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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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hiesigen, dem Deutschen lieb gewordenen hellbraunen Eichhörnchen verdrängen, von afrikanischen Ameisenstämmen, die über Spanien einwandern, von indogermanischen Springkräutern, die sich hier breitmachen. Dieser letzte Vorgang ist freilich vorbildlich, arische Pflanzen beanspruchen hier selbstverständlich völlig zu Recht den ihnen zustehenden Siedlungsraum. Dieses neuartige, kampfkräftigere Laub nun habe ich zwar noch nicht zu Gesicht bekommen, die Blätter auf dem Parkplatze des Hotels schienen mir vollkommen normal, aber das Blasegerät ließ sich natürlich genauso gut gegen herkömmliches Laub einsetzen. Mit einem Königstiger bekämpft man ja auch nicht nur den T-34, sondern im Bedarfsfalle ebenso einen der veralteten BT -7.
    Als ich den Mann das erste Mal beobachtete, war ich äußerst ungehalten. Ich war am Morgen wach geworden, es mag wohl so gegen neun Uhr gewesen sein, von einem infernalischen Lärm, als läge man mit dem Kopfkissen neben einer Stalinorgel. Ich stand wutentbrannt auf, eilte ans Fenster, sah hinaus und erblickte jenen Mann, der dort mit dem Blasegerät hantierte. Daraufhin wurde ich sofort noch wütender, weil mir ein Blick auf die umstehenden Bäume verriet, dass es sich um einen ausgesprochen windigen Tag handelte. Es war, so viel ließ sich eindeutig erkennen, völlig unsinnig, an jenem Tage Laub gezielt von irgendwo nach irgendwo anders hinblasen zu wollen. Ich gedachte zunächst, hinauszustürzen und ihn entrüstet zur Rede zu stellen, doch dann besann ich mich eines Besseren. Denn ich befand mich im Unrecht.
    Der Mann hatte einen Befehl bekommen. Der Befehl lautete: Laub blasen. Und er führte diesen Befehl aus. Mit einer fanatischen Treue, die Zeitzler gut zu Gesicht gestanden hätte. Ein Mann befolgte einen Befehl, so einfach war das. Und klagte er dabei? Heulte er auf, das sei doch sinnlos bei diesem Wind? Nein, er erfüllte tapfer und stoisch lärmend seine Pflicht. Wie die treuen Männer der SS . Da haben Tausende ohne Rücksicht auf die eigene Belastung ihre Aufgabe erfüllt, obwohl man da auch hätte jammern können: »Was sollen wir denn mit den vielen Juden? Das hat doch alles keinen Sinn mehr, die werden ja schneller angeliefert, als wir sie in die Gaskammern treiben können!«
    Ich war so ergriffen, ich kleidete mich rasch an, ich ging hinaus, ich trat zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: »Mein lieber Mann, ich will mich bei Ihnen bedanken. Für Menschen wie Sie führe ich meinen Kampf fort. Denn ich weiß: Aus diesem Laubblasegerät, ja aus jedem Laubblasegerät in diesem Lande strömt der glühende Atem des Nationalsozialismus.«
    Genau das ist der fanatische Wille, den dieses Land braucht. Und ein wenig davon hoffte ich auch in Sensenbrink geweckt zu haben.

xi.
    A ls ich morgens in das mir zur Verfügung gestellte Büro kam, wurde mir erneut bewusst, wie weit der Weg war, den ich noch zu gehen hatte. Ich betrat einen Raum, vielleicht fünf mal sieben Meter, Deckenhöhe zwei Meter fünfzig, wenn es hoch kommt. Bedauernd dachte ich an meine Reichskanzlei. Das waren Räume gewesen, wenn man da hineintrat, da fühlte man sofort eine gewisse Zwergenhaftigkeit, man erschauerte vor der Macht, der Hochkultur. Nicht vor der Pracht wohlgemerkt, das hat mir noch nie etwas gegeben, dieses Protzentum, aber in der Reichskanzlei, wenn man da jemanden empfing, dann sah man ihm sofort an, dass er die Überlegenheit des Deutschen Reiches empfand, auch rein körperlich. Das hat Speer wunderbar hinbekommen: Allein im Großen Empfangssaal, diese Kronleuchter, ich glaube, da hat einer allein eine Tonne gewogen, wenn der heruntergekommen wäre, der Mann darunter wäre Mus gewesen, ein Brei, ein breiiges Mus aus Knochen und Blut und aus zermalmtem Fleisch, und vielleicht hätten noch Haare an der Seite hervorgesehen, da hatte ich fast selber Angst, mich drunterzustellen. Ich habe das natürlich nicht gezeigt, ich bin unter diesen Kronleuchtern hindurch, als wäre es nichts, das ist ja auch eine Gewöhnungssache, so etwas.
    Aber genau so muss es sein!
    Das geht nicht an, dass man da für Millionen und Abermillionen eine Reichskanzlei hinstellt, und dann kommt jemand hinein und denkt sich: »Ach, die hätte ich mir aber größer vorgestellt.« Dass der überhaupt denkt, das darf nicht sein, das muss körperlich sofort spürbar sein: Er – nichts, das deutsche Volk – alles! Ein Herrenvolk! Davon muss eine Aura ausgehen, wie vom Papst, aber natürlich wie von einem

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