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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Amulett, das sie in der Tasche mit sich trug, sie vor ihm bewahrt hatte? Es sollte wilde Tiere zähmen, hatte der Kaufmannsgehilfe versichert. Sie schob die Hand in die Tasche und berührte das kühle Silber und das dünne Pergament, das darin gefasst war.
    Dann schüttelte sie den Kopf. Sie hatte kein wildes Tier vor sich gesehen, nur einen verängstigten, erschöpften jungen Mann. Einen sehr hübschen jungen Mann, wagte sie in Gedanken hinzuzufügen. Schwarzes, glänzendes Haar hatte er gehabt. Grüne Augen. Nicht gelbe Pantheraugen, wie der Zauber ihr hatte vorgaukeln wollen. Grüne Augen und eine dunkle Haut. Aber trotz seiner Farben schien er kein Wüstenmann zu sein. Seine Kleider waren vornehm gewesen und seine Haltung, seine Ausstrahlung die eines Adeligen.
    Ob ihr Großvater wusste, wer dieser Amayyas war? Ob sie es wagen konnte, ihn direkt danach zu fragen?
    Lilya stützte das Kinn in die Hand. Ihr Auge brannte wie Feuer, und noch mehr schmerzte die Stelle, die der seltsame Schlangenmann berührt hatte.
    Ihre Gedanken schreckten davor zurück. Was hatte er zu ihr gesagt? Tochter meines Freundes? Sie schüttelte unwillkürlich den Kopf. Wie konnte er das sagen? Ihre Eltern waren doch schon so lange tot.
    Und all das andere, was er zu ihr gesagt hatte, all die rätselhaften Andeutungen ... Sie würde ihren Großvater bitten, mit ihr darüber nachzudenken, was das alles zu bedeuten hatte. Wer war dieser Mann? Wieso hatte sie das Gefühl, ihn schon einmal gesehen zu haben? Nicht in Fleisch und Blut. Es war ein Bild. Eine Zeichnung, ein Gemälde? Sie zog grübelnd die Zunge zwischen die Zähne und strengte ihre Gedanken an. Es wollte ihr nicht einfallen.
    »Wir sind zu Hause, mein Pfauenfederchen«, riss Ajjas Stimme sie aus ihren Gedanken. »Gib mir deinen Arm, stütz dich auf mich. Oh, was musst du dich gefürchtet haben! Ich hätte dich nicht alleine gehen lassen dürfen. Die Bestie hätte dich töten können, oh, was für eine Angst habe ich ausgestanden um dich ...«
    So ging es unablässig weiter, während die Amme Lilya ins Haus brachte.

    Kannst du dir vorstellen, was ich für eine Angst ausgestanden habe, Seelenbruder?
    Nicht, als der arme Junge vor mir kniete. Nein, vorher, als diese Wüstenfrau mich so erschreckt hatte und ich deshalb meinen Weg aus dem Basar nicht mehr finden konnte. Ich bin so lange durch diese düsteren Gänge gelaufen, bis mir die Füße wehtaten wie noch nie in meinem ganzen Leben und ich so erschöpft war, dass ich mich am liebsten auf dem Boden zusammengerollt und nach meiner Ajja geweint hätte wie ein kleines Kind.
    Nein, ich habe es nicht gewagt, jemanden nach dem Weg zu fragen.
    Es war wie verhext: Wohin ich mich auch wandte, habe ich nur Wüstenleute gesehen. Diese schrecklichen, dunklen Gesichter mit den Kringeln und Schnörkeln, die sie im Gesicht tragen. Warum ist mir das vorher nie aufgefallen? Ajja trägt doch auch keine solchen Muster auf der Haut ‒ und auch sonst keiner der Wüstenleute, die ich kenne. Aber dort in diesem grässlichen dunklen Loch von Basar habe ich nur solch Tätowierte gesehen. Es war, als verfolgten sie mich und versuchten, mich davon abzuhalten, wieder ans Tageslicht zu gelangen.
    Ich bin immer tiefer und tiefer in den Basar hineingelaufen, bis gar keine Menschen mehr da waren, nur noch Dunkelheit und Gänge und seltsame Geräusche. Da hätte ich doch Angst bekommen s ollen, oder? Aber es war ganz anders ‒ als ich allein war mit der Dunkelheit und den Geräuschen darin, habe ich mich vollkommen glücklich und frei gefühlt. Seltsam.
    Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte es mir sogar Vergnügen bereitet, noch weiter und noch tiefer hineinzulaufen und zu sehen, ob es überhaupt ein Ende dieser Gänge gibt. Mir schien, als führten sie nirgendwohin ‒ oder überallhin. Zauber? Das müsste ein mächtiger Zauber sein, der dies bewirkt.
    Aber dann war da der arme, verletzte Junge. Er sah so verwirrt aus. So voller Angst. Und doch hätte sein Blick mir Furcht einflößen können, denn er war wild und kalt, und sein Gesicht war nicht freundlich.
    Aber wie kann man auch freundlich blicken, wenn man gejagt wird?
    Nein, ich habe es nicht verstanden. Ich muss meinen Großvater bitten, mir etwas über Yuzpalang zu erzählen. Ajja wollte nicht mit mir darüber reden. Sie hat das Schutzzeichen gegen Dämonen und bösen Zauber geschlagen und den Kopf geschüttelt. Und als ich ihr sagte, dass ich ein Amulett getragen habe, das mich wohl geschützt

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