Eragon 04 - Das Erbe Der Macht
Roran allerdings ohne jede Deckung da, und als er seine Aufmerksamkeit wieder auf die fünf auf der Brücke verbliebenen Soldaten richtete, stellte er fest, dass drei von ihnen direkt auf sein Herz zielten.
Die Soldaten schossen.
Kurz bevor die Bolzen ihn durchbohrten, schwenkten sie nach links und schrammten über die geschwärzten Wände wie riesige, wütende Wespen.
Roran wusste, dass es Carn war, der ihn gerettet hatte, und er beschloss, eine Möglichkeit zu finden, dem Magier zu danken, sobald sie sich nicht mehr in Lebensgefahr befanden.
Er griff die verbliebenen Soldaten an und erledigte sie mit einem zornigen Hagel von Hieben, als wären sie ein paar krumme Nägel, die es einzuhämmern galt. Dann brach er den Armbrustbolzen ab, der aus seinem Schild ragte, und drehte sich zum Kampfgeschehen unten auf dem Kai um.
Genau in diesem Augenblick brach dort der letzte Wachsoldat auf dem blutbedeckten Boden zusammen, sein abgetrennter Kopf rollte weg, plumpste in den Kanal und versank inmitten aufwallender Luftblasen.
Gut zwei Drittel der Varden waren inzwischen an Land gegangen und traten in ordentlichen Reihen direkt neben den Lastkähnen an.
Roran wollte ihnen gerade befehlen, vom Kanal zurückzutreten, damit die restlichen Männer Platz zum Aussteigen hatten, als die Türen in der gegenüberliegenden Wand aufgerissen wurden und sich eine Horde Soldaten in den Raum ergoss.
Verflucht! Wo kommen die denn her? Und wie viele sind es?
Gerade als Roran auf die Treppe zuhasten wollte, um seinen Männern zu helfen, die Neuankömmlinge zu bekämpfen, hob Carn – der noch immer neben dem vordersten Kahn auf dem Kai stand – die Arme, zeigte auf die herbeistürmenden Soldaten und schrie ihnen eine Reihe harter, verzerrter Worte in der alten Sprache entgegen.
Auf sein unheimliches Kommando hin flogen zwei Säcke Mehl und eine einzelne Schieferplatte von den Barkassen in die Reihen der dicht an dicht anrückenden Soldaten und mähten über ein Dutzend von ihnen nieder. Nach dem dritten oder vierten Aufprall platzten die Säcke auf und Wolken aus elfenbeinfarbenem Mehl blühten über den Soldaten auf, blendeten sie und erstickten sie beinahe.
Eine Sekunde später loderte an der Wand hinter den Soldaten eine Flamme auf und eine riesige, brodelnde Feuerkugel, orangefarben und rußig, raste durch die Mehlwolken, verschlang das feine Pulver mit hungriger Gier und knatterte dabei wie hundert Flaggen im stürmischen Wind.
Roran ging hinter seinem Schild in Deckung und spürte die sengende Hitze an den Beinen und auf der nackten Haut seiner Wangen, als die Feuerkugel nur wenige Schritte von der Brücke entfernt ausbrannte und glühende Ascheteilchen herabregnen ließ – ein schwarzer Leichenregen, der nur für ein Begräbnis passend schien.
Sobald der rußige Ball erloschen war, hob er vorsichtig den Kopf. Heißer, stinkender Rauch kitzelte in seiner Nase und brannte ihm in den Augen. Erschrocken begriff er, dass sein Bart in Flammen stand. Er fluchte, ließ den Hammer fallen und schlug auf die winzigen, gierigen Flammen ein, bis er sie gelöscht hatte.
»He!«, rief er zu Carn hinunter. »Du hast mir meinen Bart versengt! Sei vorsichtiger oder ich werde deinen Kopf auf eine Pike spießen!«
Die meisten Soldaten lagen zusammengekrümmt auf dem Boden und hielten sich die verbrannten Gesichter. Andere schlugen hektisch mit den Armen, um ihre Kleider zu löschen, oder tappten mit gezückten Waffen blind im Kreis, immer noch entschlossen, jeden Angriff der Varden abzuwehren.
Rorans eigene Männer schienen mit nur geringfügigen Brandwunden davongekommen zu sein – die meisten hatten außerhalb des Radius gestanden, wo die Feuerkugel gewütet hatte –, obwohl der unerwartete Brand ihnen die Orientierung geraubt hatte und sie etwas unsicher auf den Beinen zu sein schienen.
»Hört auf, Maulaffen feilzuhalten, und stürzt euch auf diese hilflosen Halunken, bevor sie wieder zur Besinnung kommen!«, befahl er und schlug mit seinem Hammer gegen das Geländer, um sicherzugehen, dass sie ihm auch zuhörten.
Die Varden waren den Soldaten zahlenmäßig weit überlegen, und bis Roran am Fuß der Treppe angekommen war, hatten sie bereits drei Viertel der Verteidiger getötet.
Roran überließ es seinen Kriegern, mit den wenigen verbliebenen Soldaten fertigzuwerden, und machte sich auf den Weg zu den großen Doppeltüren auf der linken Seite des Kanals – Türen, die so breit waren, dass zwei Wagen nebeneinander hindurchfahren
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