Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
überwinden – keine sehr ermutigende Aussicht.
»Und wenn wir …«, wollte er gerade vorschlagen, als unversehens zwanzig schwarz gewandete Männer und Frauen aus einem Seitengang auftauchten, vor ihnen eine Kette bildeten und ihnen den Weg versperrten.
Eragon spürte, wie eine Gedankenklinge in seinen Geist stach, als die feindlichen Magier begannen, in der alten Sprache zu singen. Saphira riss das Maul auf und überzog die Magier mit einer Flut knisternder Flammen, aber sie glitt harmlos über sie hinweg. Eins der Banner an der Wand fing Feuer und schwelende Stofffetzen fielen zu Boden.
Eragon verteidigte sich, aber er griff nicht an. Es würde zu lange dauern, die Magier einen nach dem anderen zu bezwingen. Außerdem machte ihr Gesang ihm Sorgen: Wenn sie bereit waren, Zauber zu wirken, bevor sie die Kontrolle über seinen Geist sowie über den Geist seiner Gefährten erlangt hatten, dann kümmerte es sie nicht, ob sie lebten oder starben. Ihr einziges Ziel war es, die Eindringlinge aufzuhalten.
Er kniete neben Elva nieder. Sie sprach mit einem der Magier und sagte ihm etwas über seine Tochter.
»Stehen sie über der Falle?«, fragte er mit gesenkter Stimme.
Sie nickte, wobei sie keinen Moment zu sprechen aufhörte.
Eragon beugte sich vor und schlug mit der flachen Hand auf den Boden.
Obwohl er erwartet hatte, dass etwas passieren würde, sprang er trotzdem erschrocken zurück, als mit einem schrecklichen Kreischen aus jeder Mauer eine waagerechte Metallplatte schoss, die dreißig Fuß lang und vier Zoll dick war. Die Metallplatten schnitten die Magier wie eine riesige Blechschere entzwei, dann zogen sie sich genauso schnell wieder in ihre verborgenen Schlitze zurück.
Die unglaubliche Geschwindigkeit, mit der das Ganze vor sich gegangen war, schockte Eragon. Er wandte die Augen von den zerfetzten Leibern ab. Was für eine schreckliche Art, zu sterben.
Neben ihm stieß Elva einen gurgelnden Laut aus, dann sackte sie ohnmächtig zusammen. Arya fing sie auf, bevor sie auf dem Boden auftraf. Sie legte einen Arm um das Kind und begann Worte in der alten Sprache zu murmeln.
Eragon beriet sich mit den anderen Elfen darüber, wie sie die Falle am besten überwinden sollten. Sie entschieden, dass es das Sicherste sei, wieder darüber hinwegzuspringen, wie sie es schon bei den Spießen getan hatten.
Vier von ihnen kletterten auf Saphira und sie wollte gerade springen, als Elva mit schwacher Stimme rief: »Halt! Nicht!«
Saphiras Schwanz peitschte hin und her, doch sie blieb, wo sie war.
Elva schlüpfte aus Aryas Armen, taumelte einige Schritte weg von ihr, beugte sich vor und übergab sich. Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, dann starrte sie die zerfetzten Leiber an, die vor ihnen lagen, als wolle sie sich den Anblick einprägen.
Ohne den Blick von ihnen abzuwenden, sagte sie: »Es gibt noch einen Auslöser, auf halbem Weg hinüber, in der Luft. Wenn du springst …«, sie klatschte laut in die Hände und schnitt eine hässliche Grimasse, »… sausen Klingen hoch oben und weiter unten aus den Wänden.«
Eragon kam ein beunruhigender Gedanke. »Warum sollte Galbatorix versuchen, uns zu töten? Wenn du nicht hier wärst …«, fügte er hinzu und sah Elva an, »… wäre Saphira vielleicht genau jetzt gestorben. Galbatorix will sie lebend, warum also das hier?« Er deutete auf den blutverschmierten Boden. »Wozu die Spieße und die Steinblöcke?«
»Vielleicht«, meinte die Elfe Invidia, »hat er erwartet, dass wir in den Fallgruben landen würden.«
»Oder vielleicht«, schaltete Bloëdhgarm sich mit grimmiger Stimme ein, »weiß er, dass Elva bei uns ist und wozu sie fähig ist.«
Das Mädchen zuckte die Achseln. »Na und? Er kann mich nicht aufhalten.«
Ein kalter Schauder überlief Eragon. »Nein, aber wenn er von dir weiß, dann könnte er Angst haben, und wenn er Angst hat …«
Dann könnte es sein, dass er uns wirklich töten will, beendete Saphira seinen Satz.
Arya schüttelte den Kopf. »Das spielt keine Rolle. Wir müssen ihn trotzdem finden.«
Sie diskutierten eine Weile darüber, wie sie an den Klingen vorbeikommen sollten, bis Eragon meinte: »Und wenn ich Magie benutzen würde, um uns dort hinüberzutransportieren, so wie Arya Saphiras Ei in den Buckel geschickt hat?« Er deutete auf den Bereich hinter den Leichen.
Das würde zu viel Energie kosten, gab Glaedr zu bedenken.
Besser, wir sparen unsere Kräfte, bis wir Galbatorix gegenüberstehen, fügte Umaroth
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