Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
flog auf die Zitadelle zu, was die Varden zu erleichterten Jubelschreien veranlasste.
Roran runzelte die Stirn. Sie sollte während ihres ganzen Fluges unsichtbar bleiben. »Frethya. Frethya«, murmelte er schnell. Er blieb sichtbar. Verflucht, dachte er.
Er drehte sich um und sagte: »Zurück zu den Leitern!«
»Warum?«, fragte Baldor, der mit einem Soldaten rang. Dann stieß er ihn mit einem grimmigen Ausruf von der Mauer in die Stadt hinunter.
»Frag nicht! Beweg dich!«
Seite an Seite kämpften sie sich durch die Soldatenreihen, die sie inzwischen von den Leitern trennten. Es war schwierig und es wurde blutig, Baldor musste eine Schnittwunde an der linken Wade hinter seiner Beinschiene einstecken und eine schwere Prellung an der Schulter, wo ein Speer beinah sein Kettenhemd durchbohrt hätte.
Die Schmerzunempfindlichkeit der Soldaten bedeutete, dass sie alle töten mussten, um sie zu stoppen – was keine leichte Aufgabe war. Mehr als einmal dachte Roran, er habe einen der Soldaten getötet, nur um erleben zu müssen, wie der verletzte Mann sich aufbäumte und ihn erneut angriff, während er mit einem anderen Gegner rang. Und es waren inzwischen so viele Soldaten auf der Brustwehr, dass Roran schon fürchtete, er und Baldor würden es niemals schaffen.
Aber schließlich erreichten sie die erste Leiter und Roran sagte: »Hier bleiben wir!«
Wenn Baldor verwirrt war, ließ er es sich nicht anmerken. Zu zweit wehrten sie die Soldaten ab, bis zwei weitere Männer die Leiter hinaufgeklettert waren und sich ihnen anschlossen, dann ein dritter, und endlich war Roran der Meinung, dass sie es schaffen konnten, die Soldaten zurückzudrängen und diesen Teil der Mauer zu erobern.
Obwohl der Angriff nur eine Ablenkung sein sollte, sah Roran keinen Grund, ihn nicht ernsthaft anzugehen. Wenn sie schon ihr Leben aufs Spiel setzten, konnten sie die Möglichkeit genauso gut nutzen. Sie mussten die Mauern ohnehin erobern.
Da erklang ein Zornesbrüllen von Dorn und der rote Drache erschien über den Dächern und flog auf die Zitadelle zu. Roran sah eine Gestalt auf seinem Rücken, die er für Murtagh hielt, ein blutrotes Schwert in der Hand.
»Was hat das zu bedeuten?«, rief Baldor zwischen zwei Schwerthieben.
»Dass es ernst wird«, antwortete Roran. »Wappne dich. Diesen Bastarden steht eine Überraschung bevor!«
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als die schönen, aber unheimlichen Stimmen der Elfen sich mit einem Gesang in der alten Sprache über den Lärm der Schlacht erhoben.
Roran duckte sich unter einem Speer hindurch und stieß einem Soldaten das Ende seines Hammers in den Bauch, sodass alle Luft aus den Lungen des Mannes wich. Die Soldaten mochten nicht in der Lage sein, Schmerz zu empfinden, aber atmen mussten sie trotzdem. Während der Soldat nach Luft schnappte, nutzte Roran seine mangelhafte Deckung und drückte ihm mit dem Rand seines Schildes die Kehle ein.
Er wollte gerade den nächsten Mann angreifen, als er spürte, wie der Stein unter seinen Füßen zu zittern begann. Er zog sich an die Zinnen zurück, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und spreizte die Beine, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
Einer der Soldaten war töricht genug, genau in diesem Moment auf ihn zuzustürzen. Als der Mann näher kam, wurde das Zittern stärker, dann wellte sich die Mauerkrone wie eine Decke, die ausgeschüttelt wurde, und der heranstürmende Soldat fiel wie die meisten seiner Gefährten und blieb liegen, unfähig, wieder aufzustehen, solange die Erde weiterbebte.
Von der anderen Seite des Mauerturms, der sie von Urû’baens Haupttor trennte, krachte es wie brechender Fels. Fächerförmige Wasserstrahlen spritzten in die Luft, dann erbebte die Mauer über dem Tor mit einem Ächzen und stürzte ein.
Und die Elfen sangen weiter.
Als sich das Zittern unter seinen Füßen legte, sprang Roran vorwärts und tötete drei der Soldaten, bevor sie aufstehen konnten. Die übrigen drehten sich um und flohen die Treppen hinunter, die in die Stadt führten.
Roran half Baldor auf die Füße, dann rief er: »Mir nach!«
Er grinste und schmeckte Blut. Vielleicht war es doch kein so schlechter Anfang.
WAS UNS NICHT UMBRINGT …
H
alt«, sagte Elva.
Eragon erstarrte, den Fuß in der Luft. Das Mädchen winkte ihn zurück und er gehorchte.
»Spring da hinüber«, wies Elva ihn an. Sie zeigte auf eine Stelle einen Schritt vor ihm. »Dahin, wo diese Schnörkel sind.«
Er duckte sich zum Sprung, zögerte dann
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