Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Eragon 04 - Das Erbe Der Macht

Titel: Eragon 04 - Das Erbe Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini , Michaela Link
Vom Netzwerk:
müsst kämpfen oder Ihr werdet alles verlieren, was Ihr seid. Und Dorn auch.«
    Sie wich nicht zurück, als er aufsprang und sich anmutig auf sie zubewegte, bis nur noch wenige Zoll sie trennten. Er funkelte sie an, seine Kiefermuskeln arbeiteten und er atmete schwer durch die Nase. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck, denn es war einer, den sie schon viele Male zuvor gesehen hatte. Es war der Ausrduck eines Mannes, dessen Stolz verletzt worden war und der die Person, die ihn beleidigt hatte, schlagen wollte. Es war gefährlich, weiter in ihn zu dringen, aber ihr war klar, dass sie es tun musste, denn sie würde vielleicht nie wieder die Gelegenheit dazu bekommen.
    »Wenn ich weiterkämpfe«, stellte sie fest, »könnt Ihr es auch.«
    »Zurück auf den Stein«, befahl er mit harter Stimme.
    »Ich weiß, dass Ihr kein Feigling seid, Murtagh. Sterben ist besser, als der Sklave eines Mannes wie Galbatorix zu sein. Damit würdet Ihr vielleicht zumindest etwas Gutes bewirken und man würde Euren Namen mit einer gewissen Hochachtung aussprechen, nachdem Ihr gestorben seid.«
    »Zurück auf den Stein«, knurrte er, packte sie am Arm und zerrte sie durch den Raum.
    Sie ließ sich von ihm auf den aschfarbenen Steinblock stoßen, die Fesseln um ihre Handgelenke und Knöchel schließen und dann den Riemen über dem Kopf festziehen. Als er fertig war, sah er auf sie hinunter. Seine Augen waren dunkel und die Muskeln seines Körpers gespannt wie Bogensehnen.
    »Ihr müsst euch entscheiden, ob Ihr bereit seid, Euer Leben aufs Spiel zu setzen, um Euch selbst zu retten«, sagte sie. »Ihr und auch Dorn. Und Ihr müsst Euch jetzt entscheiden, solange noch Zeit ist. Stellt Euch diese Frage: Was hätte Tornac von Euch erwartet?«
    Ohne zu antworten, streckte Murtagh seinen rechten Arm aus und legte ihr die Hand direkt unter dem Schlüsselbein auf die Brust, seine Haut heiß auf ihrer. Bei der Berührung stockte ihr der Atem.
    Dann begann er mit einer Stimme, die kaum lauter war als ein Flüstern, in der alten Sprache zu sprechen. Während die seltsamen Worte über seine Lippen kamen, wurde ihre Angst noch größer. Es schienen Minuten zu vergehen, während er sprach. Sie fühlte sich nicht anders, als er aufhörte, aber das war weder ein schlechtes noch ein gutes Zeichen, wenn es um Magie ging.
    Kühle Luft strich über die Stelle auf ihrer Brust und ließ sie frösteln, als Murtagh die Hand wegnahm. Dann trat er einen Schritt zurück und ging an ihr vorbei auf den Ausgang des Raums zu. Sie wollte gerade nach ihm rufen – ihn fragen, was er mit ihr gemacht hatte –, als er stehen blieb und sagte: »Das sollte Euch vor dem Schmerz fast aller Wunden bewahren, aber Ihr müsst Euch verstellen, sonst findet Galbatorix heraus, was ich getan habe.«
    Und dann ging er.
    »Danke«, wisperte sie in den leeren Raum.
    Sie verbrachte viel Zeit damit, über ihr Gespräch nachzugrübeln. Es kam ihr unwahrscheinlich vor, dass Galbatorix Murtagh zu ihr geschickt hatte, um mit ihr zu reden, aber ob unwahrscheinlich oder nicht, es war eine Möglichkeit. Außerdem fühlte sie sich hin- und her gerissen, was die Frage betraf, ob Murtagh im Herzen ein guter Mensch war oder ein schlechter. Sie dachte an König Hrothgar zurück – der in ihrer Kindheit und Jugend wie ein Onkel für sie gewesen war – und daran, wie Murtagh ihn auf den Brennenden Steppen getötet hatte. Dann dachte sie an Murtaghs Kindheit und an das viele Elend, das er durchgemacht hatte, und daran, dass er Eragon und Saphira hatte ziehen lassen, obwohl er sie genauso gut nach Urû’baen hätte bringen können.
    Doch selbst wenn Murtagh einst aufrichtig und vertrauenswürdig gewesen war, konnte seine erzwungene Knechtschaft ihn verdorben haben.
    Schließlich entschied sie sich dafür, Murtaghs Vergangenheit von jetzt an außer Acht zu lassen und ihn ausschließlich aufgrund seiner Taten in der Gegenwart zu beurteilen. Gut, schlecht oder eine Mischung aus beidem, er war ein möglicher Verbündeter und sie war auf jede Hilfe angewiesen, die sie bekommen konnte. Wenn sich herausstellte, dass er ein Verräter war, wäre sie nicht schlimmer dran, als sie es ohnehin war. Wenn er sich jedoch als aufrichtig erwies, dann würde sie vielleicht in der Lage sein, aus Urû’baen zu fliehen, und das war das Risiko in jedem Fall wert.
    Ohne Schmerzen schlief sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in der Hauptstadt tief und lang. Als sie erwachte, fühlte sie sich hoffnungsvoller als zuvor, und einmal

Weitere Kostenlose Bücher