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Er ist wieder da

Er ist wieder da

Titel: Er ist wieder da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timur Vermes
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vielleicht oder bestimmt doch einen jungen Mann haben, einen, sagen wir Verehrer …«
    »Nee«, sagte Fräulein Krömeier malend, »da jibt et keenen …«
    »Also, ich will da nicht indiskret sein oder insistieren«, beruhigte ich sie, »aber Sie können es mir ruhig sagen. Wir sind hier ja nicht bei den Katholiken. Ich kenne da keine Vorbehalte, wenn zwei junge Menschen sich mögen, dann ist da kein Trauschein vonnöten. Wahre Liebe adelt sich selbst!«
    »Det is ja allet schön und jut«, sagte Fräulein Krömeier und presste mit einem Blick in den Spiegel die Lippen aufeinander, »aba et jibt jrad keenen, weil ick ihn vor vier Wochen pasönlich abjesächt hab! Ick kann Ihnen sagen: Det war vielleicht ’n echtet Arschloch!«
    Ich muss ein wenig überrascht dreingeblickt haben, jedenfalls sagte Fräulein Krömeier sofort: »Ouh! Det is mir jetzt so rausjerutscht! Det jeht natürlich nicht im Führahauptquartier! Ick meine natürlich: Der Mann war ein elender Schweinehund! Meen Führa!«
    Ich verstand nicht ganz, was dieser Wortaustausch bezwecken oder verbessern sollte, jedoch sprach aus ihrem ganzen Mienenspiele das ehrlichste Bemühen und nun auch ein gewisser Stolz, offenkundig auf die zweite Formulierung.
    »Zunächst«, sagte ich streng, »sind wir genau genommen nicht im Führerhauptquartier, Fräulein Krömeier, weil ich nämlich nicht Oberbefehlshaber der Wehrmacht bin, jedenfalls derzeit nicht. Und zweitens finde ich, dass solche Worte überhaupt nicht in den Mund eines deutschen Mädels gehören! Und schon gar nicht in den Mund meiner Sekretärin!«
    »Na, wenn et aba doch so war! Da hätten Se dabei sein müssen, da würden Se det ooch sagen! Ick könnte Ihnen Jeschichten erzählen …«
    »Diese Geschichten gehen mich nichts an! Hier geht es um das Ansehen des Deutschen Reiches und in diesen Räumen auch der deutschen Frau! Wenn hier jemand vorbeikommt, möchte ich, dass er den Eindruck eines geordneten Staates hat und nicht …«
    Weiter kam ich nicht, weil aus dem Auge von Fräulein Krömeier erst eine Träne lief und dann aus dem anderen Auge auch eine und dann überhaupt sehr viele Tränen. Es sind genau diese Momente, die ein Führer im Kriege meiden muss, denn hier raubt eventuelles Mitgefühl ihm natürlich die Konzentration, die er dringend für die siegreiche Durchführung von Kesselschlachten und Flächenbombardements braucht. In ungünstigeren Zeiten ist es, so habe ich gelernt, freilich etwas einfacher, da gibt man einmal den Befehl, dass jeder Meter Boden bis zum letzten Blutstropfen zu halten ist, im Grunde ist dann die Kriegführung für den Tag erledigt, da könnte man genauso gut heimgehen. Aber trotzdem sollte man sich unterdessen nicht in die Emotionen anderer Leute verzetteln.
    Freilich befanden wir uns nun ja gerade mal nicht im Krieg. Und ich schätzte die untadelige Arbeitskraft des Fräulein Krömeier. Also reichte ich ihr ein Papiertaschentuch, von denen inzwischen offenbar wieder reichlich produziert wurden. »Es ist ja kein großer Schaden entstanden«, sagte ich beruhigend, »ich wollte nur, dass Sie künftig … ich zweifle nicht an Ihren Fähigkeiten, ich bin sogar sehr zufrieden mit Ihnen … Sie sollten sich diesen Tadel nicht so zu Herzen nehmen …«
    »Ach«, schniefte sie, »et is ja nich wegen Ihnen. Et is ja nur, ick hab den … Kerl, ick hab ihn ja richtich jeliebt. Ick hab jedacht, det wird wat mit uns. Wat richtich Jroßes.« Dabei kramte sie in ihrem Rucksack und holte ihr Telefon hervor. Sie tappste ein wenig darauf herum, bis es ein Foto vom Schweinehund anzeigte, und hielt es mir hin.
    »Der sah so jut aus. Und der war doch immer so … so besonders!«
    Ich betrachtete das Bild. Der Mann sah in der Tat recht gut aus. Er war blond, hochgewachsen, wenn auch ein gutes Dutzend Jahre älter als das Fräulein Krömeier. Das Bild zeigte den Mann auf der Straße, in einem eleganten Anzug, dennoch hatte er nichts Geckenhaftes an sich, sondern er wirkte sogar außerordentlich gediegen, als leite er ein gesundes, kleines Unternehmen.
    »Ich will Ihnen nicht zu nahetreten«, sagte ich, »aber es wundert mich nun wirklich nicht, dass diese Beziehung zu keinem glücklichen Ende gekommen ist …«
    »Nicht?«, schniefte Fräulein Krömeier.
    »Nein.«
    »Und wieso?«
    »Sehen Sie, Sie denken natürlich, Sie hätten die Beziehung beendet. Aber haben Sie nicht in Wahrheit selbst erkannt, dass Sie für diesen Mann nicht die richtige Partnerin sind?«
    Fräulein

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