Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
Leben als Sex.«
Das mochte zutreffen, aber im Augenblick fiel ihm kein Wichtigeres ein. »Dann nenn mir eines.«
»Freundschaft.«
»Klar«, höhnte er. »So kann nur ein Mädchen reden.«
»Nein, so reden Erwachsene.«
Allmählich wurde er wütend. Bevor sie ohne jede Vorwarnung wieder in der Stadt aufgetaucht war, hatte er etwas aus seinem Leben gemacht. Schon in jungen Jahren hatte er sehr schnell sehr erwachsen werden müssen, hatte seinen Bruder großgezogen und nach dem Tod seines Vaters den Familienbetrieb geführt und zu dem gemacht, was er heute war. Und jetzt kam sie in ihren roten Stiefeln mit den weißen Herzen daher und wühlte alles wieder auf. »Sex war früher mal ein wichtiger Teil deines Lebens, Daisy, aber wie es aussieht, willst du jetzt nicht gern darüber reden.«
»So wichtig war es auch wieder nicht, Jack.«
»Blödsinn.«
Der Song war zu Ende, und Daisy blieb stehen. »Für dich vielleicht. Aber für mich war es kein sonderlich großer Teil«, erklärte sie, drehte sich auf dem Absatz besagter Stiefel um und ging.
Mit gesenktem Kopf strebte Daisy in Richtung Damentoilette, wo sie ein Papierhandtuch nass machte und es an ihre Wangen presste. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, und sie musterte ihr Gesicht im Spiegel über dem Waschbecken. Ihre Augen leuchteten ein wenig zu hell. Ihr Gesicht war eine Spur zu stark gerötet, und ihre Haut prickelte;
jede Zelle reagierte auf Jacks Berührung. Er hatte sie fest an sich gezogen, und es war ein so wunderschönes Gefühl gewesen, seinen muskulösen Oberkörper an den Brüsten zu spüren. Es war verdammt gut, dass sie bald abreiste, denn Jack erinnerte sie an Dinge, die sie lieber nicht ans Licht bringen sollte. Zum Beispiel daran, wie lange es her war, seit sie zuletzt mit einem Mann zusammen war, und wie sich jenes rohe Drängen der Lust anfühlte, heiß, lebendig und pulsierend. Es rührte nicht nur daher, dass er über Sex geredet hatte, er selbst hatte es in ihr ausgelöst. Mit der Berührung seiner Hände, mit seinem Daumen, der über ihre Taille strich, mit dem Timbre seiner tiefen Stimme an ihrem Ohr und dem Duft seiner Haut. Wäre der Song nicht zu Ende gewesen, hätte sie fürchten müssen, mitten auf der Tanzfläche in seinen Armen zu verglühen.
Eine Frau in einem mit schwarzen Fransen besetzten T-Shirt trat neben ihr ans Waschbecken, worauf sie zur Seite rückte, um Platz zu machen. »Verflixt warm da draußen«, behauptete sie zur Erklärung ihrer geröteten Wangen.
»Ja, ein bisschen.«
Daisy warf die Papiertücher in den Abfalleimer und machte die Tür auf.
Jack stand an der gegenüberliegenden Wand und richtete sich auf, als er sie sah. »Wann fährst du nach Hause, Daisy? «, wollte er wissen und stellte sich ihr in den Weg.
Sie blickte über seine Schulter hinweg in das volle Lokal. »Wenn Lily so weit ist.«
»Wann du nach Seattle zurückfährst, wollte ich wissen.« Ein stählerner Unterton lag in seiner Stimme.
Er blickte auf sie hinunter, worauf sie einen Schritt zurücktrat, um nicht den Hals recken zu müssen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Am Sonntag.«
»Also übermorgen?« Er machte einen Schritt vorwärts.
»Ja.«
»Gut.«
»Deshalb müssen wir auch morgen reden.« Sie wich noch einen Schritt zurück.
Wieder folgte er ihr. »Weil du meine Freundschaft suchst und über die Vergangenheit plaudern willst.«
»Unter anderem.« Sie stieß mit den Schultern gegen die Hintertür, während er neben ihrer rechten Hüfte nach dem Türgriff tastete. Die Tür öffnete sich, und er drängte Daisy nach draußen. Die warme Brise strich über ihre Wangen und ihren Hals und fuhr in ihre Haarspitzen. Er schlug die Tür hinter sich zu.
Das Licht über der Tür erhellte seine grünen Augen und sein wissendes Lächeln. »Du willst genauso wenig reden wie ich.«
»Oh, doch.«
Sie wich vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken an die mit Holzschindeln verkleidete Seitenwand des Lokals stieß. Sie standen im Schatten des Gebäudes und eines großen blauen Müllcontainers. Glücklicherweise war es kein Speiselokal, so dass sich der Gestank, den er verströmte, auf schales Bier und Staub beschränkte.
Jack stützte sich mit einer Hand neben ihrem Kopf an der Hauswand ab, so dass sie zwischen ihm und dem Container gefangen war. »Im Lügen warst du schon immer eine Niete.« Sein Mund näherte sich dem ihren, und er sagte beinahe im Flüsterton: »Und wenn du es die ganze Nacht hindurch abstreitest, weiß ich
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