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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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der Eunuch mitgebrachthatte, und sichtete die Fleischabfälle. Er rümpfte die Nase. »Als Panther fände ich sie wahrscheinlich appetitlich«, sagte er scherzend. »Aber der Mensch findet, dass das Zeug erbärmlich stinkt.«
    Aspantaman hockte vor ihm, die Hände auf die Knie gestützt. »Was hast du vor?« Er musterte den Prinzen, während dieser ihm in kurzen Worten seinen Plan erklärte. »Du bist immer noch ein Mensch«, sagte er dann.
    Amayyas hörte auf, mit spitzen Fingern die blutigen Abfälle zu sortieren, und erwiderte den Blick des Eunuchen. Er schüttelte sacht den Kopf. »Gib dich keiner falschen Hoffnung hin, mein Freund. Der Fluch wühlt in meinen Eingeweiden, rauscht in meinem Blut und dröhnt durch das Mark meiner Knochen. Ehe der Morgen graut, bin ich wieder ein Tier.«
    Aspantaman senkte enttäuscht den Blick. »Wie du es sagst, mein Prinz«, erwiderte er tonlos.
    Amayyas seufzte und rieb sich erschöpft die Augen. »Der Morgen kommt näher«, sagte er. »Wenn wir nicht wollen, dass der Beg Lilya hier unversehrt vorfindet, müssen wir uns beeilen.«
    Er stand schwankend auf. Ein Zittern wie ein Kälteschauer ließ ihn erbeben und seine Zähne klappern. »Verflucht«, sagte er. »Ausgerechnet jetzt ...« Der Satz blieb unvollendet, denn ein weiterer, qualvoller Krampf zwang ihn zu Boden. Er wand sich stumm, und Lilya musste mit schreckgeweiteten Augen mitansehen, wie erneut aus einem Menschen ein Panther wurde.
    Aspantaman wandte den Blick ab. »Zieh die Gewänder an, die ich mitgebracht habe, und gib mir deinen Djilbab«, sagte er.
    Lilya tat, was er verlangte. Sie sah zu, wie der Eunuch ihren Djilbab durch die blutigen Fleischfetzen und Knochenstücke zog, die auf dem Boden verteilt lagen.
    Amayyas, der inzwischen wieder seine Panthergestalt angenommen hatte, kam taumelnd auf die Beine. »Solange ich noch denken kann«, sagte er undeutlich, »lass mich das Gewand zerreißen, damit es richtig aussieht. Verstreu die Knochensplitter, zertritt die größeren Knochen. Lass mich noch etwas von dem Fleisch fressen, den Rest musst du wieder mitnehmen. Ich hatte die Anweisung, Lilya ganz und gar aufzufressen.« Sein Lachen klang wütend.
    »Was mache ich mit ihr?«, fragte Aspantaman ruhig, während er tat, was der Prinz verlangt hatte.
    Der Panther zerrte widerwillig an einem Brocken Fleisch herum. »Eklig«, sagte er. »Noch bin ich mehr Mensch als Tier. Ich möchte mich übergeben, Aspantaman.« Er atmete tief und bekämpfte seine Übelkeit. Dann sprach er hastig weiter: »Bring sie fort von hier. Versteck sie irgendwo im Haus. Lilya, wohin könntest du fliehen? Hast du noch Verwandte außerhalb der Stadt, möglichst ohne eine Verbindung zu Kobad?«
    Lilya stand wie erstarrt. Jetzt erst begriff sie mit voller Wucht, dass sie nicht wieder nach Hause zurückkehren konnte. Niemals wieder. Sie würde ihr Zimmer nicht mehr wiedersehen, Ajja würde sie für tot halten, Tante Gulzar würde vielleicht sogar ein paar Tage um sie trauern ‒ während sie selbst heimatlos durch die Welt irren musste, denn sie hatte niemanden, zu dem sie sich flüchten konnte.
    Sie wurde sich der beiden Augenpaare bewusst, die erwartungsvoll auf sie gerichtet waren. Mit einem resignierten Lächeln antwortete sie: »Ich habe niemanden außer Kobad.«
    »Verflucht«, knurrte der Pantherprinz. »Dann musst du eine Lösung dafür finden, Aspantaman.«
    Der Obersteunuch zuckte ebenso resigniert die Achseln wie zuvor Lilya. »Das werde ich.«
    Das Gemach erschien mittlerweile hinreichend blutbeschmiert und verwüstet. Der Prinz sank mit einem erschöpften Seufzen zu Boden und sagte: »Geh jetzt, Lilya. Und danke, dass du versucht hast, mir zu helfen.«
    Sie zögerte, schon auf dem Weg zur Tür, und kniete noch einmal neben ihm nieder. »Ich finde einen Weg, dich von diesem Fluch zu erlösen«, sagte sie. »Ich bin die Dunkle Nacht, auf die du hoffst. Ich verspreche es dir!«
    »Versprich nichts«, sagte der Panther müde. »Und jetzt rette erst einmal deine eigene Haut. Viel Glück, Lilya.«
    Sie stand auf und ging zum wartenden Aspantaman. »Viel Glück, Amayyas.«

F LUCHT
    »Du spielst falsch, fürstliche Gemahlin.« Der sanfte Tonfall Des Naga war so trügerisch wie der verführerische Gesang einer Sirene.
    Die Peri Banu, die auf dem Boden kniete und einem langhaarigen Kater das Fell bürstete, hielt inne. Der Kater maunzte ungnädig und öffnete ein bernsteingelbes Auge. »Wie meinst du das, mein Lieber?«
    Der Schlangengott verzog

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