ePub: Drachenhaut (German Edition)
den Mund zu einem humorlosen Lächeln. »So zuckersüß und freundlich, mein Herz? Das ist der Beweis, dass du etwas vor mir verbirgst.«
Die Fee senkte den Kopf und fuhr fort, den roten Kater zu striegeln. Er schnurrte und trat mit seinen Vorderpfoten genüsslich gegen ihr Bein. »Ich weiß nicht, was du willst«, sagte sie.
Der Naga begann, ruhelos auf und ab zu laufen. »Unsere Wette, meine ich«, sagte er scharf. »Du hast diesen Scharlatan Kobad dazu angestiftet, meine Lilya deinem schrecklichen Patensohn zum Fraß vorzuwerfen.«
Die Peri Banu schenkte ihm einen unschuldsvollen Augenaufschlag. »Habe ich das?«
Der Naga unterbrach seine Wanderung und blieb dicht vorihr stehen, starrte sie finster an. Sie sah zu ihm auf und lächelte. »Er ist kein Scharlatan«, sagte sie. »Er ist ein sehr fähiger Mann, der Beg. Du solltest einmal zusehen, wenn er einen Toten beschwört. Es würde dir gefallen.«
Der Naga fluchte und ihr Lächeln wurde noch ein wenig süßer. »Ich kann mich nicht erinnern, dass mir eine Einmischung laut unseren Spielregeln verboten wäre. Du mischst dich ja auch andauernd ein.«
Er wandte sich brüsk ab und verschränkte die Arme. »Es hätte meinen Schützling beinahe das Leben gekostet«, sagte er.
Die Fee zuckte gleichmütig die Schultern. »Und?«
Er stieß empört Luft durch die Nasenlöcher. »Ich glaube, du hast nicht verstanden, warum ich das alles mache«, sagte er mit mühsam gezügeltem Zorn.
Die Peri Banu stand auf und klopfte ihre Hände und das zarte Gewand ab. »Katzenhaare«, sagte sie seufzend. »Hängen dir an wie ein Fluch.« Sie machte einen Schritt und legte dem zürnenden Schlangengott ihre Hand auf den Arm. »Lieber«, sagte sie sanft, »es ist doch nur eine Wette. Und die beiden süßen Kleinen sind Menschen. Es interessiert dich doch sonst nicht, welches Schicksal ein Menschlein erleidet.«
Er machte sich los. »In diesem Fall schon. Mein Volk hat genug unter Shâya Faridun und seinen Vorfahren gelitten. Es muss ein Ende haben mit der Drachenjagd. Dieser Prinz wird niemals zum König gekrönt werden!« Seine Augen sprühten vielfarbiges Feuer.
Die Peri Banu wich zurück. »Nun«, sagte sie begütigend. »Wenn mein kleiner Amayyas nicht König wird, dann wird es einer seiner Brüder, die allesamt rücksichtslose und brutale Burschensind ‒ und große Jäger, ganz wie ihr Vater. Ich weiß nicht, ob du deinem Volk damit wirklich einen Gefallen tust.«
Der Naga spuckte aus. Die Peri Banu stieß einen empörten kleinen Schrei aus. »Nicht in meinem Haus, Naga. Das kannst du in der Wüste, in einer der Hütten deines so geliebten Volkes machen, aber nicht hier!«
Er zischte wie eine Schlange. »Dein Magush ist jedenfalls beim König in Ungnade gefallen, meine Liebe. Er hat versagt. Meine Lilya hat ihn ausmanövriert.«
Die Peri Banu reckte sich anmutig und gähnte. »Und mein kleiner Amayyas hat ihr dabei geholfen«, sagte sie träge. »Dummer Junge. Er hätte sie einfach fressen sollen, dann wäre jetzt alles gut.«
»Gut!«, rief Der Naga aus und klatschte ergrimmt in die Hände. »Weib, wenn du wüsstest, was ich jetzt am liebsten mit dir täte ...!«
Die Peri Banu blickte ihn erwartungsvoll an. »Ja?«, gurrte sie.
Der Naga zischte wieder und drehte sich auf dem Absatz herum. Nach einigen Schritten verschwand seine Gestalt in einem grünlichen Funkenschauer, der ein wenig nach Schwefel roch.
Die Peri Banu rümpfte ihre Nase. »Flegel«, sagte sie.
Lilya drückte ihr Bündel an sich und beobachtete den Eingang zum Basar der Magier. Sie hockte eng an die Hauswand gedrückt und genoss die Wärme, die die Steine abstrahlten. Die Sonne war schon hinter den Häusern verschwunden, die Schatten zogen sich lang und blau über die Straße und hier und daflammten kleine Feuer auf. Der Abendwind wurde frischer und brachte den Geruch der Wüste mit sich.
Lilya zog den Schleier dicht vor ihr Gesicht und sah auch nicht auf, als jemand beinahe über sie stolperte und sie rau beschimpfte. Sie hielt ihr Bündel krampfhaft umklammert und starrte auf den Eingang, als führte er geradewegs in die unterste der neun Höllen. Sie hatte keine andere Wahl, als entweder dort hineinzugehen ‒ oder zu ihrem Großvater zurückzukehren.
Noch ein Weilchen, dachte sie und zog ihre Füße unter den Saum ihres geflickten Djilbabs. Sie sah aus wie eine Bettlerin oder eine kürzlich freigelassene Sklavin, und deshalb schenkte ihr auch niemand einen genaueren Blick.
Aspantaman hatte
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