnerte sich, dass er ihr erzählt hatte, noch nicht sehr oft in seiner Menschengestalt gewesen zu sein. Die Leopardenform war sehr viel praktischer und besser an das Leben in der Wüste und Steppe angepasst. Die Rakshasa benutzten ihre menschliche Form in der Regel nur, wenn sie ein Dorf besuchten oder mit Menschen zu tun hatten, und das kam selten vor.
Lilya hockte sich hin und Udad kauerte neben ihr auf dem Boden. »Ich bin bei dir«, sagte sie so beruhigend sie konnte. »Ich helfe dir.«
Sie sah, dass Aghilas und Ittû ebenfalls angehalten hatten. Aghilas sagte ein paar Worte zu Tedus, die nickte und allein weiterging. Dann kamen die Leoparden zurück und hockten sich neben Lilya und Udad.
»Herzklopfen, Kleiner?«, sagte Aghilas. Es hätte gönnerhaft klingen können, aber da war nur echtes Mitgefühl in seiner Stimme.
Ittû gab ein sanftes Knurren von sich, das fast ein Schnurren war. Lilya verstand die Botschaft ebenso wie Udad. Ich bin bei dir. Wir sind bei dir. Dein Rudel beschützt dich. Verwandle dich, wenn du denkst, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist.
Udad seufzte fast wie ein Mensch und stand auf. Er legte die Ohren an, dann entspannte er sich und schlug mit dem Schwanz.
Sie gingen zu der Hütte, vor deren Tür Tidus auf sie wartete. Dorfbewohner mit Decken und Wasserkrügen gingen durch die Tür, und von drinnen hörte man Stimmen, Gelächter und Gerumpel.
»Sie sind noch nicht fertig«, sagte Tedus. »Setzen wir uns einwenig auf die Bank, Lilya, Aghilas?« Ihr Blick streifte Udad und Ittû, die beide immer noch in Leopardengestalt vor ihr standen.
»Setzen wir uns«, stimmte Aghilas zu.
Lilya berichtete in
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