Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
könnte, gab sich andererseits aber keine Mühe, eine Partnerin zu finden. Wenn es passieren sollte, okay, wenn nicht, auch gut. Er hatte ja seine Familie. Billy und Rhonda und die Mädchen reichten ihm, auch wenn durchaus Platz für einen weiteren Menschen in seinem Leben war. Er war erst dreiunddreißig Jahre alt. Er hatte Zeit.
Aber nicht Daisy. Daisy Monroe würde niemals einen Platz in seinem Leben haben. Sie hatte ihm nicht nur das Herz herausgerissen, sondern es obendrein in Grund und Boden gestampft. Er würde Daisy nie wieder Zutritt zu seinem Leben gewähren.
Nein, er hatte schon beim ersten Mal seine Lektion gelernt.
KAPITEL 7
Daisy rückte ihre Schildpatt-Sonnenbrille zurecht und blickte zu Lily hinüber, die ihre Augen hinter einer lavendelfarbenen Brille von Adrienne Vittadini verbarg.
Wie ein Polizist auf Observation lenkte Lily ihren Ford Taurus rückwärts zwischen einen Pick-up und einen Minivan und schaltete auf Parkstellung. Die letzten Töne von »Earl Had to Die« verhallten, und die ersterbenden Keyboardklänge erfüllten den Raum. Normalerweise hatte Daisy nichts gegen die Dixie Chicks, sie besaß sogar zwei CDs von ihnen, aber wenn Lily noch ein einziges Mal auf den Anfang des Songs zurückschaltete, übernahm Daisy keine Verantwortung mehr für ihr Handeln.
»Siehst du ihn irgendwo?«, fragte Lily und ließ den Blick über den Parkplatz bis zu einem mit Stuck verzierten Apartmenthaus an der Eldorado Street wandern. Sie nahm die Hand vom Steuer und zögerte einen Moment lang, ehe sie die Rückwärtstaste des CD-Players drückte.
»Verdammt noch mal!«, fluchte Daisy entnervt. »Jetzt spielst du diesen Song schon zum fünften Mal!«
Lily sah Daisy an und furchte die Stirn. »Du hast mitgezählt? Das ist doch krank.«
»Das wirfst du mir vor? Ich bin nicht diejenige, die bis zum Anschlag ›Earl Had to Die‹ spielt, während ich vor der Wohnung meines Exmannes in spe stehe.«
»Es ist nicht seine Wohnung. Er hat ein Haus an der Locust Grove in der Nähe des Krankenhauses gemietet. Das
hier ist ihre Wohnung. Hier wohnt Kelly das Stinktier«, korrigierte Lily und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Apartmentgebäude.
Wieder stimmten die Dixie Chicks die erste Zeile des Songs an, und Daisy beugte sich vor und drückte auf die Stopptaste. Wohltuende Stille breitete sich im Wagen aus. Als sie am Vorabend im Showtime aufgebrochen waren, hatte Lily einen Umweg zu Kellys Wohnung gemacht. Dreimal war sie wie ein durchgeknallter Stalker an dem Haus vorbeigefahren, ehe sie Daisy vor dem Haus ihrer Mutter abgesetzt hatte.
An diesem Vormittag war sie in aller Frühe aufgetaucht, um Pippen abzuliefern, damit sie »auf Arbeitsuche« gehen konnte. Doch ein Blick auf Lilys fettiges Haar und ihre zerknitterte Jogginghose genügte Daisy, um zu wissen, dass ihre Schwester etwas im Schilde führte. Also erklärte sie, sie würde mitkommen. Rasch zog sie Jeans-Shorts, ein schwarzes T-Shirt und Flip-Flops an, drehte ihr Haar zusammen und befestigte es mit einer Spange.
»Wie lange machst du das schon?«, fragte sie.
Lilys Hände umklammerten das Steuer. »Eine Weile.«
»Warum?«
»Ich muss die beiden zusammen sehen.«
»Warum?«, fragte sie erneut. »Das ist doch verrückt.«
Lily zuckte die Achseln, ohne das Apartmentgebäude aus den Augen zu lassen.
»Was willst du tun, wenn du sie siehst? Sie mit dem Auto überfahren?«
»Vielleicht.«
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Schwester Ronnie niedermähen würde, aber allein die Tatsache, dass sie hier saß und so etwas in Erwägung zog, gab Daisy Grund zur Sorge. »Lily, du kannst sie doch nicht umbringen.«
»Vielleicht remple ich sie nur mit der Stoßstange an. Oder ich zerquetsche Ronnie die Eier, damit er für seine Freundin nicht mehr zu gebrauchen ist.«
»Du kannst Ronnie Darlington nicht die Eier zerquetschen. Dafür würdest du hinter Gitter wandern.«
»Vielleicht kriegen sie mich ja nicht.«
»Das werden sie. Die Exfrau wird immer geschnappt.« Sie streichelte Lilys Schulter. »Du musst damit aufhören.«
Lily schüttelte den Kopf. Eine Träne erschien unter dem Rand ihrer Sonnenbrille und kullerte über ihre Wange. »Warum darf er glücklich sein? Warum kann er so einfach ein schönes Leben mit seiner Freundin haben und glücklich sein, während ich das Gefühl habe, eine Säure zerfrisst mein Herz? Er soll selbst spüren, was er uns antut, Daisy. Er sollte leiden wie Pippen und ich.«
»Ich weiß.«
»Du
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