Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Gebilde: eingestürzte, überwucherte Höhleneingänge; die Ruinen ausgebrannter Türme; ehemals prächtige Hallen mit eingestürzten Dächern und einige kleinere Gebäude, die aussahen, als wären sie vielleicht noch bewohnbar.
Ein Dutzend oder mehr Flüsse und Bäche hatten sich in die Hänge gegraben und schlängelten sich durch den grünen Talkessel, bis sie sich in einen großen, stillen See nahe der Mitte des Tals ergossen. Um den See herum lagen die Überreste von Dorú Areaba, der Stadt der Reiter. Die Gebäude waren gewaltig – große, leere Hallen von solch riesigen Ausmaßen, dass viele von ihnen ganz Carvahall hätten beherbergen können. Jede Tür war wie der Eingang zu einer riesigen, unerkundeten Höhle, jedes Fenster so hoch und breit wie ein Burgtor und jede Mauer eine Felswand.
Efeu überwucherte den Stein in dicken Matten, und wo kein Efeu war, wuchs Moos, was die Bauwerke mit der Landschaft verschmelzen ließ. Es wirkte, als seien sie selbst der Erde entsprossen. Wenn einmal nackter Stein hervorschaute, war er meist hell ockerfarben, obwohl gelegentlich auch rote, braune und dunkelblaue Flecken zu sehen waren.
Wie alle elfischen Bauwerke besaßen die meisten Gebäude hier im Tal elegant geschwungene Linien und waren schlanker als die der Zwerge oder der Menschen. Aber dennoch wiesen sie eine Massivität und Stärke auf, die den Baumhäusern von Ellesméra fehlte. Einige Bauten erinnerten Eragon vage an die Häuser im Palancar-Tal – vielleicht, so überlegte er, weil die frühesten menschlichen Reiter genau aus diesem Teil Alagaësias gekommen waren. Jedenfalls war der hier im Kessel vorherrschende Stil einzigartig und weder ganz elfisch noch ganz menschlich.
Fast alle Gebäude waren beschädigt, einige davon schwerer als andere. Die Schäden schienen von einem einzigen Punkt am südlichen Rand der Stadt ausgegangen zu sein, wo ein breiter Krater mehr als dreißig Fuß tief in die Erde reichte. Ein Birkenwäldchen hatte darin Wurzeln geschlagen und die silbrigen Blätter der Bäume zitterten in den Böen einer unsteten Brise.
Die nicht bebauten Bereiche der Stadt waren von Unkraut und Büschen überwuchert und in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen der Straßen wuchs Gras. Wo die Gebäude die Gärten der Reiter vor der Explosion abgeschirmt hatten, von der die Stadt zertrümmert worden war, wuchsen mattfarbige Blumen noch immer in kunstvollen Mustern, zweifellos auf Weisung lang vergessener Zauber.
Insgesamt bot der Talkessel ein trostloses Bild.
Das sind die Ruinen unseres Stolzes und unseres Ruhms, sagte Glaedr. Eragon, du musst einen weiteren Zauber wirken. Der Wortlaut ist … Und er sprach mehrere Sätzen in der alten Sprache. Es war ein eigenartiger Zauber. Die Ausdrucksweise war sonderbar verschlungen und Eragon begriff nicht, was er bewirken sollte.
Als er Glaedr fragte, antwortete der alte Drache: Hier ist ein unsichtbares Gift am Werk, in der Luft, die ihr atmet, in dem Boden, auf dem ihr geht, und in dem, was ihr vielleicht essen und trinken werdet. Der Zauber wird uns dagegen beschützen.
Was für ein … Gift?, wiederholte Saphira, deren Gedanken genauso langsam waren wie die Schläge ihrer Flügel.
Glaedr zeigte Eragon ein Bild des Kraters am Stadtrand und der Drache erklärte: Während der Schlacht mit den Abtrünnigen tötete sich einer der unseren, ein Elf namens Thuviel, selbst mittels Magie. Ob absichtlich oder aus Versehen, wurde nie geklärt. Aber das Ergebnis ist das, was ihr hier seht und was ihr nicht sehen könnt, denn die Explosion hat das Gebiet unbewohnbar gemacht. Allen, die noch hier waren, brach bald die Haut auf und die Haare fielen ihnen aus und viele starben daran.
Besorgt wirkte Eragon den Zauber – der wenig Energie erforderte –, bevor er fragte: Wie konnte eine einzige Person, auch wenn es ein Elf war, solchen Schaden anrichten? Selbst wenn Thuviels Drache ihm geholfen hat, kann ich mir nicht vorstellen, wie das möglich sein kann. Es sei denn, sein Drache war so groß wie ein Berg.
Sein Drache hat ihm nicht geholfen, antwortete Glaedr. Sein Drache war tot. Nein, Thuviel hat diese Zerstörung ganz allein herbeigeführt.
Aber wie?
Auf die einzig mögliche Weise, wie man so etwas zustande bringt: Er hat seinen Körper in Energie verwandelt.
Er hat sich selbst zu einem Geist gemacht?
Nein. Die Energie war ohne Gedanken oder Struktur, und sobald sie entfesselt war, raste sie in alle Richtungen und zerstreute sich.
Mir war nicht bewusst,
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