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Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
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seines Lendenschurzes hervor. Zahlreiche Narben, dünn und weiß, zeichneten seine nussbraune Haut wie Kratzer einen oft benutzten Stuhl oder Tisch. Und wie sein Name vermuten ließ, fehlten ihm zwei Finger an der linken Hand. Es schien, als seien sie abgebissen worden.
    Trotz der Zartheit seiner Züge war Grimrr zweifellos männlichen Geschlechts, wie die harten, sehnigen Muskeln an Armen und Brust, die schmalen Hüften und die federnde Kraft seines Gangs unschwer erkennen ließen.
    Während sie gemächlich durch die Halle auf Nasuada zukamen, schien keine der Werkatzen die Menschen zu beachten, die zu beiden Seiten ihres Weges aufgereiht standen und sie beobachteten – bis Grimrr die Kräuterhexe Angela erreichte, die neben Roran stand und mit sechs Nadeln gleichzeitig einen Ringelstrumpf strickte.
    Grimrrs Augen wurden schmal, als er die Kräuterhexe erblickte, und die Haare stellten sich ihm auf, genau wie bei seinen vier Wachen. Er zog die Lippen zurück, um zwei Paar geschwungener weißer Reißzähne zu entblößen, und zu Eragons Erstaunen stieß er ein kurzes, lautes Fauchen aus.
    Angela sah mit gelangweilter, überheblicher Miene von ihrem Strumpf auf. »Piep piep«, sagte sie.
    Einen Moment lang dachte Eragon, die Werkatze würde die Kräuterhexe angreifen. Eine dunkle, fleckige Röte überzog Grimrrs Hals und Gesicht, seine Nasenflügel bebten und er bleckte stumm die Zähne. Die anderen Werkatzen duckten sich tief, die Ohren flach an den Kopf gelegt und bereit, sich auf Angela zu stürzen.
    Quer durch die Halle hörte Eragon das Schleifen von Klingen, die halb aus ihrer Scheide gezogen wurden.
    Grimrr fauchte abermals, dann wandte er sich von der Kräuterhexe ab und schritt weiter. Als die letzte Werkatze in der Reihe an Angela vorbeikam, hob sie eine Pfote und schlug verstohlen nach dem Garn, das von Angelas Nadeln herabhing, gerade so, wie eine verspielte Hauskatze es vielleicht getan hätte.
    Saphiras Verwirrung war genauso groß wie Eragons. Piep piep?, fragte sie.
    Er zuckte die Achseln, wobei er vergaß, dass sie ihn nicht sehen konnte. Wer weiß schon, warum Angela etwas tut oder sagt?
    Schließlich stand Grimrr vor Nasuada. Er neigte kaum merklich den Kopf und vermittelte mit seiner Haltung das überlegene, an Arroganz grenzende Selbstbewusstsein, das allein Katzen, Drachen und gewissen hochgeborenen Frauen vorbehalten war.
    »Nasuada, Herrin der Varden«, sagte er. Seine Stimme war überraschend tief – eher das leise, hustende Brüllen einer männlichen Wildkatze als die hohen, schrillen Töne des Knaben, dem er ähnlich sah.
    Nasuada neigte ihrerseits den Kopf. »König Halbtatze. Ihr seid den Varden höchst willkommen, Ihr und Euer ganzes Volk. Ich muss mich für König Orrins Abwesenheit entschuldigen. Er konnte nicht hier sein, um Euch zu begrüßen, wie es sein Wunsch war, denn er und seine Reiter sind in eben diesem Augenblick damit beschäftigt, unsere Westflanke gegen ein Kontingent von Galbatorix’ Truppen zu verteidigen.«
    »Natürlich, Nasuada, Herrin der Varden«, erwiderte Grimrr. Seine scharfen Zähne blitzten auf, während er sprach. »Man darf seinen Feinden niemals den Rücken zukehren.«
    »So ist es … Und welchem Umstand verdanke ich das unerwartete Vergnügen Eures Besuches, Hoheit? Werkatzen waren schon immer für ihre verborgene und abgeschiedene Lebensweise bekannt und dafür, dass sie sich aus den Konflikten ihrer Zeit heraushalten, vor allem seit dem Untergang der Reiter. Man könnte sogar sagen, dass man die Existenz Euresgleichen im Laufe des vergangenen Jahrhunderts mehr und mehr für eine Legende hielt. Warum habt Ihr Euch nun dafür entschieden, Euch zu zeigen?«
    Grimrr hob den rechten Arm und zeigte mit einem gekrümmten Finger, an dessen Ende ein klauenähnlicher Nagel saß, auf Eragon. »Seinetwegen«, knurrte die Werkatze. »Man greift einen anderen Jäger nicht an, ohne seine Schwäche zu kennen, und Galbatorix hat uns die seine offenbart: Er wird Eragon Schattentöter oder Saphira Bjartskular nicht töten. Lange haben wir auf diese Gelegenheit gewartet und wir werden sie ergreifen. Galbatorix wird lernen, uns zu fürchten und zu hassen, und am Ende wird er das Ausmaß seines Irrtums begreifen und erkennen, dass wir für seinen Untergang verantwortlich sind. Und wie süß wird diese Rache schmecken, so süß wie das Mark eines zarten, jungen Wildschweins!
    Die Zeit ist gekommen, Mensch, da alle Völker, selbst die Werkatzen, zusammenstehen und Galbatorix

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