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Er sieht dich wenn du schläfst

Er sieht dich wenn du schläfst

Titel: Er sieht dich wenn du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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vermutete Charlie. Zögernd stellte er den Motor ab, stieg aus dem Wagen und verriegelte ihn mit der Fernbedienung. Schleppenden
Schrittes ging er auf das Gebäude zu und nahm den Aufzug in
die dritte Etage, wo man sich gänzlich den scheinlegalen Unternehmungen der Badgett-Brüder widmete.
    Der Grund für die frühe Unterredung war, dass Junior sich für
den Kauf eines Autohauses in Syosset interessierte, weil es seinen eigenen Autohäusern Kunden abwarb. Juniors Sekretärin
war noch nicht da. Charlie grüßte flüchtig eine Empfangsdame
und wartete, vorgelassen zu werden. Er fragte sich, wie lange es
wohl dauern mochte, bis das Geschäft abgeschlossen war, bis
der neue Händler kapierte, dass ihm gar nichts anderes übrig
blieb, als an die Badgetts zu verkaufen.
    »Sagen Sie ihm, er soll reinkommen«, dröhnte Juniors angenehme Stimme aus der Sprechanlage.
Das Büro war vom selben Dekorateur eingerichtet worden,
der sich auch im Herrenhaus ausgetobt hatte. Ein reichhaltig
verzierter Doppelschreibtisch mit glänzender Oberfläche, Tapeten mit goldenen Streifen, ein dunkelbrauner Teppich mit dem
Initialen der Brüder in Gold, schwere braune Seidenvorhänge
und die Miniatur einer Ortschaft unter Glas mit einem Schild
mit der Inschrift DIE HEIMAT UNSERER KINDHEIT waren
nur einige interessante Punkte, die ins Auge fielen.
Links von der Tür waren ein Sofa und Stühle in Zebramuster
um einen großen Bildschirm an der Wand aufgestellt.
Die Brüder tranken Kaffee und sahen sich etwas im Lokalsender an. Junior winkte Charlie herein und zeigte auf einen
Stuhl. »Die Nachrichten kommen gerade, ich will sie nicht verpassen.«
»Seit sechs Stunden brennt das Lagerhaus in Syosset lichterloh«, begann der Journalist am Nachrichtentisch.
»Zwei Feuerwehrleute wurden wegen Rauchvergiftung behandelt. Der Besitzer des Lagers, Hans Kramer, erlitt vor Ort
einen Herzinfarkt und wurde ins St.-Francis-Krankenhaus gebracht, wo er jetzt auf der Intensivstation liegt…«
Es folgten Bilder vom brennenden Gebäude. Dann wurde ein
Film eingeblendet, auf dem ein Feuerwehrmann Wiederbelebungsversuche bei dem am Boden liegenden und mit einer Sauerstoffmaske versorgten Hans Kramer unternahm.
»Das genügt, Eddie, mach aus.« Junior stand auf. »Brennt
noch immer, he? Muss ein verdammt großer Brand sein.«
»Marode Leitungen, garantiert.« Eddie schüttelte den Kopf.
»So was passiert, was, Junior?«
Hans Kramer. Charlie kannte den Namen. Er war im Herrenhaus gewesen, um mit Junior zu reden. Er gehörte zu den Leuten, die »Privatdarlehen« von den Brüdern erhalten hatten. Junior und Eddie hatten ihm das angetan. Er hat sicher nicht rechtzeitig zurückgezahlt, dachte Charlie, deshalb haben sie sein Unternehmen in Schutt und Asche gelegt.
Diese Nummer hatten sie schon oft durchgezogen. Wenn die
Bullen beweisen können, dass Junior und Eddie etwas mit dem
Brand zu tun haben, dann steht ihnen eine weitere Klage wegen
Brandstiftung ins Haus, dachte Charlie. Wenn Kramer stirbt,
könnten sie wegen Mordes in den Knast kommen.
Aber natürlich würde man den Badgetts nichts beweisen können. Sie waren zu vorsichtig. Für das Darlehen, das Kramer bei
ihnen aufgenommen hatte, stand wahrscheinlich ein normaler
Zinssatz auf dem Papier.
Niemand wüsste, dass der Zinssatz von fünfzig Prozent bereits in die Kreditsumme eingebaut war. Und natürlich würde
der Typ, der den Brand tatsächlich gelegt hatte, nicht auf ihrer
Gehaltsliste für Schlägertypen stehen. Dafür dürften sie einen
»freien Mitarbeiter« engagiert haben.
Doch wenn etwas aufkommt, das den Brand mit Junior und
Eddie in Verbindung bringt, dann darf ich wieder dafür sorgen,
dass die Leute vergessen, was sie wissen oder zu wissen glauben, dachte Charlie verzweifelt.
»He, Charlie, was guckst du so finster?«, fragte Junior. »Es ist
ein herrlicher Morgen.«
»Ja, ein ziemlich großartiger Morgen«, echote Eddie und
stand auf.
»Wie Jewel schon sagte, Mama war niedlich wie ein Knopf am
Satellit«, fügte Junior hinzu. »Sie hat ihren Grappa schon immer
gern gemocht. Jewel meinte, nachdem wir gestern ins Büro gegangen waren, hätten alle auf der Party betont, Mama sei wunderbar.«
»Ja«, stimmte Eddie ihm zu, und sein Lächeln wurde melancholisch.
»Und die beiden Künstler waren ’ne Nummer für sich. Gut.
Ich meine, echt gut.«
Charlie hatte Junior seit Monaten nicht in so überbordender
guter Laune erlebt. Jewel ist gar nicht so dumm, wie ich dachte,

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