Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
seinem Schuppen Schnaps destilliert, und Daisy wusste aus Erfahrung, dass sein Gebräu ein Loch in die Speiseröhre ätzen konnte. »Vielleicht tue ich es ja wirklich. «
Shay nickte. »Gut. Ich sage Sylvia, dass ich dich getroffen habe und dass du zu meinem Empfang kommst. Sie wird außer sich vor Freude sein.«
Daisy hatte nichts eingepackt, das sie zu einem Hochzeitsempfang hätte tragen können. Das einzige Kleid, das sie mitgenommen hatte, war ein weißes schulterfreies, das dem Anlass nicht angemessen war. Vielleicht sollte sie einfach nur ein Geschenk schicken. »Hast du irgendwo einen Hochzeitstisch?«
»Oh, mach dir deswegen keine Gedanken.« Sie lächelte. »Aber, ja, ich habe einen in Donnas Geschenkladen an der Fünften.«
Natürlich. Jeder ließ seinen Hochzeitstisch bei Donna ausrichten.
»Bis heute Abend«, sagte Shay und machte sich auf den Weg.
Lächelnd sah Daisy ihr nach, bis sie hinter einem Regal verschwand. Die kleine Shay Brewton heiratete den ungebärdigen Jimmy Calhoun. In ihrer Jugend hatte es keine verrückteren Jungs gegeben als Jimmy Calhoun und seine Brüder.
Außer Jack vielleicht.
Jack war schon immer völlig verrückt gewesen. Es hatte ihm nie gereicht, so schnell er konnte mit seinem Fahrrad zu fahren, nein, er musste es auch noch freihändig tun oder auf dem Sattel stehen. Es hatte nicht gereicht, Staubfahnen zu jagen, nein, er musste draußen spielen, wenn der Wetterbericht einen Tornado der Stufe eins vorhersagte. Er hielt sich für unbesiegbar. Wie Superman.
Steven war draufgängerischer gewesen als Daisy, doch selbst er hatte sich nicht einmal die Hälfte von dem getraut, worauf Jack sich einließ. Er war nie vom Dach in einen Laubhaufen gesprungen und hatte sich dabei das Bein gebrochen. Er hatte auch nie die Maschine eines Motorrads in einen selbst gebastelten Go-Cart eingebaut, um damit in der Stadt herumzukurven.
Jack hatte all diese Dinge getan, wohl wissend, dass sein Dad ihm den Hintern versohlen würde. Und das hatte Ray Parrish weiß Gott getan, doch für seinen Spaß hatte Jack es in Kauf genommen.
Bei Steven Monroe dagegen war sie in Sicherheit gewesen. Er war zuverlässig, während Jack mit Vollgas durchs Leben raste, als hätte er Feuer unterm Hintern.
Es hatte Spaß gemacht, mit den verrücktesten Jungen der Schule zusammen zu sein, sich auf eine Romanze mit ihm einzulassen war hingegen ein Riesenfehler gewesen.
Ein Fehler, für den sie und Steven und Jack einen hohen Preis hatten zahlen müssen.
KAPITEL 3
Der Country Club von Lovett lag am Rande des 18-Loch-Golfplatzes. Ulmen säumten die Zufahrt vom Eingangstor bis zum Clubhaus. Besucher mussten eine Brücke überqueren, um zum Eingang zu gelangen. Unter der Brücke floss ein Bach und ergoss sich in einen Teich voller Koi-Karpfen, deren rotweiße Leiber sich sanft in der schwachen Strömung wiegten.
Um halb neun Uhr abends fuhr Daisy in eine Parklücke neben einem Mercedes. Es war das erste Mal seit Stevens Tod, dass sie allein ausging, und es war ein seltsames Gefühl. So als hätte sie etwas zu Hause vergessen; genau die Art von Panik, die sie stets überkam, wenn sie vor einer Reise zum Einchecken auf dem Flughafen in der Schlange stand und fürchtete, die Tickets auf dem Esstisch liegen gelassen zu haben, obwohl sie wusste, dass sie in ihrer Tasche steckten. Sie fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis diese Panik verebbte. Bis sie sich daran gewöhnt hatte, allein unter Menschen zu gehen.
Und sich mit Männern zu verabreden. Ausgeschlossen. Sie glaubte nicht, dass sie je wieder dazu fähig sein würde.
Daisy trat durch die zweiflügelige Glastür und sah ihr leicht verschwommenes Spiegelbild in einem Messinggeländer, als sie am Speisesaal vorbei und einen langen Flur hinunter zum Festsaal ging. Sie trug ein rotes ärmelloses Cocktailkleid, das sie sich von Lily ausgeliehen hatte. Daisy war ein paar Zentimeter größer als ihre einen Meter
sechsundfünfzig große Schwester und besaß etwas vollere Brüste. Rot war vielleicht nicht unbedingt eine angemessene Farbe für einen Hochzeitsempfang, doch es war das einzige von Lilys Kleidern, das nicht zu kurz war oder über der Brust spannte.
Seidenbezogene Knöpfe zierten es vom Saum bis zur Achsel, und die kleine rote Handtasche ihrer Mutter hing an einer Goldkette über ihrer Schulter.
Sie stellte das Geschenk, das sie vorher noch besorgt hatte, auf einem Tisch neben der Tür ab und trat zögernd in den Saal. Die
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