Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
bist ein Narr. Er wird zusehen, wie wir uns gegenseitig in Stücke hauen, und was wird das ändern? Überhaupt nichts. «
Statt zu antworten, verlagerte Eragon sein Gewicht auf die Ballen und ließ seinen Schwertarm vorschnellen, woraufhin Murtagh zusammenzuckte.
»Verwünscht sollst du sein«, knurrte Murtagh. »Wenn du nur noch einen einzigen Tag gewartet hättest, hätte ich Nasuada befreien können.«
Diese Äußerung überraschte Eragon. »Warum sollte ich dir glauben?«
Die Frage machte Murtagh noch wütender. Er verzog die Lippen und beschleunigte seine Schritte. Eragon passte ihm sein Tempo an. Dann sagte Murtagh lauter: »Du hast also endlich ein anständiges Schwert gefunden. Die Elfen haben es dir gemacht, richtig?«
»Du weißt, dass sie …«
Murtagh sprang auf ihn zu, hieb mit Zar’roc nach seinem Bauch und Eragon machte einen Satz zurück und parierte mit knapper Not das rote Schwert.
Eragon reagierte mit einem über dem Kopf geschwungenen Schlag – er ließ dabei seine Hand bis an Brisingrs Knauf hinuntergleiten, um eine größere Reichweite zu haben – und Murtagh wich elegant aus.
Sie hielten beide inne, um zu sehen, ob der andere wieder angreifen würde. Als keiner von ihnen dazu ansetzte, umkreisten sie sich wieder, wobei Eragon wachsamer war als bisher.
Ihr kurzer Schlagwechsel hatte gezeigt, dass Murtagh immer noch genauso stark und schnell war wie Eragon – oder ein Elf. Galbatorix’ Verbot, Magie zu benutzen, erstreckte sich anscheinend nicht auf die Zauber, die Murtaghs Glieder stärkten. Ganz selbstsüchtig ärgerte sich Eragon über die Entscheidung des Königs, aber er konnte die Überlegung dahinter verstehen. Andernfalls wäre der Kampf kaum gerecht gewesen.
Aber Eragon wollte keinen fairen Kampf. Er wollte den Verlauf des Duells kontrollieren, damit er entscheiden konnte, wann es enden würde und wie. Bedauerlicherweise bezweifelte Eragon, dass er die Gelegenheit dazu bekommen würde, wenn man Murtaghs Geschick mit der Klinge bedachte. Und selbst wenn sich ihm eine Gelegenheit bot, hatte er noch keine Idee, wie er den Kampf nutzen konnte, um einen Schlag gegen Galbatorix zu führen. Er hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken. Einstweilen vertraute er darauf, dass Saphira, Arya und die Drachen versuchen würden, eine Lösung zu finden.
Murtagh zuckte mit der linken Schulter und Eragon duckte sich hinter seinen Schild. Einen Moment später begriff er, dass es eine Finte gewesen war und dass Murtagh versuchte, seine Deckung auf der rechten Seite zu umgehen.
Eragon drehte sich rasch und sah die Schneide von Zar’roc auf seinen Hals niedersausen, eine glitzernde, drahtdünne Linie. Er stieß das Schwert mit einer eher unbeholfenen Bewegung von Brisingrs Parierstange beiseite. Dann schlug er mit einem schnellen Hieb zurück, der auf Murtaghs Unterarm zielte. Zu seiner grimmigen Freude traf er Murtagh seitlich am Handgelenk. Brisingr vermochte nicht, Murtaghs Panzerhandschuh und den Ärmel des Wamses darunter zu durchtrennen, aber der Aufprall tat Murtagh trotzdem weh und drückte ihm den Arm vom Körper weg, sodass seine Brust ohne Deckung war.
Eragon stach zu und Murtagh benutzte seinen Schild, um den Angriff abzuwehren. Drei weitere Male stach Eragon zu, aber Murtagh hielt jeden Stich auf. Und als Eragon den Arm zurückzog, um aufs Neue anzugreifen, konterte Murtagh mit einem rückhändigen Schlag gegen sein Knie, der ihn außer Gefecht gesetzt hätte, wenn er sein Ziel erreicht hätte.
Sobald Eragon Murtaghs Absicht erkannte, änderte er seinen Schwung und bremste Zar’roc einen Zoll von seinem Bein entfernt. Dann konterte er mit einem eigenen Streich.
Minutenlang tauschten sie Schläge aus und versuchten den Rhythmus des anderen zu stören, doch ohne Erfolg. Sie kannten einander einfach zu gut. Was immer Eragon versuchte, Murtagh konnte es abwehren, und das Gleiche galt umgekehrt. Es war wie ein Spiel, in dem sie beide viele Züge im Voraus planten, was ein gewisses Gefühl der Vertrautheit schuf. Eragon konzentrierte sich darauf, zu erahnen, was Murtagh dachte, und dadurch vorherzusehen, was Murtagh als Nächstes tun würde.
Von Anfang an hatte Eragon bemerkt, dass Murtagh das Spiel anders spielte als bei ihrem letzten Kampf. Er griff mit einer Gnadenlosigkeit an, die ihm bisher gefehlt hatte, als wolle er Eragon zum ersten Mal wirklich besiegen, und zwar schnell. Außerdem schien nach seinem anfänglichen Ausbruch sein Ärger zu schwinden und er legte
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