Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Berührung eines kalten Fingers. Einmal rutschte er auf einer schlammigen Stelle aus, und als er die Hand ausstreckte, um sich abzustützen, stellte er fest, dass die Wand ganz glitschig war.
Er hätte nicht sagen können, wie viel Zeit verstrichen war. Vielleicht hatten sie eine Stunde in dem Tunnel verbracht, vielleicht zehn. Oder vielleicht waren es auch nur einige Minuten gewesen – in jedem Fall taten Eragon der Nacken und die Schultern weh, weil er den ganzen Weg gebückt gehen musste, und allmählich hatte er es satt, die scheinbar ewig gleichen zwanzig Fuß rötlicher Steinmauer anzustarren.
Endlich bemerkte er, dass die Echos schwächer wurden und die Zeitspanne zwischen den einzelnen Echos immer länger. Kurz darauf entließ der Tunnel sie in ein großes rechteckiges Gewölbe mit einer kuppelförmigen Decke, die sich mehr als fünfzehn Fuß über den Boden erhob. Das Gewölbe war leer bis auf ein verrottetes Fass in einer Ecke. Ihnen gegenüber führten drei gleiche Torbögen in drei gleiche kleine und dunkle Räume. Wohin diese führten, konnte Eragon nicht erkennen.
Die Gruppe blieb stehen. Eragon richtete sich langsam auf und zuckte zusammen, als seine schmerzenden Muskeln gedehnt wurden.
»Das hier war sicher nicht Teil von Erst Graubarts Plänen«, bemerkte Arya.
»Welchen Weg sollen wir nehmen?«, fragte Wyrden.
»Ist das nicht offensichtlich?«, meinte Angela. »Den linken. Es ist immer der linke.« Und sie stolzierte, noch während sie sprach, auf eben diesen Bogen zu.
Eragon konnte sich nicht zurückhalten. »Links von wo aus gesehen? Wenn du von der anderen Seite kommst, wäre links …«
»Links wäre rechts und rechts wäre links, ja, ja«, erwiderte die Kräuterhexe. Ihre Augen wurden schmal. »Manchmal bist du klüger, als dir guttut, Schattentöter … Also schön, wir werden es auf deine Weise versuchen. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, wenn wir am Ende tagelang hier herumwandern.«
Tatsächlich hätte Eragon den mittleren Durchgang gewählt, da es ihm am wahrscheinlichsten schien, dass der sie nach oben auf die Straße bringen würde, aber er wollte sich nicht auf eine Diskussion mit Angela einlassen. Wir werden so oder so bald eine Treppe finden, dachte er. Es kann nicht so viele Gewölbe unter Dras-Leona geben.
Angela hielt ihr Werlicht hoch und übernahm die Führung. Wyrden und Arya folgten ihr, während Eragon die Nachhut bildete.
Der Raum hinter dem rechten Durchgang war größer, als es zuerst den Anschein gehabt hatte. Er erstreckte sich noch mehr als zwanzig Fuß nach rechts, an die sich nach einem Knick noch einige Schritte anschlossen, bis er in einen mit leeren Fackelhaltern gesäumten Flur mündete. Am Ende des Flurs befand sich ein weiterer kleiner Raum mit drei Durchgängen, von denen jeder zu Räumen mit noch mehr Durchgängen führte und so weiter.
Wer hat die gebaut und warum?, fragte Eragon sich verblüfft. Alle Räume, durch die sie kamen, waren leer und verlassen. Die einzigen Dinge, auf die sie dort stießen, waren ein zweibeiniger Hocker, der in Stücke brach, als Eragon ihn mit der Stiefelspitze anstieß, und ein Haufen zerbrochenes Geschirr in einer Ecke unter einem Schleier aus Spinnweben.
Angela zögerte niemals und zeigte nicht die geringste Unsicherheit, wenn sie aufs Neue eine Wahl zu treffen hatte – sie entschied sich ausnahmslos für die rechte Möglichkeit. Eragon hätte gern Einwände erhoben, nur fiel ihm auch keine bessere Methode ein.
Die Kräuterheilerin blieb stehen, als sie in einen runden Raum mit sieben gleichmäßig über die Wand verteilten Türbogen kamen. Sieben Gänge, einschließlich desjenigen, durch den sie gekommen waren, gingen davon aus.
»Markiert den Flur, aus dem wir gekommen sind, damit wir nicht im Kreis herumlaufen«, ordnete Arya an.
Eragon ging zurück und kratzte mit dem Ende von Brisingrs Parierstange eine Linie in die Steinmauer. Währenddessen spähte er in die Dunkelheit und versuchte einen Blick auf Solembum zu erhaschen, aber er konnte nicht einmal ein Schnurrhaar von ihm entdecken. Eragon hoffte, dass die Werkatze sich nicht irgendwo in dem Labyrinth von Räumen verirrt hatte. Er hätte gern seinen Geist ausgeschickt, um Solembum zu finden, widerstand jedoch dem Drang. Wenn irgendjemand sonst spürte, dass er umhertastete, würde er vielleicht ungewollt die Aufmerksamkeit des Imperiums auf ihren Standort lenken.
»Ah!«, rief Angela aus und die Schatten um Eragon herum bewegten sich, als
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