Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
weiß.«
Ein Schauder überlief Arya, dann schien sie zu überlegen. Nach einer Weile sagte sie: »Noch nie hat mir jemand ein solches Geschenk angeboten … Dein Vertrauen ehrt mich, Eragon, und ich verstehe, wie viel es dir bedeutet, aber nein, ich kann es nicht annehmen. Es wäre falsch von dir, es zu geben, und es wäre falsch von mir, es anzunehmen, nur weil wir morgen vielleicht getötet oder versklavt werden könnten. Gefahr ist kein Grund für törichtes Benehmen, ganz gleich, wie hoch das Risiko für uns ist.«
Eragon neigte den Kopf. Ihre Gründe waren gute Gründe und er würde ihre Entscheidung respektieren. »Also gut, wie du möchtest«, sagte er.
»Danke, Eragon.«
Ein Moment verstrich. Dann fragte er: »Hast du deinen wahren Namen jemals jemandem gesagt?«
»Nein.«
»Nicht einmal deiner Mutter?«
Ihr Mund verzog sich. »Nein.«
»Kennst du ihn?«
»Natürlich. Dachtest du, es würde anders sein?«
Er zuckte schwach die Achseln. »Das habe ich nicht. Ich war mir nur nicht sicher.« Stille trat zwischen ihnen ein. Dann erkundigte er sich: »Wann … Wie hast du deinen wahren Namen erfahren?«
Arya schwieg so lange, dass er schon dachte, sie wollte es nicht sagen. Dann holte sie Luft und erklärte: »Es war etliche Jahre, nachdem ich Du Weldenvarden verlassen hatte, als ich mich endlich an meine Rolle unter den Varden und den Zwergen gewöhnt hatte. Fäolin und meine anderen Gefährten waren nicht mehr und ich hatte eine Menge Zeit für mich. Den größten Teil verbrachte ich mit der Erkundung Tronjheims. Ich schlenderte durch die unbewohnten Gegenden des Stadtberges, wo andere nur selten einen Fuß hinsetzten. Tronjheim ist größer, als den meisten bewusst ist, und es gibt viele merkwürdige Dinge dort: Räume, Leute, Kreaturen, vergessene Artefakte … Während ich umherwanderte, dachte ich nach und ich lernte mich besser kennen als je zuvor. Eines Tages entdeckte ich irgendwo hoch oben in Tronjheim einen Raum – ich bezweifle, dass ich ihn wiederfinden würde, selbst wenn ich es versuchte. Ein Strahl Sonnenlichts schien in den Raum zu fallen, obwohl die Decke nicht transparent war. In der Mitte des Raums stand ein Podest und auf dem Podest wuchs eine einzelne Blume. Ich weiß nicht, was für eine Art Blume es war. Ich habe weder vorher noch nachher je so eine Blume gesehen. Die Blätter waren purpurn, aber das Zentrum der Blüte war wie ein Tropfen Blut. An ihrem Stängel waren Dornen und die Blume verströmte den wunderbarsten Duft und schien mit einer ganz eigenen Musik zu summen. Es war ein solch erstaunlicher und unwahrscheinlicher Fund, dass ich in dem Raum blieb und die Blume weit länger betrachtete, als ich mich erinnern kann. Dort geschah es damals, dass ich endlich in der Lage war, in Worte zu fassen, wer ich war und wer ich bin.«
»Diese Blume würde ich gern eines Tages sehen.«
»Vielleicht wirst du das.« Arya blickte zum Lager der Varden hinüber. »Ich muss gehen. Es gibt noch so viel zu tun.«
Er nickte. »Dann bis morgen.«
»Bis morgen.« Arya ging davon. Nach einigen Schritten blieb sie stehen und drehte sich um. »Ich bin froh, dass Saphira dich als ihren Reiter erwählt hat, Eragon. Und ich bin stolz darauf, an deiner Seite gekämpft zu haben. Aus dir ist mehr geworden, als irgendeiner von uns zu hoffen gewagt hätte. Was immer morgen geschieht, das sollst du wissen.« Dann setzte sie ihren Weg fort und schon bald verschwand sie hinter dem Hügel und ließ ihn mit Saphira und den Eldunarí allein.
FEUER IN DER NACHT
A
ls sich die Dunkelheit übers Land senkte, wirkte Eragon einen Zauber, der ihn vor fremden Blicken verbarg. Dann tätschelte er Saphira und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Lager der Varden.
Sei vorsichtig, bat sie.
Unsichtbar wie er war, konnte er ganz leicht an den Kriegern vorbeischlüpfen, die am Rand des Lagers Wache hielten. Solange er leise war und die Männer seine Fußabdrücke oder seinen Schatten nicht bemerkten, konnte er sich frei bewegen.
Er schlängelte sich durch die Zelte, bis er das von Roran und Katrina fand. Dann klopfte er mit den Knöcheln an den Mittelpfosten des Eingangs und Roran streckte prompt den Kopf heraus.
»Wo bist du?«, flüsterte Roran. »Komm schnell rein!«
Eragon löste den Strom von Magie und zeigte sich. Roran zuckte zurück, dann fasste er ihn am Arm und zog ihn in das Zelt.
»Willkommen, Eragon«, begrüßte Katrina ihn und erhob sich von ihrem winzigen Feldbett.
»Katrina.«
»Es ist
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