Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
entwickelten Genen.«
»Was wird das jetzt? Seit wann bist du Abtreibungsgegnerin, Emma?«
»Gar nicht … absolut nicht, aber … Ach, ich weiß nicht, das muss der Schock sein. Aber was willst du ? Solange
ich das nicht weiß, weiß ich auch nicht, was ich dir raten soll.«
»Natürlich nicht. Ich musste einfach mit dir reden, hören, was du dazu meinst. Das kommt mir zu gewaltig vor, um alleine darüber nachzudenken. Ich bin irgendwie total verwirrt.«
»Ich finde auf alle Fälle, dass du es ihm sagen musst.«
»Vor ein paar Wochen hätte ich das auch ganz selbstverständlich getan, aber irgendwas ist mit ihm, Emma! Das spüre ich. Ihn beschäftigt irgendetwas, worüber er nicht mit mir reden will.«
»Vielleicht ist er nur noch nicht über die Sache mit dem Motorrad hinweg.«
Im gleichen Augenblick, als ich das sage, bin ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob Ellinor mir überhaupt erzählt hat, dass er das Motorrad verkauft hat, oder ob ich das nur von Adrian weiß. Oder hat sie nur davon gesprochen, dass er vorhätte , es zu verkaufen? Mir wird eiskalt. Balancegang auf schlappem Seil ohne Schutznetz. Ich sehe Ellinor nervös an, aber sie reagiert nicht.
»Mag sein«, sagt sie.
Als wir uns kurz darauf verabschieden, nimmt sie mich fest und lange in den Arm und sagt, dass ich die weltbeste Freundin bin. Auf dem Weg zurück ins Miranda laufen mir Tränen übers Gesicht, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. Die Betäubung lässt nach, und es tut so weh, dass ich das Gefühl habe, in mir ist etwas unwiederbringlich zerbrochen.
Ich muss mit Markus darüber reden.
Auch wenn Ellinor mir das Ganze im Vertrauen erzählt hat. Aber genau wie sie es jemandem erzählen musste, bevor sie platzt, muss ich es eben Markus erzählen. So einfach ist das. Er ist ein Teil von mir, und außerdem kann nur er die ganze Reichweite von dem erfassen, was ich erfahren habe.
Edwin ist zu Mama gefahren und Markus und ich sind seit Langem mal wieder alleine in der Wohnung. Markus sitzt am einen Ende des Sofas, die Beine vor sich angewinkelt. Ich sitze am anderen Ende und plappere und käue wieder und werde zwischen tiefster Scham und pathetischem Selbstmitleid hin- und hergeschleudert. Nachdem ich mich gänzlich entleert und sozusagen meine inneren Qualen ausgekotzt habe, sitzt er lange da und sieht mich an.
»Weißt du, was das Schlimmste ist?«, sagt er.
Ich schüttele den Kopf.
»Dass du so viel Zeit auf ihn verwendest«, sagt Markus. »Dass du so viele Gedanken, so viel Kraft, Zeit und Gefühle auf einen Typen verwendest, der bloß … Ich weiß nicht, aber wie es sich mir darstellt, hat er zu keinem Zeitpunkt auch nur in Erwägung gezogen, Ellinor zu verlassen. Du bist nur ein Seitensprung, Emma! Jemand, zu dem er gehen kann, wenn zu Hause nicht alles ganz glattläuft. Es ist hart, das zu sagen, aber so ist es nun mal. Du hast was Besseres verdient! Aber vor allen Dingen hat er nicht verdient, was du in ihn investierst!«
Markus wirkt verletzt, als wäre er derjenige, der ausgenutzt worden ist. Und ich bin die Schurkin. Wieder einmal.
»Du bist eifersüchtig«, stelle ich fest, aber diesmal sage ich es nicht, um ihn aufzuziehen.
Markus sieht mich ein paar Sekunden lang an.
»Ich weiß es nicht«, sagt er. »Oder doch, vielleicht. Ich will einfach, dass du glücklich bist und es dir gut geht. Wenn es um einen Kerl ginge, den du liebst und der dich genauso liebt, jemand, der kapiert, was du wert bist, dann würde ich dir einfach nur Glück wünschen und hoffen, dass du trotzdem noch ab und zu ein wenig Zeit für einen alten Freund hast. Aber ausgerechnet Adrian ! Verkehrter geht’s nicht, das kann doch nicht gut ausgehen, verstehst du das denn nicht?«
»Ich weiß«, sage ich. »Aber das hilft mir auch nicht weiter.«
Er lächelt bitter. »Nein, offensichtlich nicht. Scheiße, ich mag nicht dran denken. Können wir über was anderes reden?«
»Ja.«
»Zum Beispiel, was du morgen anziehst? Hast du eine einzige Klamotte, die fürs Styx passt?« Er grinst provozierend und ich ziehe die Schultern hoch.
»Ich habe jedenfalls keine Standardgarderobe für Treffen mit snobistischen Kriminellen in luxuriösen Nachtclubs«, sage ich. »Das ist nicht meine Welt.«
Markus steht auf und nimmt meine begrenzte Garderobe in Augenschein. Er schüttelt den Kopf und murmelt vor sich hin, wirft das eine oder andere Stück aufs Bett, offenbar Dinge, für die es aus seiner Perspektive noch einen Funken Hoffnung gibt, und hört
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