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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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größter Dringlichkeit zum Kanzler berufen wurden. Es muss sich wohl dann auch um einen besonderen »Spaß« des Schicksals gehandelt haben, dass es ausgerechnet die klobigste und teigartigste unter diesen geistigen Mikroben erwählte, um ihr die sogenannte Wiedervereinigung in den ausladenden Schoß zu schleudern.
    Bei dieser vorgeblichen »Wiedervereinigung« handelte es sich zugegebenermaßen um eine der wenigen erstklassigen Propagandalügen dieser Republik: Denn zu einer echten Wiedervereinigung fehlten doch einige nicht ganz unwesentliche Bestandteile wie eben jenes den Polen verehrte Schlesien, aber auch Elsass-Lothringen oder Österreich. Allein schon daran kann man auch die Dürftigkeit jener handelnden Regierungsdarsteller ermessen, dass sie gerade mal in der Lage waren, dem zu jener Zeit schwächelnden Russen ein paar völlig heruntergewirtschaftete Quadratkilometer abzuschwatzen, nicht aber dem französischen Erbfeinde eine prosperierende Region, die das Land wirklich weitergebracht hätte.
    Doch je größer die Lüge, desto bereitwilliger wird sie geglaubt – zum Dank für seine heroische »Vereinigungs«-Tat durfte jener Kanzlerplatzhalter sechzehn Jahre lang das Land »regieren«, vier Jahre länger als ich selbst. Unvorstellbar. Dabei wirkte der Mann doch wie Göring nach Einnahme eines Doppelzentners Barbital. Allein schon der Anblick war lähmend. Fünfzehn Jahre lang habe ich am Erscheinungsbild einer kraftvollen Partei gearbeitet, jetzt musste ich lesen, dass man dieses Land genauso gut in der Strickjacke verwalten konnte. Ich war nur froh, dass Goebbels das nicht mehr mitbekommen hatte. Der arme Mann würde im Grabe weiß glühend rotieren, bis es durch den deutschen Mutterboden hinaufraucht.
    Der französische Erbfeind hatte sich inzwischen zu unserem engsten Freunde entwickelt. Bei jeder Gelegenheit fielen sich die leitenden Hampelmänner um den Hals und schworen, sich nie wieder wie echte Männer streiten zu wollen. Der feste Wille dazu wurde in einem europäischen Bündnis zementiert, einer Bande gleich, wie sie Schulbuben manchmal schließen. Diese Bande verbrachte die weitere Zeit damit, darüber zu streiten, wer gerade der Anführer sein durfte und wer wie viele Süßigkeiten mitzubringen hatte. Der Ostteil des Kontinents versuchte es unterdessen dem Westteile an Albernheit gleichzutun, wenn auch mit einem Unterschied: Hier unterblieben Streitereien vollkommen, weil es einzig und allein galt, den bolschewistischen Gewaltherrschaften hinterherzuspeicheln. Während ich derlei las, wurde mir so überwältigend schlecht, dass ich mehrfach überlegte, mich zu übergeben. Ich hatte dann aber keine Lust dazu.
    Dass man sich im Westen überhaupt vorwiegend kindischen Streitereien widmen konnte, hatte seine Ursache darin, dass sich um die wichtigeren Dinge das amerikanische Finanzjudentum kümmerte, das dort ungebrochen herrschte. Es hatte sich aus der deutschen Restmasse die Dienste des windelweichen Sturmbannführers Wernher von Braun gesichert, ein mir schon von jeher suspekter Opportunist, der ja auch erwartungsgemäß sofort bereit war, seine bei der Produktion unserer V2 gewonnenen Kenntnisse an den Höchstbietenden zu verschachern. Seine Raketen sicherten den Transport der amerikanischen Weltzerstörungswaffen und damit die Weltherrschaft, was verwirrenderweise in knapp fünfundvierzig Jahren zum Bankrott des bolschewistisch-jüdischen Modells im Osten führte. Und ich kann nicht verhehlen, dass mich das zunächst stark verwirrte.
    Welcher Taschenspielertrick mochte dahinterstecken?
    Seit wann ruinierte der Jude den Juden?
    Das Rätsel musste vorerst ungelöst bleiben. Fest stand: In der Folge der Beseitigung der bolschewistischen Herrschaftssysteme hatte man dem deutschen Marionettenregime einen Friedensvertrag und die Unabhängigkeit ausgehändigt. Von einer echten Unabhängigkeit konnte ohne eigene Raketenwaffen natürlich keine Rede sein. Im Gegenteil mühten sich Regierungen jedweder Couleur nicht um solide Aufrüstung, sondern um eine tiefere Verstrickung in europäische Händel, was die Außenpolitik extrem vereinfachte; im Grunde schrieben Dutzende Rücksichtnahmen vor, was man zu tun hatte, man hätte das Amt genauso gut einem Fünfjährigen anvertrauen können.
    Die einzige vorherrschende Ideologie bestand in einer völlig ungebremsten Expansion des Kinderbündnisses, was dazu führte, dass praktisch jeder dabei war, selbst die unterentwickeltsten Besiedler europäischer

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