Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Luft.
Es gab eine Möglichkeit, aber es war gefährlich, unglaublich gefährlich. Wenn er tat, was er gerade erwog, würde er Katrina wahrscheinlich nie wiedersehen, geschweige denn ihr ungeborenes Kind. Doch das Wissen schenkte ihm einen gewissen Frieden. Sein Leben für ihres war ein fairer Handel, und wenn er gleichzeitig helfen konnte, die Varden zu retten, dann würde er glücklich sein, sein Leben dafür zu geben.
Katrina …
Die Entscheidung war einfach.
Er hob den Kopf und ging mit langen Schritten zu der Kräuterhexe hinüber. Sie wirkte genauso betroffen und gramgebeugt wie die Elfen. Er berührte sie mit dem Rand seines Schildes an der Schulter und sagte: »Ich brauche deine Hilfe.«
Sie sah ihn mit rot geränderten Augen an. »Was hast du vor?«
»Barst töten.« Seine Worte ließen alle Krieger in der Nähe aufhorchen.
»Roran, nein!«, rief Horst aus.
Die Kräuterhexe nickte. »Ich werde dir helfen, so gut ich kann.«
»Gut. Ich will, dass du Jörmundur, Garzhvog, Orik, Grimrr und den Elf holst, der noch über die meiste Autorität verfügt.«
Angela schniefte, schüttelte ihre Locken und wischte sich über die Augen. »Wo sollen sie sich mit dir treffen?«
»Genau hier. Und beeil dich, bevor noch mehr Leute fliehen!«
Sie nickte, dann eilten sie und die Werkatze davon, wobei sie sich dicht im Schutz der Häuser hielten.
»Roran«, murmelte Horst und fasste ihn am Arm, »was hast du vor?«
»Ich werde nicht allein gegen ihn kämpfen, wenn es das ist, was du denkst«, antwortete Roran und deutete mit dem Kopf in Barsts Richtung.
Horst wirkte einigermaßen erleichtert. »Was dann?«
»Warte es ab.«
Mehrere Soldaten mit Piken rannten die Stufen des Gebäudes herauf, aber die rothaarigen Zwerge, die sich Rorans Trupp angeschlossen hatten, hielten sie mit Leichtigkeit auf, wobei sie es auszunutzen wussten, dass sie weiter oben auf der Treppe standen.
Während die Zwerge mit den Soldaten kämpften, trat Roran zu einem Elf in der Nähe, der – mit starrem Gesichtsausdruck – seinen Köcher mit unheimlicher Geschwindigkeit leerte und jeden seiner Pfeile auf Barst abschoss. Natürlich traf keiner sein Ziel.
»Genug«, sagte Roran scharf. Als der dunkelhaarige Elf ihn ignorierte, packte Roran seine rechte Hand, seine Bogenhand, und zog sie zur Seite. »Das ist genug, habe ich gesagt. Spar dir deine Pfeile.«
Ein Knurren erklang, dann spürte Roran eine Hand an seiner Kehle. »Fass mich nicht an, Mensch.«
»Hör mir zu! Ich kann dir helfen, Barst zu töten. Aber … lass mich los.«
Nach ein oder zwei Sekunden lockerte sich der Griff der Finger um Rorans Hals. »Wie, Hammerfaust?« Die Blutgier in der Stimme des Elfs stand im auffälligen Widerspruch zu den Tränen auf seinen Wangen.
»Du wirst es in einer Minute erfahren. Aber zuerst habe ich eine Frage an dich. Warum könnt ihr Barst nicht mit eurem Geist töten? Er ist nur ein einziger Mann und ihr seid so viele.«
Ein gequälter Ausdruck erschien auf den Zügen des Elfs. »Weil sein Geist vor uns verborgen ist!«
»Wie?«
»Das weiß ich nicht. Wir können keinen seiner Gedanken spüren. Es ist, als läge eine Kugel rund um seinen Geist. Wir können weder etwas in der Kugel sehen noch können wir sie durchdringen.«
Roran hatte etwas in der Art erwartet. »Danke«, erwiderte er und der Elf neigte schwach den Kopf.
Garzhvog war der Erste, der das Gebäude erreichte. Er tauchte aus einer Nebenstraße auf und überwand die Stufen mit zwei riesigen Schritten. Dann drehte er sich um und schleuderte den dreißig feindlichen Soldaten, die ihm folgten, sein donnerndes Gebrüll entgegen. Als sie sahen, dass der Kull sich jetzt bei Verbündeten in Sicherheit befand, wichen sie zurück.
»Hammerfaust!«, rief Garzhvog. »Du hast gerufen und ich bin gekommen.«
Nach ein paar Minuten trafen die anderen, nach denen Roran die Kräuterhexe ausgeschickt hatte, an dem großen steinernen Gebäude ein. Für die Elfen war der silberhaarige Lord Däthedr gekommen, den Roran bei mehreren Gelegenheiten an Islanzadis Seite gesehen hatte. Alle sechs waren blutverschmiert und erschöpft, wie sie da nebeneinander zwischen den geriffelten Säulen standen.
»Ich habe einen Plan, wie wir Barst töten können«, begann Roran, »aber ich brauche Eure Hilfe und wir haben nur wenig Zeit. Kann ich auf Euch zählen?«
»Das hängt von Eurem Plan ab«, entgegnete Orik. »Erläutert ihn uns zuerst.«
Also erläuterte Roran sein Vorhaben, so rasch er konnte. Als
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