Er liebt mich, er liebt mich nicht - Gibson, R: Er liebt mich, er liebt mich nicht - Daisy's Back in Town
während Billy für die Arbeit an den Autos zuständig war, doch in den letzten drei Tagen hatte er erheblich mehr Zeit bei den Mechanikern in der Werkstatt verbracht.
»Die Nocken sind retardiert«, meinte Billy und betrachtete die Nockenwelle. »Wie wir vermutet hatten.«
»Was heißt das?«, fragte Nathan.
»Es heißt, dass sie verzogen sind«, antwortete er.
»Und es bedeutet, dass die Kolben zu lang oder nicht lang genug offen bleiben und der Motor Leistung einbüßt«, fügte Jack hinzu.
Nathan blickte von der anderen Seite des großen V8 zu ihm auf, und in seinem Blick lag ein Zögern, das Jack äußerst ungern sah. Er sah seinem Sohn fest in die Augen, während er sprach. »Die Ersatzteile dürften inzwischen gekommen sein, wenn Billy und du so weit seid, dass ihr den Motor wieder zusammenbauen könnt.«
Mein Sohn.
Billy reichte Nathan die Nockenwelle, der sie entgegennahm und eingehend betrachtete. »Was machen wir mit dieser hier?«
»Wirf sie in den Schrottcontainer draußen, den ich dir gezeigt habe«, sagte Billy.
Als Jack Nathan in seinem blauen Overall mit dem hängenden Hosenboden aus der Werkstatt gehen sah, überlegte er, dass er eigentlich mehr für den Jungen empfinden müsste, als er tatsächlich tat. Etwas mehr als einen Kloß im Hals und neugieriges Interesse. Er müsste sich Nathan verbunden fühlen. Dieselbe Verbundenheit, die er seinem Vater gegenüber empfunden hatte. Aber es war nicht so.
Aber Nathan schloss Freundschaft mit Billy. Er hatte die ganze Woche über beobachtet, wie die beiden Seite an Seite arbeiteten. Und den anderen Mechanikern gegenüber, die in der Werkstatt arbeiteten, verhielt Nathan sich ebenfalls völlig unbefangen. Nur in Jacks Nähe wurde er still und reserviert.
An diesem Abend brachte er bei einer Flasche Lone Star in Billys Garten das Thema zur Sprache.
»Ich glaube nicht, dass Nathan mich sonderlich gut leiden kann«, meinte er und sah Lacy und Amy Lynn zu, die sich auf dem großen Dschungel-Spielplatz vergnügten, den Billy im vergangenen Sommer für sie gebaut hatte. Es war kurz vor sieben Uhr, und die Schatten der beiden Eichen waren bereits zur Hälfte über die Terrasse gekrochen, auf
der er und Billy saßen. »Dich scheint er viel mehr zu mögen als mich.«
»Ich glaube, deine Nähe macht ihn nur nervös.«
Die Brüder saßen auf bequemen Holzklappsesseln, die Beine weit von sich gestreckt, die Cowboystiefel an den Knöcheln gekreuzt. Jack trug ein Jeanshemd, aus dem die Ärmel herausgetrennt waren, Billy eine ärmellose, offene Weste. Rhonda hatte das Baby zu einer Art Make-up-Werbeveranstaltung mitgenommen und die beiden älteren Mädchen in Billys Obhut zurückgelassen.
»Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll, damit er sich in meiner Gegenwart wohler fühlt«, fuhr Jack fort, setzte die Bierflasche an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck.
»Als Erstes könntest du aufhören, seine Mutter mit Blicken zu erdolchen, wenn sie kommt, um ihn abzuholen, wie heute zum Beispiel.«
An diesem Nachmittag hatte er Daisy zum ersten Mal seit der Auseinandersetzung im Vorgarten ihrer Mutter wieder gesehen. Sie war für ein paar Tage nach Seattle geflogen, und er hatte nicht gewusst, dass sie schon wieder zurück war. Und ebenso wenig war ihm bewusst gewesen, dass er sie so ansah.
»Und wenn er von seinem Dad anfängt«, fuhr Billy fort, »solltest du nicht gleich so sauer werden.«
»Steven ist nicht sein Dad.« Jack starrte seinen Bruder an. »Ich habe nie etwas Schlechtes über ihn gesagt.«
»Das ist auch nicht nötig. Wann immer Nathan in deiner Nähe von ihm spricht, kriegst du diesen eisigen Blick und schnaubst wie ein Dampfkessel.« Billy beugte sich vor. »Lacy, lauf nicht immer vor deiner Schwester her, wenn sie schaukelt. Sonst tritt sie dich wieder am Kopf«, schrie er über den Rasen hinweg.
Jack stellte seine Flasche auf der Armlehne des Gartenstuhls ab. »Spricht Nathan über Steven, wenn ich nicht in der Nähe bin?«
»Ja.« Billy lehnte sich zurück. »Offenbar haben sie vor Stevens Krankheit viel gemeinsam unternommen.«
Jack ertappte sich dabei, dass er wieder dieses Dampfkesselgeräusch von sich gab, von dem Billy gerade gesprochen hatte. Er war eifersüchtig. Eifersüchtig auf einen Toten und eifersüchtig auf seinen eigenen Bruder. Das behagte ihm ganz und gar nicht.
»Ich weiß, dass dich das Ganze wütend macht, und du hast auch jedes Recht dazu, aber du darfst nicht vergessen, dass Nathan Steven geliebt hat. Ob
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