Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Ra’zac und die Lethrblaka.«
Eragon wurde übel vor Grauen.
Der Hohepriester spuckte ihn an und Speichel tropfte von seiner schlaffen Unterlippe. »Keine Folter ist schrecklich genug für deine Verbrechen, Reiter. Du hast unsere Götter getötet, du und dein verfluchter Drache. Dafür wirst du sterben.«
Eragon kämpfte gegen seine Fesseln an und versuchte durch seinen Knebel zu schreien. Wenn er es schaffte, zu reden, konnte er Zeit gewinnen, indem er ihnen erzählte, welches die letzten Worte des Ra’zac gewesen waren, oder wenn er ihnen Saphiras Rache androhte. Aber ihre Geiselnehmer waren ganz offensichtlich nicht bereit, seinen Knebel zu entfernen.
In einer schaurigen Gebärde, die wohl ein Lächeln darstellen sollte, zeigte der Hohepriester sein graues Zahnfleisch. »Du wirst uns nicht entkommen, Reiter. Die Kristalle sind verzaubert, um jeden zu fangen, der unseren Tempel zu entweihen oder unsere Schätze zu stehlen versucht – jeden, selbst einen wie dich. Und es gibt niemanden, der dich retten wird. Zwei deiner Gefährten sind tot – ja, sogar diese lästige Hexe –, und Murtagh weiß nichts davon, dass du hier bist. Heute ist der Tag deines Untergangs, Eragon Schattentöter .« Dann legte der Hohepriester den Kopf in den Nacken und stieß einen schauerlichen, gurgelnden Pfiff aus.
Durch die dunkle Tür links vom Altar erschienen vier Sklaven mit nacktem Oberkörper. Auf den Schultern trugen sie ein Podest mit zwei großen, flachen, tassenähnlichen Vertiefungen in der Mitte. In jeder Vertiefung lag etwas, was etwa anderthalb Fuß lang und einen halben Fuß dick war, blauschwarz und schartig wie Sandstein.
Die Zeit schien für Eragon langsamer zu vergehen. Das können doch nicht … dachte er. Aber Saphiras Ei war glatt gewesen und geädert wie Marmor. Was immer auf diesem Podest lag, es waren keine Dracheneier. Die Alternative machte ihm allerdings noch mehr Angst.
»Da du die Ehrwürdigen Alten getötet hast«, fuhr der Hohepriester fort, »ist es nur angemessen, dass du die Nahrung für ihre Wiedergeburt bist. Du verdienst eine solch große Ehre nicht, aber es wird den Ehrwürdigen Alten gefallen und wir trachten in allen Dingen danach, ihre Wünsche zu erfüllen. Wir sind ihre getreuen Diener und sie sind unsere grausamen und unversöhnlichen Herren: der dreigesichtige Gott, der Menschen jagt, ihr Fleisch isst und ihr Blut trinkt. Ihm bieten wir eure Leiber, in der Hoffnung auf Offenbarung der Mysterien dieses Lebens und in der Hoffnung auf Vergebung für unsere Sünden. Wie Tosk geschrieben hat, so soll es sein.«
Wie aus einem Mund wiederholten die in Leder gekleideten Priester: »Wie Tosk geschrieben hat, so soll es sein.«
Der Hohepriester nickte. »Die Ehrwürdigen Alten haben schon immer auf dem Helgrind genistet, aber zu der Zeit des Vaters meines Großvaters stahl Galbatorix ihre Eier und tötete ihre Jungen. Er zwang sie, ihm Gefolgschaft zu schwören, indem er ihnen drohte, ihre Linie sonst gänzlich auszulöschen. Er höhlte die Katakomben und Tunnel aus, die sie seither benutzten, und uns, ihren hingebungsvollen Dienern, vertraute er ihre Eier an – damit wir über sie wachen, sie hegen und für sie sorgen, bis sie benötigt würden. Das haben wir getan und niemand kann an unserem Dienst etwas auszusetzen finden. Aber wir beten, dass Galbatorix eines Tages gestürzt wird, denn niemand sollte die Ehrwürdigen Alten seinem Willen unterwerfen. Es ist ein Frevel.« Die verunstaltete Kreatur leckte sich die Lippen und Eragon erkannte voller Abscheu, dass dem Hohepriester ein Teil der Zunge fehlte: Man hatte sie mit einem Messer abgeschnitten. »Auch dich wollen wir tot sehen, Reiter. Die Drachen waren die größten Feinde der Ehrwürdigen Alten. Ohne sie und ohne Galbatorix gäbe es niemanden, der die Ehrwürdigen Alten daran hindern könnte, sich zu laben, woran und wie sie wollten.«
Während der Hohepriester sprach, traten die vier Sklaven, die das Podest trugen, vor und ließen es vorsichtig von ihren Schultern auf das Mosaik sinken, wo sie es mehrere Schritte vor Eragon und Arya absetzten. Als sie fertig waren, neigten sie den Kopf und verschwanden hinter der Tür, durch die sie hereingekommen waren.
»Was gibt es Erhabeneres, als einem Gott mit dem Mark seiner eigenen Knochen als Speise zu dienen?«, fragte der Hohepriester. »Frohlocket, ihr beiden, denn heute empfangt ihr den Segen der Ehrwürdigen Alten. Durch euer Opfer soll das Register eurer Sünden reingewaschen
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