Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
knurrte er.
Wie konnte er es wagen zu kritisieren, wie sie Nathan erzogen hatte? Vielleicht war sie nicht immer die beste Mutter gewesen, aber sie hatte sich stets nach Kräften bemüht. Sie würde jeden umbringen, der versuchte, ihm wehzutun.
»Wäre er richtig erzogen worden«, fuhr Jack fort, »würde er keinen Ring in der Lippe tragen und sich nicht mit Hundeketten behängen.«
In diesem Augenblick riss ihr endgültig der Geduldsfaden, und sie warf ihre Vorsätze über Bord, um Nathans willen gut mit Jack auszukommen. Es war ihr gleichgültig, ob Jack ein Recht auf seinen Zorn hatte oder nicht. Er war zu weit gegangen und hatte ihren Sohn beleidigt. »Er ist ein prima Junge«, stieß sie aufgebracht hervor und bohrte ihren
Finger in Jacks Brust. »Äußerlichkeiten sind nicht so wichtig. Was zählt, sind die inneren Werte.«
Jack sah zuerst auf ihren Finger, dann wieder in ihre Augen. »Er sieht aus wie ein Igel.«
»Wo wir wohnen, sehen viele Jungen so aus.« Sie stieß wieder mit dem Finger nach ihm. »Hinterwäldler!«
Er riss die Augen auf, ehe er sie zu Schlitzen zusammenkniff, packte ihre Hand und zog ihren Finger von seiner Brust. »Du hast dich in ein Yankee-Weibsstück mit schlechten Manieren und schlechtem Akzent verwandelt.«
Daisy schnappte nach Luft, und dieses Mal ging sie aufs Ganze. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen. »Aus dem Mund eines zweitklassigen, ölverschmierten Mechanikers verstehe ich das als Kompliment«, verkündete sie triumphierend.
»Eingebildetes Miststück.« Wie damals, als sie zehn Jahre alt waren und zankten, wer das bessere Fahrrad hatte, packte er sie bei den Schultern. Sie beschimpften einander auf die übelste Art und Weise, ohne dabei auch nur einmal die Stimme zu erheben.
»Du hast doch schon immer gedacht, die Sonne würde nur für deinen mageren Arsch aufgehen«, presste er hervor.
»Und du hältst dich schon immer für Gottes Geschenk an eine Jeans.« Sie stemmte die Hände gegen seine Brust und wollte ihn von sich schieben, doch er rührte sich nicht vom Fleck. »Und ich sage dir im Namen aller Frauen, dass das, was du in deiner Jeans hast, wirklich nicht so außergewöhnlich ist.«
»Am Samstag auf dem Kofferraum des Lancer hast du das aber noch ein bisschen anders gesehen. Du bist sogar in Tränen ausgebrochen, weil du das, was ich in meiner Hose habe, so toll fandest.«
»Bilde dir bloß nichts ein. Es war einfach nur schon ziemlich lange her. Es hätte bei jedem anderen genauso passieren können.« Sie lächelte, zu wütend, um sich zu schämen. »An deiner Stelle hätte auch Tucker Gooch sein können«, fügte sie hinzu, wohl wissend, dass Jack Tucker noch nie hatte ausstehen können.
Er lachte. »Tucker hat nicht die nötige Ausrüstung, um dich zum Heulen zu bringen, als hättest du eine Erscheinung gehabt.«
Die Haustür öffnete sich, und Louella steckte den Kopf heraus. »Hört sofort auf, den Nachbarn Anlass zu geben, sich das Maul zu zerreißen.«
Jack ließ Daisys Schultern los und besaß genug Anstand, verlegen dreinzuschauen. »Guten Tag, Miz Brooks.«
»Hallo, Jackson. Ist dir heiß genug?«
»Es ist heißer als in der Hölle«, sagte er, nahm den Hut ab und gab ein paar höfliche Floskeln von sich, als wollte er beweisen, dass er eine ordentliche Erziehung genossen hatte.
»Ich habe dich lange nicht gesehen.«
»Nein, Madam.«
»Wie geht’s deinem Bruder?«
»Gut. Danke der Nachfrage.«
»Tja, dann grüß ihn von mir.«
»Mach ich. Und wie geht es Ihnen so, Miz Brooks?«
Daisy setzte sich auf die Treppe, stützte den Kopf in die Hand und wartete darauf, dass ihre Mutter in aller Ausführlichkeit schilderte, wie sie beim Anblick von Bonnie Lingos hässlichem Kind beinahe einen Herzinfarkt bekommen hatte. Und ausnahmsweise war Daisy dankbar dafür, weil sie auf diese Weise Gelegenheit hatte, ihre Fassung wiederzufinden.
»Nett, dass du nachfragst. Mir geht’s ganz gut«, erklärte Louella jedoch zu ihrer Überraschung nur.
»Freut mich zu hören, Ma’am.«
Daisy spürte den Blick ihrer Mutter im Rücken, verkniff es sich jedoch, sich umzudrehen, da sie sich ohnehin schon reichlich blöd vorkam. »Hat Nathan uns gehört?«, fragte sie.
»Nein. Wir konnten euch im Haus nicht hören, aber wir haben gesehen, wie ihr aufeinander losgegangen seid.«
»Prima«, flüsterte Daisy.
Sie hörte, wie sich die Haustür hinter ihrer Mutter schloss, ließ die Hand sinken und blickte zu Jack auf. »Wir müssen uns vertragen.«
Er
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