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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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kann?«
    »Nein!«, riefen Amayyas und Lilya wie aus einem Mund. Der Erzieher sah verblüfft von seinem Schützling zu Lilya.
    »Nein?«
    »Aspantaman, wir haben keine Zeit«, sagte der Prinz ungeduldig. Er rieb sich über die Stirn und hinterließ einen blutigen Streifen. »Das hier wird keinen Bestand haben. Es ist vorübergehend. Ich weiß es. Ich kann es in jeder Faser meines Körpers spüren. Meine Knochen schmerzen, die Verwandlung wird bald geschehen.«
    Der Eunuch nickte enttäuscht. »Was ist geschehen?«
    »Nicht jetzt«, erwiderte der Prinz scharf. »Hör mir zu, Aspantaman. Ich benötige ein paar Dinge: Ein Gewand, das Lilya passt. Hole etwas Unauffälliges aus der Kleiderkammer der Bediensteten. Dann geh in die Küche. Sieh nach, ob Abfälle da sind, Knochen, Blut, Eingeweide. Meinetwegen ein geschlachtetes Lamm oder Huhn. Wir müssen den Anschein hinterlassen, dass ich Lilya gefressen habe.« Er schloss mit einem Schmerzenslaut die Augen. Lilya sah, dass der Obersteunuch ein ganzes Bataillon Fragen hinunterschluckte. Er nickte. »Was noch?«
    »Das ist es. Lauf, Aspantaman. Spute dich.« Der Prinz kauerte sich nieder und barg das Gesicht in den Händen.
    Der Eunuch zögerte nicht. Die Tür schloss sich mit einem dumpfen Laut hinter ihm. Lilya kniete, ehe sie darüber nachdenken konnte, was sie tat, neben dem Prinzen und legte den Arm um seine Schultern. »Was hast du vor?«, fragte sie.
    Amayyas atmete schwer. »Du musst verschwinden«, sagte er. »Kobad wird es sonst beim nächsten astrologisch günstigen Zeitpunkt erneut versuchen. Er will seine Belohnung.«
    Lilya starrte ihn an. Sie holte tief Luft. »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht«, flüsterte sie.
    Amayyas nahm ihre Hand und drückte sie so fest, dass es schmerzte. Seine Augen waren verschleiert. »Wenn ich dich fresse, bin ich frei«, sagte er heiser.
    Lilya schluckte einen Kloß hinunter. »Ich wusste nicht, was er vorhat. Gibt es keinen anderen Weg?«
    Der Prinz schüttelte den Kopf. Er sah sie so durchdringend an, dass sie fröstelte. »Wie hast du das gemacht? Du hast mich zurückverwandelt, Lilya.«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß es nicht«, gab sie zu. »Die Zeichen, die auf mir erschienen sind, besitzen anscheinend Zauberkraft.« Sie lächelte schief. »Wahrscheinlich sind sie es, die dich erlösen, wenn du mich ...« Sie konnte es nicht aussprechen.
    Sein Gesicht belebte sich. Er packte ihre Schultern und musterte sie. »Sie sind wunderhübsch, so hübsch wie du«, murmelte er lächelnd. »Aber wie kann es sein, dass sie Zauberkraft besitzen?«
    Lilya erwiderte sein Lächeln. Seine Augen waren so tief und grün, wie der Himmel es manchmal in der Stunde der Dämmerung war. Seine Hände hielten sie mit starkem Griff fest, aber ohne ihr wehzutun, wie vorher die des Erziehers. »Ich weiß es nicht«, sagte sie wieder. »Aber mein Großvater will nicht, dass jemand außer ihm sie sieht.« Sie sah, wie das Lächeln aus seinemGesicht schwand. »Was wirst du nun tun?«, fragte sie beklommen. »Glaubst du, dass Großvater einen anderen Weg finden wird, dich von dem Fluch zu befreien?«
    Er wandte den Blick ab. »Nein«, sagte er. Es klang endgültig. »Ich werde wohl für den Rest meines Lebens verflucht bleiben. Wenn ich es aushalte.« Er zuckte die Schultern. »Nur die Dunkle Nacht kann mich befreien, hat Der Naga gesagt. Wahrscheinlich hätte es ohnehin nicht funktioniert, wenn ich dich fresse, und dann hätte ich auch noch deinen Tod auf dem Gewissen.«
    Lilya schrie auf und schlug die Hand vor den Mund. »Oh nein«, rief sie aus. »Aber ich kann es nicht, Amayyas. Ich fürchte mich davor, zu sterben.«
    Er sah sie zornig an. »Ich habe doch schon gesagt, dass ich dich nicht töten werde. Warum klagst du?«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Die ›Dunkle Nacht‹«, sagte sie verzweifelt. »Das ist doch mein Name. Lilya bedeutet ›Dunkle Nacht‹!«
    Er riss die Augen auf. »Also bin ich wahrhaft verflucht«, sagte er hoffnungslos.
    Lilya nahm seine Hand und dieses Mal legte er seine Arme um sie. Sie drängten sich aneinander, suchten Trost und fanden Wärme. Lilya fühlte die Krämpfe, die seinen Leib schüttelten, und fuhr mit der Hand über ihre Zauberzeichen. Vielleicht fand sie etwas, das seine Qualen zu lindern vermochte.
    Aspantaman kehrte endlich zurück und legte zwei Bündel vor den Prinzen auf den Boden. »Ich hatte ein wenig Mühe, an die Abfälle zu kommen«, sagte er.
    Amayyas reichte Lilya die Kleider, die

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