Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
unwichtig, Herr«, entgegnete die Frau, deren Gesichtsausdruck so entschlossen war wie der eines Kriegers.
Roran fluchte und schlug mit dem Hammer auf seinen Schild, dass es nur so krachte, was die Frauen zusammenzucken ließ. »Habt ihr den Verstand verloren? Ist Halstead euer Leben wert? Ist das Imperium euer Leben wert? Oder Galbatorix?«
»Ich weiß nichts von Galbatorix oder dem Imperium, Herr, aber Halstead war immer gut zu uns Dienstleuten und ich werde nicht zusehen, wie Euresgleichen ihn aufknüpft. Schmutziger, undankbarer Abschaum seid Ihr.«
»Ach, tatsächlich?« Er starrte sie finster an. »Was denkst du, wie lange du schweigen kannst, wenn ich meinen Männern erlaube, die Wahrheit aus dir herauszuholen?«
»Ihr werdet mich niemals zum Reden bringen«, erklärte sie und er glaubte ihr.
»Was ist mit ihnen?« Er deutete mit dem Kopf auf die anderen Frauen, von denen die jüngste nicht älter als siebzehn sein konnte. »Bist du bereit, sie in Stücke schneiden zu lassen, nur um deinen Herrn zu retten?«
Die Frau rümpfte verächtlich die Nase, dann sagte sie: »Graf Halstead ist im Ostflügel des Palastes. Nehmt den Flur dort drüben, geht durch das gelbe Zimmer und durch Prinzessin Galianas Blumengarten und Ihr werdet ihn ganz sicher finden.«
Roran lauschte ihr misstrauisch. Angesichts ihres zuvor gezeigten Widerstandes schien sie ihm zu schnell und zu leicht eingelenkt zu haben. Außerdem bemerkte er, dass die beiden anderen Frauen, während sie sprach, überrascht und – er konnte nicht sagen, wie noch – reagierten. Verwundert?, fragte er sich. Auf jeden Fall reagierten sie nicht so, wie er es erwartet hätte, wenn die silberhaarige Frau ihren Herrn gerade einfach so an die Feinde ausgeliefert hätte. Sie waren zu still, zu beherrscht, als hätten sie etwas zu verheimlichen.
Von den beiden war die jüngere offensichtlich am wenigsten geschickt darin, ihre Gefühle zu verbergen, daher wandte sich Roran an sie und brüllte sie so wild an, wie er nur konnte. »Du da, sie lügt, nicht wahr? Wo ist Halstead? Sag es mir! «
Das Mädchen sperrte den Mund auf und schüttelte wortlos den Kopf. Sie versuchte, vor ihm zurückzuweichen, aber einer der Krieger hielt sie fest.
Roran stampfte zu ihr hinüber, rammte ihr seinen Schild flach gegen die Brust, sodass alle Luft aus ihren Lungen wich, und lehnte sich dann mit seinem ganzen Gewicht dagegen, während der Mann hinter ihr dagegenhielt. Dann hob Roran seinen Hammer und berührte damit ihre Wange. »Du bist ziemlich hübsch, aber du wirst deine liebe Not haben, einen anderen Mann zu finden als einen Greis, der dir den Hof macht, wenn ich dir die Schneidezähne herausschlage. Ich habe heute selbst einen Zahn verloren, aber es ist mir gelungen, ihn wieder hineinzustecken. Siehst du?« Und er zog die Lippen auseinander zu etwas, was das schauerliche Zerrbild eines Lächelns sein musste. »Doch deine Zähne werde ich behalten, sodass du sie nicht mehr in die Lücken stecken kannst. Sie werden ein schönes Andenken für mich sein, was?« Und er hob drohend den Hammer.
Das Mädchen wand sich und weinte: »Nein! Bitte, Herr, ich weiß es nicht. Bitte! Er war in seinen Räumen und hat sich mit seinen Hauptmännern getroffen, aber dann wollten er und Prinzessin Galiana zum Tunnel und zum Hafen und …«
»Thara, du Närrin!«, versuchte die Matrone sie zu stoppen.
»Ein Schiff wartet dort auf sie, aber ich weiß nicht, wo er jetzt ist, bitte, schlagt mich nicht. Ich weiß sonst nichts, Herr, und …«
»Seine Räume«, blaffte Roran. »Wo sind die?«
Schluchzend gab das Mädchen Auskunft.
»Lasst sie gehen«, sagte er, als sie geendet hatte, und die drei Frauen flitzten zum Eingang hinaus, dass die harten Absätze ihrer Schuhe auf dem polierten Boden nur so klapperten.
Roran führte die Varden den Anweisungen des Mädchens gemäß durch das weitläufige Gebäude. Dutzende halb bekleideter Männer und Frauen kreuzten ihren Weg, aber niemand blieb stehen, um zu kämpfen. Der Palast hallte von ihren entsetzten Rufen und Schreien so laut wider, dass Roran sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
Auf halbem Weg zu ihrem Ziel kamen sie durch ein Atrium mit der Statue eines riesigen schwarzen Drachen in der Mitte. Roran fragte sich, ob sie Shruikan, Galbatorix’ Drachen, darstellen sollte. Als sie an der Statue vorbeihasteten, hörte Roran ein Sirren und dann traf ihn etwas in den Rücken.
Er stürzte auf eine Steinbank neben dem Weg und klammerte
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