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Erbarmen

Erbarmen

Titel: Erbarmen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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wie ich sehe.«
    »Ja, die sind gerade raufgebracht worden. Bist du nicht Carl Mørek?«
    »Das war ich mal«, sagte er und ging die letzten Schritte zu Marcus Jacobsens Büro.
    Die Tür stand offen, aber eine geschlossene Tür hätte ihn auch nicht daran gehindert, in das Meeting zu platzen. »Ihr habt ja ganz schönen Zulauf in der Abteilung«, bemerkte er trocken.
    Der Chef der Mordkommission sah seinen Stellvertreter und eines der Mädchen aus dem Sekretariat betreten an. »Okay, Carl Mørck ist aus der Tiefe zu uns heraufgestiegen. Wir machen in einer halben Stunde weiter«, sagte er und schob die Papiere auf dem Tisch zu einem Stoß zusammen.
    Carl sah dem Stellvertreter mürrisch nach, als der den Raum verließ. Der Blick, den er zurückerhielt, stand seinem in nichts nach. Vizekriminalinspektor Lars Bjørn hatte es immer verstanden, die kalten Gefühle zwischen ihnen warm zu halten.
    »Wie sieht's denn aus bei dir da unten, Carl? Hast du schon einen Überblick, welche Fälle Priorität haben?«
    »Zumindest bei denen, die ich bekommen habe.« Er deutete hinter sich. »Was passiert da draußen?«
    »Ja, eine berechtigte Frage.« Er hob die Augenbrauen und rückte den Schiefen Turm von Pisa gerade, wie der Stoß mit den neu hereingekommenen Fällen auf seinem Schreibtisch von seinen Leuten genannt wurde. »Die vielen Fälle haben es erforderlich gemacht, dass wir zwei weitere Ermittlungsteams zusammenstellen.«
    »Als Ersatz für meines?« Er lächelte hilflos.
    »Ja, und noch zwei Gruppen mehr.«
    Carl runzelte die Augenbrauen. »Drei Gruppen. Und wie in Dreiteufelsnamen habt ihr das finanziert bekommen?«
    »Sonderetat. Anpassung im Einklang mit der Reform, du weißt schon.«
    »Ach ja? Weiß ich das?«
    »Was willst du, Carl?«
    »Ach, das kann warten. Zuerst muss ich etwas überprüfen. Ich komme später noch mal.«
 
    In Carls Hirn schrillten sämtliche Alarmglocken: Es war ja kein Geheimnis, dass in der Partei der Rechten zahlreiche Wirtschaftsvertreter saßen und sich miteinander amüsierten und taten, worum sie die Berufsorganisationen baten. Aber diese aalglatte Partei hatte auch immer Leute aus dem Polizeicorps und vom Militär angezogen, die Götter mochten wissen, warum. Carl wusste, dass zurzeit zwei von der Sorte für die Rechten im Parlament saßen. Der eine war ein übler Bursche, der in rasantem Tempo das Polizeiwesen durchlief, um schnellstmöglich wieder rauszukommen. Aber der andere war ein netter alter Vizekriminalkommissar, den Carl von seiner Zeit in Randers kannte. Er war an sich nicht besonders konservativ, aber er war in dem Wahlkreis geboren, und die Arbeit wurde vermutlich ziemlich gut bezahlt. So wurde aus Kurt Hansen Randers Parlamentsabgeordneter für die Rechten und Mitglied im Rechtsausschuss und Carls beste Quelle für Informationen aus politischen Kreisen. Kurt erzählte nicht viel von sich aus, aber wenn ein Fall spannend genug war, war er leicht zu interessieren. Ob das hierbei so wäre, wusste Carl allerdings nicht.
    »Herr Vizekriminalkommissar Kurt Hansen, nehme ich an«, sagte Carl, als er die Stimme am Telefon hörte.
    Hansen lachte sein warmes, freundliches Lachen. »Ja hallo, Carl. Das ist ja lange her. Schön, deine Stimme zu hören. Du bist angeschossen worden, hörte ich.«
    »Ist längst vergessen. Mir geht es gut, Kurt.«
    »Zwei deiner Kollegen hat es aber übel erwischt. Ist man mit dem Fall schon weitergekommen?«
    »Es geht voran.«
    »Das freut mich. Wir arbeiten derzeit an einem Gesetzesvorschlag, wonach der Strafrahmen für Übergriffe auf Beamte im Dienst um fünfzig Prozent erhöht werden soll. Wir müssen euch da draußen an der Front doch unterstützen.«
    »Prima, Kurt. Ihr habt auch die Mordkommission in Kopenhagen mit einem Sonderetat unterstützt, höre ich?«
    »Die Mordkommission? Wie kommst du denn darauf?« »Oder ist das Ganze eher für etwas anderes im Präsidium gedacht? Ist ja kein Geheimnis.«
    Kurt lachte so herzlich, wie das nur einer kann, der sich seiner baldigen dicken Pension sicher ist.
    »Also, wofür genau habt ihr euch ins Zeug gelegt? Oder ist das eher eine Angelegenheit der Reichspolizei ?«
    »Ja. Das neue Dezernat gehört formal in den Zuständigkeitsbereich der Reichspolizei. Damit nicht dieselben Leute in denselben Fällen ein weiteres Mal ermitteln, hat man beschlossen, dass es eine selbstständige Abteilung sein soll, die jedoch verwaltungstechnisch der Mordkommission in Kopenhagen unterstellt ist. Die soll sich der

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