Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
Seine Stimme klang gefährlich ruhig »Sag’s mir, Daisy. Ich will es aus deinem Mund hören. Nach all den Jahren.«
Seine ruhige Fassade konnte sie nicht eine Sekunde lang täuschen. Lodernde Wut drang ihm aus jeder Pore. Ihr Herz raste. Auf diesen Moment hatte sie fünfzehn Jahre lang voller Angst gewartet. Hatte gewusst, dass er irgendwann kommen würde. »Er ist dein Sohn, Jack.« Es gab keine Möglichkeit, es anders auszudrücken.
Seine Miene blieb ausdruckslos. »Weiß er es?«
»Ja. Fast sein ganzes Leben lang.«
»Also bin ich der Einzige, der nichts davon gewusst hat.«
»Ja.«
»Hast du eine Ahnung«, sagte er im selben entsetzlich ruhigen Ton, »was ich am liebsten mit dir machen würde?«
Ja, das konnte sie sich durchaus vorstellen. Sie glaubte zwar nicht, dass Jack gewalttätig werden würde, wich aber trotzdem einen Schritt zurück. »Ich wollte es dir ja sagen.«
»Ach ja?« Er zog eine Augenbraue hoch. »Wann denn?«
»Am ersten Abend, als ich bei dir gewesen bin. Ich war gekommen, um es dir zu sagen, aber Gina war da. Ich habe dir gesagt, dass ich über etwas sehr Wichtiges mit dir reden muss. Das habe ich an diesem Abend gesagt, bei Shays
Hochzeit, in dieser Pizzeria und im Slim Clem’s.« Ihr Gesicht glühte. Sie wich noch einen Schritt zurück und warf das Skateboard auf das geblümte Sofa ihrer Mutter. »Am Sonnabend bin ich in die Werkstatt gekommen, um es dir zu sagen, aber dann … dann hat Lily ihren Wagen in Ronnies Wohnzimmer gefahren. Deswegen habe ich wohl auch Stevens Brief bei dir vergessen.« Sie löste die Spange aus ihrem Haar und atmete tief durch. Er hatte jedes Recht, wütend zu sein. Sie hätte ihn schon vor Jahren aufklären müssen, war aber zu feige gewesen. »Das ist der Grund, weshalb ich überhaupt nach Lovett gekommen bin. Ich bin hergekommen, um dir zu sagen, dass du einen Sohn hast.«
Er sah sie fest an. »Er ist fünfzehn Jahre alt.«
Sie nahm ihr Haar zurück und befestigte es wieder mit der Spange. »Ja.«
»Du erzählst es mir fünfzehn Jahre zu spät, verdammt noch mal. Du hättest es mir sagen müssen, als du gemerkt hast, dass du schwanger bist.« Er hielt einen Augenblick inne. »Es sei denn, du wusstest damals nicht, von wem du ein Kind erwartest.«
»Ich habe es gewusst.« Jetzt wurde er gemein. »Du warst der Erste, mit dem ich je geschlafen habe. Wie kannst du so etwas Schreckliches von mir denken?«
»Vielleicht, weil du wenige Tage vor deiner Hochzeit mit meinem besten Freund noch mit mir geschlafen hast. Woher soll ich wissen, ob du nicht mit uns beiden gleichzeitig ein Verhältnis hattest?«
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Du willst nur gemein sein.«
»Du hast ja keine Ahnung, wie gemein«, stieß er hervor, und endlich brach sich seine Wut Bahn. Er machte einen Schritt auf sie zu und starrte ihr ins Gesicht. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, und er biss die Zähne zusammen.
»Du hast das Mieseste getan, was eine Frau einem Mann antun kann. Du hast mein Kind zur Welt gebracht und es mir vorenthalten. Ich hätte dabei sein müssen, als er geboren wurde. Ich hätte da sein und ihn sehen müssen. Hätte miterleben müssen, wie er seine ersten Schritte macht und zum ersten Mal Fahrrad fährt. Ich hätte da sein müssen, um seine ersten Worte zu hören, aber ich war es nicht. Ganz im Gegensatz zu Steven. Steven durfte hören, wie Nathan ihn Daddy nannte, nicht mich.« Er starrte sie an. »Sei froh, dass du kein Mann bist, sonst würde ich dich jetzt kalt lächelnd zusammenschlagen. Und es würde mir sogar Freude machen.«
Es gab kaum etwas in ihrem Leben, das ihr so schwer gefallen wäre, wie Nase an Nase mit Jack zu stehen und nicht zurückzuweichen oder den Blick von seinen wütenden Augen abzuwenden. »Du musst wissen, dass wir dir nie wehtun wollten. Wir haben dich beide geliebt.«
»Blödsinn.«
»Es ist die Wahrheit.«
»Wenn du Menschen, die du liebst, so etwas antust, möchte ich lieber nicht wissen, wie du mit Leuten umspringst, die du hasst.«
Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, und sie legte sich die Hand an die Stirn, ohne den Blick von Jack zu nehmen. »Erinnere dich daran, wie es damals zwischen dir und mir lief. Es war ein ständiger Wechsel von Streit und Versöhnung. Als meine Regel ausgeblieben ist, habe ich schreckliche Angst bekommen und mir eingeredet, sie würde eben mit Verspätung kommen. Im zweiten Monat habe ich mich schlicht und einfach geweigert, daran zu denken, aber im dritten Monat musste ich
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