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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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anschließend: Päng! Tot. Herrliche Aussichten für einen Mann, der noch etliche Jahre bis zur Pensionierung vor sich hatte.
    Er nahm Mona Ibsens Visitenkarte und wog sie in der Hand.
    Zwanzig Minuten an ihrem warmen weichen Körper, dann würde es ihm schon besser gehen. Die Frage war nur, ob es genauso half, wenn er sich mit ihrem warmen weichen Blick begnügen musste.
    Er nahm den Hörer und wählte ihre Nummer, und während das Freizeichen ertönte, kehrte der Druck erneut zurück. War das nun ein lebensbejahendes Herzklopfen oder eine Warnung vor dem Gegenteil? Woher sollte er das denn wissen?
    Als sie ihren Namen sagte, schnappte er nach Luft.
    »Carl Mørck.« Mühsam brachte er seinen Namen heraus. »Ich bin bereit, eine vollständige Beichte abzulegen.«
    »Dann sollten Sie sich am besten an den Petersdom wenden«, war die trockene Antwort.
    »Nein, ehrlich. Ich hatte heute eine Angstattacke. Also, das glaube ich zumindest. Es geht mir nicht gut.«
    »Dann sagen wir Montag, elf Uhr. Soll ich Ihnen etwas zur Beruhigung verschreiben, oder schaffen Sie das Wochenende auch so?«
    »Ich schaffe es so«, sagte er, war sich dessen allerdings ganz und gar nicht sicher, als er auflegte.
    Noch zwei Stunden, dann würde Morten Holland von seinem Nachmittagsdienst im Videoladen zurück sein.
    Er nahm Merete Lynggaards Handy vom Ladegerät und schaltete es ein. »Pincode eingeben« stand auf dem Display. Also war der Akku noch in Ordnung.
    Er versuchte es mit der Zahlenkombination 1-2-3-4 und erhielt eine Fehlermeldung. Auf die umgekehrte Reihenfolge 4-3-2-1 kam der gleiche Bescheid. Jetzt hatte er nur noch einen Schuss frei; wenn der nicht ins Schwarze traf, musste er das Gerät bei den Spezialisten abliefern. Er suchte in der Akte Meretes Geburtstag heraus. Aber ebenso gut konnte sie Uffes Geburtstag genommen haben. Er blätterte und fand ihn. Nun konnte sie natürlich beide kombiniert oder auch etwas völlig anderes gewählt haben. Er beschloss, es mit einer Kombination der Geburtstage der Geschwister zu versuchen, und gab die jeweils ersten beiden Ziffern ein, Uffes zuerst.
    Bingo! Als auf dem Display ein Bild vom lächelnden Uffe erschien, der hinter Merete stand und sie umarmte, verschwand der Druck in seiner Brust für einen Moment. Andere hätten ein Siegesgeheul angestimmt, aber das schaffte er nicht. Stattdessen legte er die Beine auf den Tisch.
     Er öffnete das Telefonverzeichnis und sah die Liste der eingegangenen und getätigten Anrufe zwischen dem 15. Februar 2002 bis zum Tag ihres Verschwindens durch. Das waren ziemlich viele. Für manche der Nummern musste er wohl in den Archiven der Telefongesellschaft nachforschen. Nummern, die seither ersetzt und noch einmal ersetzt worden waren. Das wirkte zunächst mühsam, aber nach einer Stunde war das Muster klar: Merete Lynggaard hatte in der ganzen Zeit ausschließlich mit Kollegen und Vertretern von Interessenorganisationen kommuniziert. Dreißig Anrufe waren allein von ihrem eigenen Sekretariat eingegangen, der allerletzte am 1.März.
    Also waren mögliche Anrufe des falschen Daniel Hale an den Festnetzanschluss in ihrem Büro in Christiansborg gegangen. Wenn es diese Anrufe überhaupt gegeben hatte.
    Er seufzte und schob mit dem Fuß einen Stoß Papiere zur Seite. Es kribbelte in seinem rechten Bein - zu gern hätte er Børge Bak einen Tritt in den Hintern versetzt. Falls die damalige Ermittlungsgruppe eine Liste der Anrufe an Merete Lynggaards Büroanschluss hatte erstellen lassen, so war sie auf jeden Fall verloren gegangen, denn in der Akte befand sie sich nicht.
    Nun, darum würde Assad sich am Montag kümmern müssen, während er sich in Mona Ibsens Behandlung befand.
    Die Auswahl an Playmobil-Spielzeug in Allerøds einschlägigem Laden war zwar durchaus nicht übel, aber die Preise waren saftig. Woher die Bürger dieser Stadt das Geld nahmen, Kinder in die Welt zu setzen, war Carl ein Rätsel. Er entschied sich für den weitaus billigsten Satz zu 26,75 Kronen und bat um eine Quittung. Morten Holland würde ihn unter Garantie doch umtauschen, das war ihm klar.
    Als er nach Hause kam und Morten in der Küche sah, ging er sofort zu ihm und gestand. Zog die ausgeliehenen Gegenstände aus der Plastiktüte und legte sie auf den Tisch, daneben den neu erworbenen Karton. Sagte Morten, es täte ihm außerordentlich leid und er würde es mit Sicherheit nie wieder tun. Und überhaupt würde er nie mehr Mortens Reich betreten, wenn er, Morten, nicht zu Hause

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