Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
die Kähne gerade gekommen waren, und überdies, so vermutete Roran, zur Brustwehr der Stadtmauer, wo er anfangs den Soldaten entdeckt hatte.
Frustriert musterte Roran das heruntergelassene Gitter. Er hatte gehofft, bis direkt in die Stadt fahren zu können. So dagegen saßen sie erst einmal auf dem Kanal in der Falle und würden sich mit den Wachen befassen müssen.
Das lässt sich jetzt wohl nicht mehr ändern, dachte er.
Hinter ihnen quollen dunkelrot gewandete Soldaten aus den Wachräumen auf den Laufsteg, wo sie sich hinknieten und ihre Armbrüste spannten, um sie für eine weitere Salve vorzubereiten.
»Dort hinüber!«, rief Roran und zeigte mit dem Arm auf die linke Kaimauer. Die Krieger nahmen ihre Stangen aufs Neue zur Hand und drückten den Kahnverband langsam an den Rand des Kanals. Mit den mehreren Dutzend Bolzen, die aus ihren Schilden ragten, erinnerte das Aussehen der Truppe entfernt an einen Igel.
Als sie den Kai fast erreicht hatten, zogen zwanzig Soldaten der Verteidiger ihre Schwerter und stürmten die Treppe vom Steg herab, um die Varden abzufangen, bevor sie landen konnten.
»Schneller!«, rief Roran.
Ein Bolzen bohrte sich in seinen Schild. Die diamantförmige Spitze durchschlug das anderthalb Zoll dicke Holz und trat direkt über seinem Unterarm wieder aus. Er geriet ins Wanken, fing sich aber rasch wieder, denn er wusste, dass ihm nur wenige Augenblicke blieben, bis weitere Schützen auf ihn anlegen würden.
Roran sprang in Richtung Kai, die Arme weit ausgebreitet, um das Gleichgewicht zu halten. Trotzdem landete er hart und schlug mit einem Knie auf dem Boden auf. Dann hatte er nur noch Zeit, den Hammer aus seinem Gürtel zu reißen, bevor die Soldaten ihn erreicht hatten.
Mit einem Gefühl der Erleichterung und mit wilder Freude stellte Roran sich ihnen entgegen. Er war es leid, zu planen und zu grübeln und sich Sorgen zu machen, was sein könnte. Hier waren endlich wackere Gegner, die er bekämpfen und töten konnte – keine durch die Nacht schleichenden Meuchelmörder.
Die Begegnung war kurz, erbittert und blutig. Roran erschlug innerhalb der ersten paar Sekunden drei der Soldaten oder machte sie kampfunfähig. Dann kamen ihm Baldor, Delwin, Hamund, Mandel und andere zu Hilfe, um die Soldaten vom Wasser wegzudrängen.
Roran war kein Schwertkämpfer, daher versuchte er erst gar nicht, mit seinen Gegnern kunstvoll die Klingen zu kreuzen. Stattdessen ließ er sie auf seinen Schild einschlagen, soviel sie wollten, während er seinen Hammer benutzte, um seinerseits ihre Knochen zu zertrümmern. Gelegentlich musste er einen Hieb oder Stich parieren, aber er versuchte zu vermeiden, mehr als ein paar Schläge mit irgendjemandem zu wechseln, denn er wusste, dass sich sein Mangel an Erfahrung schon bald als verhängnisvoll erweisen würde. Er hatte entdeckt, dass der nützlichste Trick beim Kämpfen nicht fantastische Wirbel des Schwertes waren oder irgendeine komplizierte Finte, die zu meistern man Jahre brauchte. Man musste einfach die Initiative ergreifen und tun, was der Feind am wenigsten erwartete.
Nachdem er sich einen Weg aus dem Getümmel erkämpft hatte, stürmte Roran zu der Treppe, die auf den Steg mit den Armbrustschützen führte.
Immer drei Stufen auf einmal nehmend, hetzte Roran die Treppe hinauf, schwang seinen Hammer und traf den ersten Schützen mitten ins Gesicht. Der nächste Soldat in der Reihe hatte seine Armbrust bereits abgefeuert, daher ließ er sie fallen und griff beherzt nach seinem Kurzschwert. Er hatte die Klinge noch nicht zur Hälfte aus der Scheide gezogen, als Roran ihm den Brustkorb zertrümmerte.
Roran mochte den Kampf mit dem Hammer nicht zuletzt deswegen, weil er nicht darauf zu achten brauchte, welche Art von Rüstung seine Gegner trugen. Ein Hammer wirkte wie jede andere stumpfe Waffe allein durch die Kraft des Schlages. Diese Einfachheit gefiel ihm.
Der dritte Soldat auf dem Steg schaffte es, einen Bolzen auf ihn abzuschießen, bevor er einen weiteren Schritt machen konnte. Diesmal schaffte es der Bolzen auf halbe Länge durch seinen Schild und bohrte sich ihm beinahe in die Brust. Roran hielt die tödliche Spitze weit von seinem Körper weg, griff den Mann an und schwang den Hammer gegen dessen Schulter. Der Soldat benutzte seine Armbrust, um den Hieb abzuwehren, doch Roran ließ sogleich einen Schlag mit seinem Schild folgen, der den Soldaten schreiend und mit den Armen rudernd über das Geländer beförderte.
Am Ende dieser Aktion stand
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