Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
ausübte – das Bein, auf dem er humpelte.
Barst hielt einen Moment lang stand. Dann gab sein Knie nach und mit einem Schmerzensschrei fiel er auf ein Bein und stützte sich mit der linken Hand ab. Roran wand sich und glitt unter Barsts rechtem Arm durch. Das Blut auf Barsts Brustpanzer machte es Roran leichter, sich zu befreien.
Dann versuchte Roran, von hinten Barsts Kehle zu packen, aber Barst drückte das Kinn auf die Brust, sodass Roran keinen Halt fand. Also schlang Roran stattdessen die Arme um Barsts Brust und hoffte, ihn bändigen zu können, bis jemand anders ihm helfen würde, den Mann zu töten.
Barst knurrte, warf sich auf die Seite und belastete dadurch Rorans verletzte Schulter, sodass er vor Schmerz ächzte. Die Pflastersteine bohrten sich in Rorans Arme und in seinen Rücken, während Barst sich dreimal herumrollte. Als er das ganze Gewicht des Mannes auf sich hatte, konnte Roran kaum noch atmen. Trotzdem ließ Roran nicht los. Barst rammte ihm einen Ellbogen in die Seite und Roran spürte, wie mehrere Rippen brachen. Er biss die Zähne zusammen und spannte die Arme an, dann drückte er zu, so fest er konnte.
Katrina, dachte er.
Wieder rammte Barst ihm den Ellbogen in den Leib.
Roran heulte auf und Sterne tanzten vor seinen Augen. Er drückte noch fester zu.
Wieder der Ellbogen – wie ein Amboss, der ihm in die Seite gerammt wurde.
»Du … wirst … nicht … gewinnen … Ohnehammer«, keuchte Barst. Er erhob sich schwankend und zog Roran mit hoch.
Obwohl er dachte, es würde ihm die Muskeln von den Knochen reißen, drückte Roran noch fester zu. Er schrie, aber er konnte seine Stimme nicht hören und er spürte, wie Adern platzten und Sehnen rissen.
Und dann gab Barsts Brustpanzer nach, wo der Kull ihm die Delle geschlagen hatte, und ein Geräusch wie von brechendem Kristall erklang.
»Nein!«, schrie Barst, noch während ein reines weißes Licht aus den Rändern seiner Rüstung brach. Er erstarrte, als hätten Ketten jedes seiner Glieder so weit wie möglich auseinandergezerrt, und begann unkontrolliert zu zittern.
Das Licht blendete Roran und verbrannte ihm die Arme und das Gesicht. Er ließ Barst los und fiel zu Boden, wo er seine Augen mit dem Unterarm bedeckte.
Das Licht strahlte weiter unter Barsts Brustpanzer hervor, bis die Ränder des Metalls zu glühen begannen. Dann erlosch die blendende Helligkeit und die Welt war dunkler als zuvor. Das Wenige, was von Graf Barst noch übrig war, stürzte rückwärts zu Boden und lag dann rauchend auf den Pflastersteinen.
Roran starrte blinzelnd zum Himmel empor. Er wusste, dass er aufstehen sollte, denn es waren Soldaten in der Nähe. Aber die Pflastersteine schienen so weich unter ihm zu sein und das Einzige, was er sich wirklich wünschte, war, die Augen zu schließen und sich auszuruhen …
Als er die Augen das nächste Mal öffnete, sah er Orik, Horst und mehrere Elfen um sich herum versammelt.
»Roran, kannst du mich hören?«, fragte Horst, der voller Sorge auf ihn heruntersah.
Roran versuchte zu sprechen, aber er war nicht in der Lage dazu.
»Kannst du mich hören? Hör mir zu. Du musst wach bleiben. Roran! Roran!«
Wieder versank Roran in der Schwärze. Es war ein tröstliches Gefühl, als hülle er sich in eine weiche Wolldecke. Wärme breitete sich in ihm aus und das Letzte, woran er sich erinnerte, war Orik, der sich über ihn beugte und in der Zwergensprache etwas sagte, was wie ein Gebet klang.
DIE GABE DES WISSENS
O
hne sich aus den Augen zu lassen, umkreisten Eragon und Murtagh einander langsam und versuchten vorherzusehen, wie und wohin der andere sich bewegen würde. Murtagh schien körperlich in bester Verfassung, aber unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und sein Gesicht war hager. Eragon vermutete, dass er unter großer Anspannung gestanden hatte. Er trug dieselbe Rüstung wie Eragon: ein Kettenhemd, Panzerhandschuhe, Arm- und Beinschienen, aber sein Schild war länger und schmaler als der von Eragon. Was ihre Schwerter betraf, hatte Brisingr mit seinem anderthalbhändigen Griff einen Vorteil, was die Länge anging, während Zar’roc mit seiner breiteren Klinge mehr Gewicht zu bieten hatte.
Sie näherten sich einander. Als sie noch ungefähr drei Schritte entfernt waren, fragte Murtagh, der Galbatorix den Rücken zuwandte, mit leiser, verärgerter Stimme: »Was soll das?«
»Zeit schinden«, murmelte Eragon, wobei er die Lippen so wenig wie möglich bewegte.
Murtagh runzelte finster die Stirn. »Du
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