Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
nicht bewegen zu können: Selbst ihre Augen blieben reglos, starr auf das gerichtet, was immer sie angesehen hatten, als der Zauber einsetzte.
Mit einem lauten Scheppern öffnete sich eine Tür in der Wand zu ihrer Linken und die Elfen begannen sich darauf zuzubewegen wie eine Prozession aus Statuen, die über eine Eisfläche glitt.
Arya stürzte zu ihnen hinüber, die mit Widerhaken versehene Lanze vor sich ausgestreckt, um die Zauber zu durchbrechen, die die Elfen bannten, aber sie war zu langsam und sie konnte sie nicht einholen.
»Letta!«, rief Eragon. Halt! Der einfachste Zauber, der ihm einfiel und der vielleicht helfen würde. Doch die Magie, die die Elfen einkerkerte, erwies sich als zu stark, um sie zu brechen, und die Elfen verschwanden in der dunklen Öffnung. Dann fiel die Tür krachend hinter ihnen zu.
Entsetzen packte Eragon. Ohne die Elfen …
Arya hämmerte mit dem Griff des Dauthdaert gegen die Tür und versuchte sogar, mit der Spitze der Klinge die Nahtstelle zwischen der Tür und der Mauer zu finden – so wie sie es bei dem Ausfalltor gemacht hatte. Aber die Mauer erschien massiv und ohne jede Lücke.
Als sie sich umwandte, stand ihr kalter Zorn ins Gesicht geschrieben. Umaroth, sagte sie. Ich brauche Eure Hilfe, um diese Mauer zu öffnen.
Nein, erwiderte der weiße Drache. Galbatorix wird deine Gefährten gewiss gut verborgen haben. Wenn wir versuchen, sie zu finden, verschwenden wir nur Energie und bringen uns in noch größere Gefahr.
Arya zog ihre schräg stehenden Augenbrauen finster zusammen. Dann spielen wir ihm in die Hände, Umaroth-Elda. Er will uns voneinander trennen und uns schwächen. Wenn wir ohne sie weitergehen, wird es für Galbatorix viel leichter, uns zu besiegen.
Ja, mein Kind. Aber glaubst du nicht, dass der Drachenei-Räuber vielleicht gerade will, dass wir ihnen folgen? Er will vielleicht, dass wir ihn vor lauter Zorn und Sorge vergessen und damit blind in eine weitere seiner Fallen tappen.
Warum sollte er sich die Mühe machen? Er hätte Eragon, Saphira, Euch und den Rest der Eldunarí ebenso entführen können wie Bloëdhgarm und die anderen, aber das hat er nicht getan.
Vielleicht weil er es darauf anlegt, dass wir uns verausgaben, bevor wir uns ihm stellen oder bevor er versucht, unseren Willen zu brechen.
Arya senkte für einen Moment den Kopf. Als sie wieder aufsah, war ihr Zorn verschwunden – zumindest oberflächlich –, und an seine Stelle war ihre gewohnte, beherrschte Wachsamkeit getreten. Was sollen wir also tun, Ebrithil?
Wir hoffen, dass Galbatorix Bloëdhgarm oder die anderen nicht tötet – zumindest nicht sofort –, und wir suchen weiter, bis wir den König finden.
Arya fügte sich, aber Eragon konnte ihr ansehen, wie sehr es ihr widerstrebte. Er machte ihr keinen Vorwurf, ihm ging es genauso.
»Warum hast du die Falle nicht gespürt?«, fragte er Elva mit leiser Stimme. Er glaubte, dass er es wusste, aber er wollte es von ihr hören.
»Weil sie ihnen keinen Schaden zugefügt hat«, antwortete sie.
Er nickte.
Arya ging zu dem goldenen Tor zurück und umfasste erneut den Griff auf der linken Seite. Elva trat neben sie und legte ihre kleine Hand um den Schaft des Dauthdaerts.
Mit ihrem ganzen Gewicht zog Arya an dem Griff und ganz allmählich begann der massive linke Flügel aufzuschwingen. Kein Mensch, davon war Eragon überzeugt, hätte sie öffnen können und selbst Aryas Stärke reichte kaum aus.
Als der Torflügel an die Mauer stieß, ließ Arya ihn los und trat mit Elva zu Eragon, der vor Saphira stand.
Der höhlenartige Gang mündete hinter dem halb geöffneten Tor in einen riesigen dunklen Raum. Eragon konnte seine Größe nicht wirklich abschätzen, denn die Wände lagen in samtenen Schatten. Zwei Reihen auf Eisenpfählen sitzende flammenlose Laternen erstreckten sich zu beiden Seiten des Eingangs in den Raum und beleuchteten den gemusterten Boden und sonst nicht viel mehr, während von oben – durch in die ferne Decke eingelassene Kristalle – ein schwacher Schimmer herableuchtete. Die beiden Laternenreihen endeten in einer Entfernung von über fünfhundert Fuß vor einem breiten Podium, auf dem ein Thron stand. Auf dem Thron saß eine schwarze Gestalt, die einzige in dem ganzen Raum, und auf ihrem Schoß lag ein blankes Schwert wie ein langer weißer Splitter, der ein schwaches Leuchten zu verströmen schien.
Eragon schluckte und packte Brisingr fester. Er rieb kurz mit der Kante seines Schildes über Saphiras Kinn und
Weitere Kostenlose Bücher