Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
der Falle erreicht hatte, hörte er das Krachen von brechendem Stahl und dann das Kreischen von Metall über Metall.
Hinter ihm schrie jemand.
Er drehte sich um, während er von dem Geräusch weghechtete, und sah, dass alle den gefährlichen Abschnitt rechtzeitig durchquert hatten – bis auf die silberhaarige Elfe Yaela, die zwischen den letzten sechs Zoll der beiden Metallstücke festsaß. Der Spalt um sie herum loderte blau und gelb, als brenne die Luft, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.
»Flauga!«, rief Bloëdhgarm, und Yaela flog zwischen den Metallplatten heraus, die laut dröhnend zusammenschlugen. Dann zogen sie sich mit dem gleichen schrecklichen Kreischen wie beim Herausfahren wieder in die Wände zurück.
Yaela war dicht neben Eragon auf Händen und Knien gelandet. Er half ihr auf die Füße. Zu seiner Überraschung schien sie unversehrt zu sein. »Seid Ihr verletzt?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, aber … meine Schutzzauber sind aufgebraucht.« Sie hob die Hände und sah sie mit einer Miene an, die Staunen glich. »Ich hatte immer Schutzzauber, seit … seit ich noch jünger war, als Ihr es jetzt seid. Irgendwie haben die Klingen sie mir genommen.«
»Ihr könnt Euch glücklich schätzen, noch am Leben zu sein«, erwiderte Eragon und runzelte die Stirn.
Elva zuckte die Achseln. »Wir wären alle gestorben, bis auf ihn «, sie deutete auf Bloëdhgarm, »wenn ich dir nicht gesagt hätte, dass du schneller laufen sollst.«
Eragon stöhnte.
Sie setzten ihren Weg fort und rechneten bei jedem Schritt damit, auf eine weitere Falle zu stoßen. Aber es stellte sich heraus, dass der Rest des Flurs frei von Hindernissen war, und sie erreichten das Doppeltor am Ende ohne neuerliche Zwischenfälle.
Eragon ließ seinen Blick über die glänzende goldene Fläche gleiten. Das Relief einer lebensgroßen Eiche zog sich über beide Türflügel. Ihr Blattwerk bildete eine gewaltige Krone, die weit nach unten reichte und sich schließlich mit den Wurzeln zu einem großen Kreis um den Baumstamm vereinte. Zu beiden Seiten ragten aus der Mitte des Stamms kräftige Zweige und teilten den Kreis in vier Viertel. In dem Viertel oben links war eine Armee von mit Speeren bewaffneten Elfen zu sehen, die durch einen dichten Wald marschierte. Das obere rechte Viertel zeigte Menschen, die Burgen bauten und Schwerter schmiedeten. Unten links brannten Urgals – größtenteils Kull – ein Dorf nieder und töteten die Bewohner. Im unteren rechten Viertel förderten Zwerge Edelsteine und Erze. Eher versteckt in den Zweigen und Wurzeln der Eiche entdeckte Eragon Werkatzen und Ra’zac, außerdem einige kleine, seltsame Kreaturen, die er nicht kannte. Und in der Mitte des Baumstamms lag zusammengerollt ein Drache, der das Ende seines Schwanzes im Maul hielt, als würde er sich selbst in den Schwanz beißen.
Das Tor war wunderschön gearbeitet. Unter anderen Umständen hätte Eragon sich gern einen ganzen Tag Zeit genommen, um davorzusitzen und es in Ruhe zu betrachten. Wie die Dinge lagen, erfüllte der Anblick des Tors ihn jedoch mit Grauen, während er darüber nachdachte, was sie auf der anderen Seite erwarten mochte. Wenn es Galbatorix war, dann würde ihr Leben sich bald für immer verändern und nichts würde je wieder so sein wie zuvor – weder für sie noch für den Rest von Alagaësia.
Ich bin noch nicht so weit, sagte Eragon zu Saphira.
Wann werden wir je so weit sein?, erwiderte sie. Sie ließ die Zunge vorschnellen und kostete die Luft. Er konnte ihre nervöse Erwartung spüren. Galbatorix und Shruikan müssen getötet werden und wir sind die Einzigen, die möglicherweise dazu in der Lage sind.
Und wenn wir es nicht schaffen?
Dann schaffen wir es nicht und es kommt, wie es kommt.
Er nickte und holte tief Atem. Du bedeutest mir alles, Saphira.
Du bedeutest mir auch alles, Kleiner.
Eragon trat vor. »Und jetzt?«, fragte er und versuchte, sich sein Unbehagen nicht anmerken zu lassen. »Sollen wir anklopfen?«
»Als Erstes sollten wir nachsehen, ob das Tor offen ist«, schlug Arya vor.
Sie stellten sich kampfbereit auf.
Elva stand neben Arya, die den in den linken Torflügel eingelassenen Griff packte und daran zog.
In diesem Augenblick erschien rund um Bloëdhgarm und jeden seiner zehn Magier eine Säule aus schimmernder Luft. Eragon schrie erschrocken auf und Saphira stieß ein kurzes Fauchen aus, als sei sie auf etwas Spitzes getreten. Die Elfen schienen sich in den Luftsäulen
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