Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
wollte.
»Es ist noch ziemlich früh«, gab Jack zu bedenken und warf seine Karten auf den Tisch.
»Ich bin aber wirklich müde«, sagte Nathan und ging zum Zelt.
»Das hat er manchmal. Vor ein paar Tagen ist er sofort nach dem Abendessen zu Bett gegangen und hat durchgeschlafen bis zum Frühstück«, erklärte Daisy, sammelte die
Karten ein und legte sie in die Schachtel. »Ich glaube, er wächst so schnell, dass es ihn von innen heraus auslaugt.«
Jack stand auf, ging zu seinem Truck, holte seine Jeansjacke aus der Fahrerkabine und kehrte an die Feuerstelle zurück. Der endlose texanische Himmel war mit Sternen übersät. Jack warf ein paar Holzstücke in die Glut und setzte sich in einen der Faltstühle, die er ums Feuer gruppiert hatte. Er streckte die Beine aus, starrte ins Feuer und fragte sich, ob er sich nicht besser ein zweites Zelt von Billy hätte leihen sollen. Es würde nicht einfach werden, mit Daisy in einem Zelt zu schlafen. Jack hatte noch nie so nahe bei einer Frau geschlafen, wenn sie nicht gerade beide nackt waren. Es wäre das erste Mal für ihn, und er konnte von Glück sagen, dass Nathan zwischen ihm und Daisy liegen würde. Denn in letzter Zeit waren seine Gedanken, was Daisy betraf, eindeutig fleischlicher Natur, und er wollte nur ungern einschlafen, um am nächsten Morgen mit dem Gesicht zwischen ihren Brüsten wieder aufzuwachen.
»Es ist lange her, dass Nathan und ich einfach wegfahren und ein wenig abschalten konnten«, meinte Daisy und setzte sich in den Sessel neben ihm. »Danke, Jack.«
»Keine Ursache.« Er faltete die Hände über dem Bauch, kreuzte die Stiefel an den Knöcheln und verscheuchte sämtliche Gedanken an Daisys Brüste aus seinem Kopf. Das Feuer knisterte und prasselte. Zwischen keineswegs unbehaglichen Gesprächspausen erzählte Daisy ihm mehr von ihren Plänen, das Haus zu verkaufen, in dem sie mit Steven gelebt hatte, und über die Eröffnung eines eigenen Fotostudios. Sie war bereit, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen, und freute sich auf den neuen Anfang.
Sie sprachen über Billy und seine Familie, und sie berichtete, was es Neues von Lily gab, deren Scheidung in ein paar Tagen endgültig über die Bühne sein sollte. Lily fände
endlich wieder zu sich selbst zurück, erklärte Daisy. Jack hegte leise Zweifel, behielt sie jedoch für sich.
»Wieder hier in Texas zu sein weckt eine Menge Erinnerungen in mir«, sagte Daisy. »Und größtenteils gute.« Er spürte ihren Blick und sah sie über die Schulter hinweg an. Der Feuerschein tanzte auf ihrem Haar und ihrem Gesicht, züngelte über ihren Mund und lenkte Jacks Blick auf ihre Lippen. »Weißt du noch, wie du, Steven und ich aus einer Kaffeedose diese Zeitkapsel gebastelt und sie bei dir im Garten vergraben haben?«, fragte sie.
Ja, er erinnerte sich daran. Trotzdem schüttelte er den Kopf und sah zum von Sternen übersäten, tintenschwarzen Nachthimmel hinauf, in der Hoffnung, sie würde das Thema ruhen lassen. Er hätte es besser wissen müssen.
»Wir haben unsere wertvollsten Schätze in eine Kaffeedose gegeben und wollten sie nach fünfzig Jahren wieder ausgraben.«
Sie lachte, und Jacks Blick wanderte zurück zu ihrem Profil.
»Ich weiß nicht mehr, was ich hineingetan habe.« Sie überlegte kurz und schnippte dann mit den Fingern. »Ach, ja. Einen falschen Brillantring, den du für mich auf dem Jahrmarkt gewonnen hattest, und eine pinkfarbene Haarspange, die Steven irgendwo gefunden und mir geschenkt hatte. Du hast ein paar Matchbox-Autos hineingegeben und Steven hat einige dieser grünen Plastiksoldaten beigesteuert. « Sie sah mit gefurchter Stirn zu ihm hinüber. »Es muss doch mehr gewesen sein.«
»Dein Tagebuch«, gab er zurück.
»Stimmt.« Sie wollte lachen, doch es erstarb auf ihren Lippen. »Wieso erinnerst du dich daran?«
Er zuckte die Achseln, stand auf und schürte das Feuer. »Muss an meinem guten Gedächtnis liegen.«
»Hast du die Zeitkapsel ausgegraben?« Als er nicht antwortete, trat sie neben ihn. »Jack?«
Mit der Stiefelspitze schob er ein Stück Holz näher ans Feuer. Es zerbarst, und rote Funkengarben stiegen zum Himmel auf. »Ich und Steven.«
»Wann?«
»Etwa eine Woche, nachdem wir sie vergraben haben. Wir mussten unbedingt wissen, was in deinem Tagebuch stand. Wir sind fast umgekommen vor Neugier.«
Sie schnappte nach Luft. »Ihr seid in meine Privatsphäre eingedrungen. Habt mein Vertrauen missbraucht. Wie gemein!«
»Ja, und soweit ich mich erinnere, war
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