Er lockte mit dem Jenseits
dahinter steht ein Typ, der sie lockt. Ich weiß nicht, woher er kommt oder wie er heißt, ihr wisst es auch nicht. Aber man kann inzwischen von einem Verdacht sprechen.«
»Wie sieht der aus?«, fragte Suko.
»Der hat sogar einen Namen.«
»Marty Modine«, sagte ich.
»He, du kannst ja doch mitdenken. Es stimmt, Marty Modine, dieser Chefverkuppler. Ich habe mich inzwischen im Internet kundig gemacht. Da haut er ganz schön auf den Putz. Diese Bootsfahrten sind zwar teuer, scheinen aber beliebt zu sein und sind etwas völlig Neues in dieser Branche, die so menschlich tut und die sehr große Wachstumsraten zu verzeichnen hat. Das kommt auch noch hinzu. Seltsamerweise gibt es immer mehr Singles, aber darüber brauchen wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen.«
»Du hältst ihn also für einen Menschen, der zumindest mehr über den Fall weiß«, fasste ich zusammen.
»Klar!« Glenda unterstrich ihre Worte durch ein Nicken. »Er ist eine Spur. Eine sehr wichtige, kann ich mir vorstellen. Und jetzt sagt mir, ob ihr eine bessere habt.«
»Nein, die haben wir nicht«, gab ich zu.
»Dachte ich es mir.« Glenda wirkte bewusst etwas überheblich. »Und ich habe mir auch gedacht, dass man bei diesen Vorkommnissen nicht zu lange zögern darf.«
»Was bedeutet das?«, fragte Suko.
»Will ich dir gerne sagen. Es bedeutet, dass ich mit viel Glück noch die letzten beiden freien Plätze auf dem Boot bekommen habe. Damit kann die Single-Reise auf der Themse beginnen.«
Ich schaute hoch. »Du hast von zwei freien Plätzen gesprochen. Oder habe ich mich verhört.«
»Hast du nicht, John. Dann rate mal, für wen die Plätze bestimmt sind.«
»Lieber nicht.«
»Doch, John. Du darfst dich auf eine Bootsfahrt einrichten. Bei diesem Wetter ist das doch toll.«
Ich sagte nichts, weil ich zunächst tief durchatmen musste. Es kam mir nicht eben gelegen, Glenda war mal wieder sehr schnell gewesen, aber es war auch gut, dass sie so reagiert hatte, und das sagte ihr zuerst Suko.
»Klasse, Glenda. Die Idee ist toll. Du und John auf einer Single-Fete, wenn das kein Spaß ist.«
»Finde ich auch.« Sie schaute mich an. »Und was sagst du dazu? Wir beide auf dem Boot?«
»Wir sind ja nicht allein.«
»Eben. Dann können wir beide unsere Flirtchancen mal so richtig austesten.« Glenda zupfte an ihrer Bluse und setzte sich aufrecht hin. »Ich jedenfalls freue mich darauf.«
»Muss ich das auch?«
»Klar doch.«
»Oder freust du dich mehr auf das Jenseits?«, fragte ich.
»Nein. Aber den Weg werden wir – wenn möglich – zusperren. Und dann freue ich mich noch auf Monty Modine. Er ist ein verdammt gut aussehender Typ.«
»Woher kennst du ihn denn?«
Sie strahlte mich an. »Aus dem Internet, mein Lieber.«
»Ach ja. Das hätte ich mir denken können.«
»Er sieht wirklich gut aus.«
»Schön. Und weiter?«
»Um achtzehn Uhr können wir an Bord gehen. Dann bin ich wirklich mal gespannt.«
Das war ich auch. Aber dass ich dabei nicht so fröhlich war, konnte mir niemand verdenken...
Mike Dublin war froh, dass er das Taxi verlassen konnte, um in das klimatisierte Bistro zu gelangen, das zu seinem Stammlokal gehörte. Es war chic, hier seinen Drink zu nehmen. Man saß in einer coolen Einrichtung aus Chrom, Leder und Spiegeln zusammen mit den coolen Typen aus der Medienbranche.
Wer hier seinen Drink nahm, der war angesagt, oder glaubte zumindest, angesagt zu sein. Was da wirklich lief, war meistens mehr Schein als Sein.
Um diese Zeit war die Bar gerade geöffnet worden. Ernie, der dunkelhäutige Keeper polierte soeben die letzten Gläser und wunderte sich über den ersten Gast.«
»He, Mike, schon so früh? Hast du keine Termine?«
»Verschoben.«
»Das ist bei diesem Wetter das Beste.«
Dublin nahm auf einem der im Boden befestigten Lederhocker an der Bar Platz. Er schaute Ernie an und schüttelte den Kopf.
»Was hast du?«
»Wenn ich dich in deinem Hemd mit langen Ärmeln sehe und dann noch mit der schwarzen Weste, komme ich direkt selbst ins Schwitzen. Das kannst du mir glauben.«
»Bitte, ich trage keine Fliege.«
»Ja, das sehe ich.«
»Außerdem ist es hier klimatisiert, wie du sicherlich bemerkt haben dürftest.«
»Sonst wäre ich nicht gekommen.«
»Klar.« Ernie stellte das letzte Glas weg. In Wirklichkeit besaß er einen anderen Namen. Irgendjemand hatte ihn mal mit Ernie angesprochen, und dabei war es geblieben. Er stützte beide Hände gegen die andere Seite der Theke und fragte: »Was möchtest du
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