Er lockte mit dem Jenseits
neuen Fall am Hals.«
»Stimmt, Shao.« ich grinste etwas schief. »Nur weiß ich leider nicht, wo ich den Hebel ansetzen soll.«
»Kam dir der Mann bekannt vor?«, fragte Suko.
»Nein.«
»War er alt oder jung?«
Ich hob die Schultern. »Vielleicht hatte er ein mittleres Alter, so genau weiß ich das nicht.«
»Dann bist du der Zeuge, auf den alle Polizisten warten.«
»Ja, genau der. Tut mir Leid, ich kann nichts machen. Da muss ich mich schon an die Grufties halten.«
»Ein schwacher Trost.«
»Du sagst es, Suko.«
Die Stimmung war etwas dahin. Überhaupt waren weder Suko noch ich froh, ins Büro fahren zu müssen. Dort lagen die Temperaturen zwar niedriger, weil eine Klimaanlage dafür sorgte, aber die musste mal überholt werden und brachte keine Spitzenleistungen.
Shao wünschte uns viel Glück, als wir uns verabschiedeten. Ich zog mir eine dünne Leinenjacke im Hemdenschnitt über, damit die Waffe verdeckt war. Wenn wir jetzt mit der U-Bahn gefahren wären, hätten wir ebenso gut in eine Sauna gehen können, denn die Temperaturen in den Wagen lagen noch höher als draußen. Es gab Menschen, die sich Ersatzkleidung mit ins Büro nahmen.
In der Tiefgarage verteilte sich eine Luft, die ich am liebsten ausgespien hätte. Später ging es uns besser.
Da fächerte ein kühler Strom durch den Innenraum des Rovers.
» Hast du schon eine Idee, wo wir anfangen sollen?«, wollte Suko wissen.
»Die habe ich nicht. Lass uns erst mal ins Büro fahren. Dann sehen wir weiter.«
»Wir kommen mal wieder zu spät.«
»Bei dem Wetter ist das ja wohl verständlich.«
»Du sagst es.«
Außerdem hatten wir Freitag. Ein Wochenende lag vor uns. Ob wir es allerdings genießen konnten, das war noch die große Frage. So richtig glaubte ich nicht daran...
***
Natürlich war Glenda Perkins schon da, und sie sah aus, als würde ihr die Hitze nichts ausmachen. Beim Outfit hatte sie sich für eine lachsfarbene Leinenbluse entschieden, die über den Bund ihrer weit geschnittenen hellen Hose hing.
»Verschlafen, wie?« Sie lächelte uns an.
»Tolle Begrüßung«, sagte ich. »Es liegt an der Hitze.«
»Die Ausreden haben alle. Schaut mich an, ich bin auch hier.«
Ich winkte ab. »Du bist eben etwas Besonderes, liebe Glenda.« Ich war an diesem Morgen nicht in Form für die Frotzeleien. Das Wetter schlug auch mir aufs Gemüt.
Glenda trat dicht an mich heran. Ich nahm den frischen Geruch des Parfüms wahr.
»Möchtest du denn einen Kaffee?«, erkundigte sie sich recht fürsorglich.
»Grundsätzlich gern, aber nicht bei diesem Wetter.«
»Ich habe schon Wasser besorgt«, sagte Suko, der soeben die Tür des kleinen Kühlschranks schloss.
Die Idee war gut. Bei diesem Wetter musste man trinken, und das traf nicht nur auf ältere Menschen zu.
Suko war als Erster in unserem Büro verschwunden. Ich zog mir noch die Leinenjacke aus, als mich Glenda’s Frage kurz vor der Schwelle stoppte.
»Was habt ihr denn für heute vor?«
»Erst mal nichts.«
»Dann macht euch auf einen Besuch gefasst.«
Ich drehte mich um. »Wieso? Wer will denn kommen?«
»Ein gewisser Mike Dublin.«
»Kenne ich nicht.«
»Und ich auch nicht!«, rief Suko aus dem Büro zu uns rüber.
Glenda lächelte mich an. »Er wird aber hier erscheinen. Die Kollegen vom Revier in West Hampstead haben ihn zu uns geschickt.«
»Und was will er?«
Glenda breitete die Arme aus. »Bin ich Jesus?«
»Nein.«
»Er wird es euch schon sagen.«
Ich gab noch nicht auf. »Hast du denn irgendwelche Andeutungen erfahren?«
»Nein, das habe ich nicht, John. Aber es scheint eine dringende Sache zu sein. Da er in wenigen Minuten hier sein will, lohnt es sich nicht mal, bei den Kollegen anzurufen.«
»Wenn du das sagst.«
»Bestimmt.«
Ich betrat das gemeinsame Büro. Suko hatte bereits beide Wasserflaschen aufgedreht und zwei Gläser gefüllt.
»Auf das, was wir lieben, John.«
Ich ließ mich träge auf meinen Schreibtischstuhl fallen. »Und das wäre? Sag nur nicht der Sommer.«
»Nein, nein, der auf keinen Fall. Obwohl wir es ja hier noch gut haben. Stell dir vor, du müsstest im Freien schuften.«
»Lieber nicht.«
»Eben.«
Das Wasser tat gut. Ich hoffte, dass sich Sir James Powell, unser Chef, nicht mit einem neuen Auftrag melden würde, so konnte ich mich auf das konzentrieren, was mir in der Nacht widerfahren war.
»Wenn ich dir beim Nachdenken helfen soll, sag Bescheid, John.«
»Werde ich machen.«
Es gab nichts, woran wir uns festhalten konnten.
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