Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
mehr so quälend.
Dann schaute Roran wieder zu Barst hinüber.
Ihm wurde schlecht von dem, was er sah.
Barst stand innerhalb eines Rings toter Werkatzen. Blut bedeckte seinen zerbeulten Brustpanzer und Fellbüschel klebten an seiner Keule, die er sich zurückgeholt hatte. Auf seinen Wangen hatte er tiefe Kratzer und der rechte Ärmel seines Kettenhemds war zerrissen, aber davon abgesehen schien er unversehrt zu sein. Die wenigen Werkatzen, die ihm immer noch gegenüberstanden, achteten darauf, Abstand zu halten, und es sah für Roran so aus, als würden sie gleich die Flucht ergreifen. Hinter Barst lagen die Leichen der Kull und Elfen, gegen die er gekämpft hatte. Rorans sämtliche Krieger schienen verschwunden zu sein und nur noch Soldaten umringten Roran, Barst und die Werkatzen. Eine brodelnde Masse blutroter Wämser – Männer, die schoben und drängten, um nicht in den Wirbel des ungleichen Kampfes hineingerissen zu werden.
»Erschießt ihn!«, rief Roran, aber niemand schien ihn zu hören.
Barst bemerkte ihn jedoch und begann auf Roran zuzuhumpeln. »Ohnehammer!«, donnerte er. »Dafür will ich Euren Kopf!«
Roran sah einen Speer auf dem Boden liegen. Er kniete sich hin und hob ihn auf, wovon ihm schwindlig wurde. »Mal sehen, wie Ihr das anstellen wollt!«, gab er zurück. Aber die Worte klangen hohl. Er dachte an Katrina und ihr Kind, das noch nicht auf der Welt war.
Da sprang eine der Werkatzen vor – in Gestalt einer weißhaarigen Frau, die Roran nur bis zum Ellbogen reichte – und fügte Barst einen tiefen Kratzer an der Seite seines linken Oberschenkels zu.
Barst knurrte und fuhr herum, aber die Werkatze zog sich bereits zurück und fauchte ihn dabei an. Barst wartete noch einen Moment, um sicherzugehen, dass sie ihm nicht noch einmal Ärger machen würde, dann ging er weiter auf Roran zu. Er humpelte jetzt stärker als zuvor, denn seine neue Wunde verschlimmerte es noch. Blut bedeckte sein Bein.
Roran befeuchtete sich die Lippen, unfähig, den Blick von seinem näher kommenden Widersacher abzuwenden. Er hatte nur den Speer. Er hatte keinen Schild. Er konnte nicht einmal davonlaufen, denn er würde es niemals mit Barsts unnatürlicher Stärke oder Geschwindigkeit aufnehmen können. Auch war niemand in der Nähe, der ihm helfen konnte.
Es war eine ausweglose Situation, aber Roran weigerte sich, seine Niederlage einzugestehen. Er hatte bisher nur ein Mal aufgegeben und das würde er nie wieder tun, auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass er bald sterben würde.
Schon war Barst direkt vor ihm und Roran stach – in der verzweifelten Hoffnung, dass er ihn durch irgendeinen Zufall ausschalten konnte – nach seinem rechten Knie. Barst wehrte den Speer mit seiner Keule ab, dann schwang er sie nach Roran.
Roran hatte den Gegenangriff erwartet und stolperte bereits zurück, so schnell seine Beine es erlaubten. Ein Windstoß fuhr über sein Gesicht, als der Kopf der Keule nur daumenbreit an ihm vorbeizischte.
Barst zeigte seine Zähne bei einem grimmigen Lächeln und er wollte gerade wieder zuschlagen, als von oben ein Schatten über ihn fiel und er aufblickte.
Islanzadis weißer Rabe ließ sich vom Himmel fallen und landete auf Barsts Gesicht. Der Rabe kreischte wütend, während er Barst mit Schnabel und Krallen attackierte, und zu seinem Erstaunen hörte Roran den Raben rufen: »Stirb! Stirb! Stirb!«
Barst fluchte und ließ seinen Schild fallen. Dann schlug er mit der Hand den Raben weg und brach ihm den bereits verletzten Flügel. Hautfetzen hingen Barst von der Stirn und seine Wangen und sein Kinn waren vor Blut dunkelrot.
Roran stürzte vorwärts und stieß Barst seinen Speer in die andere Hand, worauf Barst auch seine Keule fallen ließ. Dann nutzte Roran seine Chance und stach nach Barsts entblößter Kehle. Barst fing den Speer jedoch mit einer Hand ab, entriss ihn Roran und brach ihn so mühelos zwischen den Fingern entzwei, wie Roran vielleicht einen trockenen Zweig zerbrochen hätte.
»Jetzt stirbst du«, zischte Barst und spuckte Blut. Seine Lippen waren aufgerissen und sein rechtes Auge war vollkommen zerfetzt, aber mit dem anderen konnte er immer noch sehen.
Er packte Roran, um ihn in eine tödliche Umarmung zu ziehen. Roran hätte nicht entkommen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Aber als Barsts Arme sich um ihn schlossen, umschlang Roran die Taille des Mannes und drehte ihn mit aller Kraft, wobei er so viel Druck und Gewicht wie möglich auf Barsts verletztes Bein
Weitere Kostenlose Bücher